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Hintergrund: Verkehrsprognose 2050 Lkw-Verkehr nimmt weiter zu

LKW Verkehr 2050
LKW Verkehr 2050
© press-inform - das Pressebuero
Die Prognosen des Bundesverkehrsministers sind düster: Das Verkehrsaufkommen wächst in den kommenden Jahren immer weiter – besonders stark durch Lastwagen. Und die sind von der Elektromobilität im Alltag noch weit entfernt.

Lange Lkw-Kolonnen auf Autobahnen, unzählige Sattelzüge auf den Landstraßen und Transporter, die in Innenstädten den Verkehr blockieren. Daran haben sich deutsche Autofahrer seit vielen Jahren gewöhnt – genauso, dass sie regelmäßig mit überfüllten Rasthöfen, mit vogelwild geparkten Trucks entlang der Autobahn oder mit langen Lkw-Staus bei österreichischer Blockabfertigung konfrontiert werden. Was den meisten Pkw-Fahrern hierzulande bleibt, ist die Hoffnung, dass der Güterverkehr endlich stärker auf die Schiene verlagert wird.

Diese Hoffnungen haben nun einen massiven Dämpfer erhalten. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (FDP) hat seine Verkehrsprognose bis zum Jahr 2051 vorgestellt. Die von zwei namhaften Beratungsfirmen erstellte Studie basiert auf Grunddaten des Jahres 2019, wird aber jährlich aktualisiert. So beinhaltet die veröffentliche Version beispielsweise bereits das gestiegene Bevölkerungswachstum, die Veränderungen durch die Energiewende und die Folgen des Ukraine-Kriegs. Doch die Prognosen für die Zukunft sind düster: Bis noch mindestens zur Mitte des Jahrhunderts muss der Lkw die Hauptlast des Güterverkehrs tragen. Als Folge davon wird der Lkw-Verkehr weiter zunehmen.

Die Verkehrsprognose geht davon aus, dass bis 2051 der Personenverkehr auf der Straße um 13 Prozent auf fast 1.400 Milliarden Kilometer, sogenannte Personenkilometer, ansteigen wird. Doch dieser Zuwachs scheint fast nichts gemessen daran, was die Experten für den Güterverkehr prognostizieren. Er wird auf der Straße im Vergleich zu 2019 um 54 Prozent steigen. Statt 679 Milliarden Tonnenkilometern sind es zur Jahrhundertmitte 990 Milliarden. Der Lkw bleibt daher das dominierende Verkehrsmittel für Güter und nimmt sogar noch weiter an Bedeutung zu, heißt es im Verkehrsministerium. Die Ergebnisse der neuen Langfrist- Verkehrsprognose machen deutlich: „Der Verkehr in Deutschland wird in jeder Hinsicht zunehmen. Um einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, brauchen wir jetzt dringend das Deutschlandtempo für den Ausbau aller Verkehrsträger – auch der Straße“, fordert der Bundesverkehrsminister Volker Wissing.

Dass er dabei gerade beim Ausbau des Straßennetzes auf Widerstand beim Koalitionspartner treffen wird, ist vorprogrammiert. Doch auch die „Allianz pro Schiene“ meldete sich umgehend zu Wort. Prognosen seien keine Fakten, wirft es dem Bundesverkehrsminister vor. Als „ungeheuerlich“ bezeichnete Martin Burkert, Vorsitzender des gemeinnützigen Verkehrsbündnisses, die Aussage Wissings, der würde sich beim Güterverkehr nicht „an politischem Wunschdenken“ orientieren. Der Koalitionsvertrag sieht dagegen als Ziel vor, den Marktanteil der Güter auf der Bahn zu steigern. Tatsächlich geht Wissings Verkehrsprognose davon aus, dass zwar auch das Güteraufkommen bei der Bahn steigt – mit rund 33 Prozent allerdings deutlich schwächer als der Lkw-Verkehr. Eine Trendwende zu Gunsten der Bahn sind anders aus. Nebenbei stagniert der Transport auf Wasserstraßen.

Der ausbleibende Transfer auf die Schiene ist allerdings nicht nur ein politischer Zankapfel. Er hat konkrete wirtschaftliche und gesellschaftliche Gründe, denn der Güterverkehr steckt in einem Strukturwandel. Durch die Energiewende werden weniger Kohle, Koks, Mineralölprodukte und Erze gebraucht – Fracht, die bislang überwiegend auf der Schiene transportiert wurde, gut disponierbar war und nun an Volumen verliert. Großes Wachstum gibt es dagegen bei Gütern, die schon jetzt typischerweise per Lkw befördert werden: Stückgüter aus der Nahrungs- und Genussmittelbranche (plus 29 Prozent) sowie Sammelgüter an einen Adressaten (plus 90 Prozent). Der große Treiber beim Frachtaufkommen sind allerdings Post- und Paketsendungen, die um 200 Prozent steigen werden – eine Folge des immer weiter wachsenden Online-Handels. Hier sind nicht nur die Frachtziele sehr divers, sondern die Disponierung meist kurzfristig, was gegen die Beförderung per Bahn spricht. Und selbst ein durchgängig mit Stückgut beladener Zug erreicht nicht die Transporteffizienz, die er zuvor mit 2.000 Tonnen Kohle erreichte.

Dass ein Großteils des Schimpfens auf die Lkw eine Doppelmoral vieler Online-Käufer ist, ärgert auch Prof. Dirk Engelhardt. Er ist Vorstandssprecher des BGL, des Bundesverbands für Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung: „Unsere Lkw fahren nicht nur so zum Spaß durch die Gegend, die haben Güter zu transportieren, mit denen die die tägliche Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft sicherstellen.“

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