Jeder Autofahrer kennt das Gefühl: Da "vorne" quietscht und klappert etwas, oder die Warnlämpchen fangen an zu leuchten. Man fährt in die Werkstatt und der Mechaniker macht ein besorgtes Gesicht. Man selbst versteht gar nichts, nur eins ist sonnenklar: Das wird jetzt teuer.
Da ist es wieder: Das Gefühl, ausgeliefert zu sein. Eine gewisse Wehrlosigkeit, weil man überhaupt nicht versteht, was die Mechaniker da machen.
Wenn man sich nicht selbst zum Fachmann emporbilden will, bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Vertrauensbeziehung zur Werkstatt aufzubauen. Nur zu welcher?
Werkstatt-Rat von der Fach-Frau
Sind freie Werkstätten schlechter als die Vertragswerkstätten mit ihren Showrooms und Glaspalästen? "Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten", bedauert Annette Bender-Napp, Werkstattexpertin bei Deutschlands renommiertester Autozeitschrift, der "auto motor und sport".
"Jeder hat unterschiedliche Erwartungen an seine Werkstatt. Manch einer legt Wert darauf, in einem großen, hellen Gebäude empfangen und zuvorkommend bedient zu werden, anderen dagegen genügt es zu wissen, dass der Mechaniker sein Handwerk versteht."
Tatsächlich fühlen sich manche Kunden in großen Werkstatt mit eine Wartelounge und italienischem Kaffee wohl, andere denken misstrauisch – aber nicht zu Unrecht – dass sie diesen ganzen Aufwand am Ende mitfinanzieren dürfen. Einige beruhigt die Qualitätssicherung der Großkonzerne. Man kann aber auch genervt sein, wenn nach einem simplen Service die Qualitätssicherung aus Ingolstadt zweimal anruft und detailliert nachprüft, ob die Werkstatt alles richtig gemacht hat.
Glaspaläste kein Garant für Qualität
Annette Bender-Napp weiß, dass große Glaspaläste kein Garant für Qualität sind. "Das Äußere einer Werkstatt gibt nur selten Aufschluss über deren Kompetenz. Auch die Bezeichnung „Vertragswerkstatt“ (für eine bestimmte Marke) ist kein Garant für eine gute Werkstatt, wie wir in unseren Tests immer wieder feststellen mussten."
Natürlich sollte eine Werkstatt nicht wirklich verdreckt sein. Aber in kleineren freien Werkstätten ist es häufig nicht so aufgeräumt wie in den großen Anlagen einer Werksniederlassung. Dafür spricht man aber auch mit einem Meister, der selbst noch Hand anlegt, und nicht mit einem Kundenberater mit weißem Hemd und Krawatte.
Tipps von Bekannten und Bewertungen studieren
Der Tipp von Bender-Napp: "Wer eine neue Werkstatt sucht, fragt am besten im Bekanntenkreis nach Erfahrungen. Grundsätzlich ist es auch nie verkehrt, einfach bei der Werkstatt vorbeizuschauen und Fragen direkt persönlich zu besprechen." Bewertungen im Internet können auch helfen, vor allem wenn es viele Einträge gibt. Wenige positive Einträge können dagegen leicht, von Bekannten des Besitzers stammen. Umgekehrt, können auch wenige unzufriedene eine ganze Werkstatt runterziehen.
Wichtig ist nicht zuletzt das Bauchgefühl. Wenn Sie sich unwohl fühlen, sollten Sie eine andere Werkstatt suchen. Autoreparatur ist Vertrauenssache und mit einem schlechten Gefühl lässt die sich nicht aufbauen.
Dazu gelten die Standardregeln: "Wenn man sein Fahrzeug zur Reparatur oder Inspektion abgibt, sollte eine so genannte Direktannahme stattfinden. Sprich, man schaut sich den Wagen gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Werkstatt an, um den Umfang der Reparatur und offene Fragen besprechen zu können."
Kein Auftrag ohne Kostenvoranschlag
Vorsicht bei Blanko-Aufträgen, wie "TÜV fertigmachen" und mündlichen Absprachen. "Nur ein schriftlicher Kostenvoranschlag gibt Sicherheit. Vor zusätzlichen Arbeiten sollte die Werkstatt dann Rücksprache halten, das vereinbart man am besten bei der Abgabe des Wagens."
Bei der Abholung müssen alle Arbeiten und die Rechnung erklärt werden können. Nach einer Inspektion sollte zudem die Wartungsliste ausgehändigt werden, auf der zu sehen ist, welche Arbeiten durchgeführt wurden.
Gerade bei Inspektionen wird gern geschummelt, wie Test gezeigt haben. Werkstätten führen die notwendigen Service-Arbeiten durch, wie den Wechsel von Luftfilter und Ölen, aber bei dem Sicherheitscheck von Lampen und Ähnlichem wird gespart. Das wird nicht gemacht, aber die Zeitwerte finden sich dennoch auf der Rechnung.
Gut ist nicht unbedingt billig
Eines sollten Sie noch bedenken: Eine gute Werkstatt ist nicht unbedingt eine billige Werkstatt. Eine Vertragswerkstatt und auch viele freie Werkstätten führen Reparaturen und Wartung strikt nach Herstellervorgaben durch – das bedeutet dann auch, dass teure Originalteile verwandt werden. Am Ende des Lebenszyklus eines Autos kann es sich aber durchaus lohnen, auf weit günstigere Quellen auszuweichen: Anstelle des Ersatzteils im Original-Karton, kann es ein baugleiches Teil direkt vom Zulieferer sein oder gar die Alternative eines Drittherstellers.
Wenn das aus Kostengründen für Sie wichtig ist, bleiben nur freie Werkstätten. Sie müssen aber damit rechnen, auf die Garantie zu verzichten, wenn sie andere als die Originalteile verwenden wollen.
Denken Sie auch daran, dass Ihre Werkstatt nicht für jeden Autofrust verantwortlich ist. Die Frage, ob sich eine teure Reparatur bei einem alten Wagen noch lohnt, kann niemand hundertprozentig beantworten. Auch wenn das Fahrzeug noch Substanz hat, kann es Ihnen durchaus passieren, dass Sie in einem Monat den Turbolader reparieren lassen und im nächsten die Lichtmaschine ausfällt.