Trotz Smartphone-Boom und Second-Screen auf Notebook und Tablet: Der Mittelpunkt des Wohnzimmers ist immer noch der Fernseher. Statistisch gesehen sitzt jeder Deutsche knapp dreieinhalb Stunden pro Tag vor der Mattscheibe. Doch im vergangenen Jahr hatten einige Hersteller mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, viele Deutsche blieben ihrer alten Glotze treu.
Auf der Technikmesse CES versuchen die TV-Hersteller deshalb mit jeder Menge neuen Geräten, die Kunden mit neuen technischen Features zum Kauf zu überreden. Im Sommer warten mit den Olympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft schließlich gleich zwei sportliche Mega-Events.
Doch was unterscheidet die neuen Fernseher von alten TV-Modellen? Was steckt hinter Abkürzungen wie 4K, SUHD und HDR? Und welche Technik ist derzeit überhaupt sinnvoll? Wir erklären die wichtigsten Trends im TV-Bereich.
Was hat es mit 4K und UHD auf sich?
Ein aktueller Fernseher muss groß sein und ultrascharf. Die Durchschnittsgröße eines neu verkauften Fernsehers liegt in Deutschland bei 55 Zoll. Einige Hersteller bieten aber auch Modelle mit bis zu 80 Zoll. Bei solchen Mega-Glotzen mit mehr als zwei Metern Bilddiagonale kommt definitiv Kino-Feeling auf - allerdings nur, wenn der Fernsehern auch die passende UHD-Auflösung unterstützt.
UHD-Bildschirme (auch 4K genannt) haben die vierfache HDTV-Auflösung, auf den Bildschirm quetschen sich acht statt zwei Millionen Pixel (Auflösung: 3840 x 2160 Pixel). Selbst bei großen Bildschirmen erkennt man dann keine einzelnen Bildpunkte mehr. Außerdem bietet Ultra-HD einen deutlich umfangreicheren Farbraum.
Ultra-HD ist definitiv der neue TV-Standard. Allerdings dauert es noch einige Jahre, bis das normale TV-Programm auf die neue Bildtechnologie setzt. Selbst Streaming-Vorreiter wie Netflix und Amazon bieten derzeit nur einen Bruchteil ihres Film- und Serienkatalogs in UHD an. Bei Netflix sind das etwa die Serien "Narcos", "House of Cards" oder "Daredevil", bei den Filmen die Adam-Sandler-Komödie "Ridiculous 6" und verschiedene Dokumentationen. Amazon bietet in 4K die Serien "Mozart in the Jungle", "Transparent" und "The Man In The High Castle". Wirklich üppig ist die Auswahl aber bei beiden Anbietern noch nicht.
Ein weiterer Knackpunkt: Neben dem passenden Gerät benötigt man für UHD-Streaming ein Premium-Abonnement (Netflix: 12,99 pro Monat, Amazon: 49 Euro pro Jahr) und eine schnelle Internetleitung mit mindestens 25 Mbit/s. Um die demnächst erscheinenden UHD-Blu-rays anzusehen, benötigt man einen neuen Blu-ray-Player - und die sind nicht gerade billig.
Wer einen neuen Fernseher kaufen will, macht nichts falsch, wenn er bereits jetzt zu einem UHD-Modell greift. Empfehlenswert ist es aber, noch eine Weile zu warten: Dann gibt es nicht nur mehr UHD-Inhalte, die Fernseher sind auch günstiger oder bieten mehr Features fürs Geld.
Was ist "Ultra HD Premium"?
Auf der CES stellte die Branche noch ein neues Logo vor, dass ab sofort auf Fernsehern und Software prangt: Ultra HD Premium. Dahinter verbirgt sich eine Zertifizierung für besonders hochwertige UHD-Inhalte, die verschiedene Standards vereinigt - etwa wenn HDR-Material zu sehen ist oder Filme mit erweitertem Farbraum. Berücksichtigt werden sowohl TV-Geräte, die sich durch besonders hohe Helligkeitswerte auszeichnen, als auch Fernseher, die mit besonders tiefen Schwarzwerten glänzen.
Wofür steht HDR?
HDR ist ein weiterer wichtiger TV-Trend. Die Abkürzung steht für "High Dynamic Range". Fotografen kennen die Technik bereits von Kameras, wo drei verschiedene Bilder mit unterschiedlichen Belichtungen übereinander gelegt werden. Beim Fernseher funktioniert die Technik anders, das Ergebnis sind tiefere Schwarzwerte, hellere Weißflächen und insgesamt sattere Kontraste. LG hat auf der CES neue Fernseher mit "HDR Plus" vorgestellt, das ist im Grunde aber nur Marketing-Geschwurbel, schreibt der Tech-Blog "The Verge".
HDR Sieht prima aus, hat aber einen entscheidenden Haken: Derzeit sind die passenden Inhalte auch hier noch Mangelware. Amazon hat ein paar zaghafte Schritte unternommen und bietet die Serie "Mozart in the Jungle" in HDR an. Netflix will Anfang diesen Jahres ebenfalls nachlegen.
Noch geht es auch ohne HDR. Derzeit sind die Modelle mit der Bildverbesserungstechnik noch zu teuer und es gibt zu wenig Inhalte. Doch die Hersteller setzen massiv auf die neue Technik - bislang gibt es sie aber nur in teuren Premiumgeräten.
Was machen SUHD und Quantum Dots anders?
Samsung (SUHD) und LG (Quantum Dots) setzen bei einigen Fernsehern auf die sogenannte Nanokristall-Technologie. Damit sind nur wenige Atome dünne Nano-Kristalle gemeint, die dem Licht eine andere Farbe geben und den Farbraum deutlich erweitern. Vereinfacht gesagt machen sie aus blauem Licht rote und grüne Lichtpunkte, aus diesem Mix entsteht ein reines, weißes Licht. Der große Vorteil: SUHD-Displays sind sehr energiesparsam und strotzen vor Farben. Laut Samsung liefern sie 64-mal mehr Farben als herkömmliche Modelle.
Ist ein Curved TV sinnvoll?
Curved TVs sind der Wohnzimmer-Trend schlechthin. Gemeint sind konkav gekrümmte Fernseher, die seit knapp zwei Jahren von immer mehr Herstellern auf den Markt gebracht werden. Schick aussehen tun die Fernseher auf jeden Fall. Über den Sinn lässt sich aber streiten: Die Hersteller behaupten, dass Filme auf gekrümmten Displays einen plastischeren Eindruck machen, weil alle Pixel vom Auge des Zuschauers gleich weit entfernt sind.
Die Stiftung Warentest kam in einem Fernseher-Test dagegen zu einem anderen Schluss: Der krumme Bildschirm wirkt sich praktisch nicht auf die Bildqualität aus, schrieben die Experten. Ob man einen gekrümmten Fernseher kaufen will, hängt vom eigenen Geschmack ab. Am besten im Elektronikfachmarkt probeschauen. Ein wichtiger Tipp: Schaut man regelmäßig in größeren Gruppen, sollte man lieber zum konventionellen Flachbildfernseher greifen - denn von der Seite ist der Blick auf Curved TVs nicht immer ideal.
Wofür braucht man ein 21:9-Format?
Alte Röhren hatten meist das 4:3-Format, der Großteil der Flachbildfernseher setzt auf das breitere 16:9-Format. Seit einigen Jahren gibt es auch Fernseher, die auf das noch breitere 21:9-Format setzen. Diese Modelle haben den Vorteil, dass sie auch mit dem Breitbildformat des Kinos (das sogenannte Cinemascope) zurechtkommen. Filme werden dann ohne schwarze Streifen oben und unten angezeigt. Vor allem interessant für Film-Fans, die Modelle bleiben aber Nischenprodukte.
Welches Betriebssystem haben die Fernseher?
Google TV, vor wenigen Jahren noch ein Hoffnungsträger des Suchmaschinenriesen, wurde mittlerweile komplett eingestampft. Stattdessen soll es nun Android TV richten: Mit Sony und Sharp hat Google jedenfalls prominente Fernseher-Hersteller an Bord. Android TV bietet neben Live-TV auch Zugriff auf Filme, Serien und Apps des Play Stores. Zudem gibt es die von Google Now bekannte Spracherkennung.
Einen anderen Schritt geht Samsung: Die Südkoreaner setzen auf das firmeneigene Betriebssystem Tizen. Die wichtigsten Anwendungen werden auch hier unterstützt. Panasonic setzt nach wie vor auf Firefox OS.