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Amazon für Kriminelle Darknet: Hier kaufte der Amokläufer aus München seine Waffe

Der Amokläufer von München kaufte seine Pistole im Darknet, einer Art Parallel-Internet für Kriminelle. Doch wie funktioniert das Schattennetz?

David S., der Amokläufer von München, plante Polizeiangaben zufolge seine Tat ein Jahr im Voraus. Am Freitagabend machte er sich ausgestattet mit einer halbautomatischen 9-Millimeter-Pistole vom Typ Glock 17 auf den Weg zum Olympia-Einkaufszentrum und schoss 57 Mal um sich. Es gab zehn Tote, darunter der Täter, 35 weitere Menschen wurden verletzt. Insgesamt hatte David S.  mehr als 300 Schuss Munition dabei. Doch wie kommt ein 18-jähriger Schüler an eine Waffe und so viel Munition? Den Ermittlern zufolge beschaffte er sich die Waffe im sogenannten Darknet.

Waffen und Drogen auf Knopfdruck

Das Darknet ist ein Tummelplatz für Kriminelle, man könnte auch sagen: Es ist das Internet, vor dem viele Eltern ihre Kinder früher gewarnt haben. Es ist eine Art dunkles Parallelnetz. Um darauf zugreifen zu können, benötigt man einige Vorkenntnisse und spezielle Software. Denn die mehr als 50.000 Webseiten, auf denen man unter anderem Drogen, Waffen oder Auftragskiller bestellen, aber auch Kinderpornografie und gestohlene Kreditkartendaten herunterladen kann, findet man nicht einfach über Google.

Die Adressen sind komplizierter, sie lauten nicht etwa "stern.de", sondern "http://wikitjerrta4qgz4.onion/", diese Seite führt auf das HiddenWiki. Im Netz kursieren aber Dutzende Anleitungen in allen Sprachen, die einem erklären, wie man sich ins Darknet einloggt und entsprechende Seiten findet - das ist selbst für einen Teenager kein Problem.

Tor-Browser verschleiert Identität

Für den Zugang benötigt man eine Anonymisierungssoftware, die bekannteste ist Tor. Sie verbirgt die IP-Adresse des Nutzers. Dafür macht sich die Software das Zwiebelprinzip (daher das Tor-Logo, eine Zwiebel) zunutze: Jedes Datenpaket wird durch mehrere Tor-Server geleitet, die Verbindungen sind verschlüsselt. Der letzte Server weiß also nicht, woher die Anfrage ursprünglich kam. Behörden und Geheimdienste können so kaum überwachen, wer im Darknet auf Shopping-Tour geht.

Der große Nachteil: Durch die Verschlüsselung sinkt die Verbindungsgeschwindigkeit auf Vor-DSL-Zeiten, ein Seitenaufbau kann mitunter Minuten dauern. Bezahlt wird in der Regel mit der anonymen Netzwährung Bitcoins. Auf spezialisierten Portalen kann man seine Euros einfach gegen das Krypto-Geld eintauschen.

Kampf gegen Darknet beinahe aussichtslos

Zwar nutzen auch Dissidenten, Journalisten und Whistleblower für ihre Zwecke das Darknet. Der Großteil der Seiten bietet aber illegale Dienste an. Für die Behörden ist das Schattennetz deshalb ein großes Ärgernis. 2013 gelang dem FBI der bislang wohl spektakulärste Schlag gegen die anonymen Kriminellen, als sie den Betreiber der Plattform "Silk Road" festnahmen. Auch hierzulande konnten Ermittler die eine oder andere Plattform hochnehmen, doch das waren nur Tropfen auf dem heißen Stein: Wird eine Plattform geschlossen, steht die nächste bereits in den Startlöchern.

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cf

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