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Zu wenig, zu spät Warum das iPhone 7 Apple nicht retten kann

Apple befindet sich in der Verkaufskrise. Und die dürfte noch länger dauern. Bisher konnte das neue iPhone die Zahlen immer nach oben treiben. Beim iPhone 7 sieht es dagegen düster aus.

Apple geht es schlecht. Zumindest ein bisschen. Zum ersten Mal seit 13 Jahren sind die Umsätze über das Jahr gesunken. Das bedeutet zwar immer noch fette Gewinne, die andere Konzerne neidisch werden lassen. Die Zeit des stetigen Wachstums sind aber gezählt. Und mit dem iPhone 7 wird wohl sogar der einstige Erfolgsgarant als Rettungsanker ausfallen.

Denn obwohl die Verkäufe etwa beim iPad schon seit Jahren sinken, konnte Apple sich auf eines immer verlassen: Das iPhone spült soviel Geld in die Kassen, dass man in anderen Bereichen auch schon mal schrumpfen kann. Die Zeiten sind nun vorbei. Welche entscheidenden Fehler Apple in diese Lage gebracht haben, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst. Der wichtigste: Apple hat es bisher nicht geschafft, sich vom iPhone als Haupteinnahmequelle lösen zu können. Das rächt sich nun.

Das iPhone 7 als Enttäuschung

Zum iPhone 7 gibt es zwar noch keine gesicherten Fakten, wohl aber jede Menge Gerüchte und Leaks. Und die deuten alle auf eines hin: Das im Herbst kommende, neue iPhone wird alles andere als aufregend.

Das fängt schon bei der Optik an. Bisher hat Apple seinem Bestseller spätestens alle zwei Jahre ein neues Gewand gegönnt, dazwischen gab es seit dem dritten iPhone (iPhone 3GS) immer nur technische Upgrades. Mit dem iPhone 6 wagte Apple vor eineinhalb Jahren den Sprung auf größere Display-Größen, letztes Jahr kam dann das optisch weitgehend identische iPhone 6s. Mit dem iPhone 7 wäre also mal wieder ein neuer Anstrich fällig. Eigentlich.

Optisch nur Altbekanntes

Wenn man den vielen geleakten Hüllen, Designskizzen und vermeintlichen Bauteilen glauben schenkt, unterscheidet sich das iPhone 7 nur in Details von seinem Vorgänger. Größe, Dicke und Look bleiben identisch. Die Antennenstreifen sind etwas dezenter geworden, vielleicht lässt Apple den Kopfhörer-Anschluss weg. Das war's.

Stecken die vielen Neuerungen also unter der Haube? Auch da sieht es eher nach Produktpflege statt Revolution aus. Natürlich wird das neue iPhone schneller, sogar der Akku soll zulegen. Allerdings im so geringen Umfang, dass die meisten Nutzer kaum einen Unterschied spüren dürften.

Innovation nur beim großen Modell

Echte Innovation soll es nur bei der Kamera geben, aber nur bei einem Modell: Das große iPhone 7 soll nicht mehr "Plus" sondern "Pro" heißen, so wie die aktuellen iPads. Deshalb bekommt es wohl mehr Arbeitsspeicher - und eine Doppelkamera. Die Dual-Knipsen liegen gerade schwer im Trend. Beim LG G5 (hier der Test) und dem Huawei P9 (ebenfalls von uns getestet) brachten sie aber keine weltbewegenden Vorteile.

Beide nutzen die Technik allerdings unterschiedlich, einmal mit einer zusätzlichen Weitwinkel- und einmal mit einer dezidierten Schwarz-Weiß-Kamera. Wie Apple die Technologie einsetzen wird, ist bislang nicht bekannt: Denkbar sind bessere Aufnahmen bei schlechtem Licht, aber auch ein analoger Zoom. Ob die Doppelkamera aber einen echten Vorteil bringen wird, muss sich zeigen. Das Potenzial hat die Technik allemal.

Dass die neue Knipse den Kunden als massenhafter Kaufgrund reichen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Zumal sich die großen iPhones ohnehin schlechter verkaufen, als ihre kleinen Geschwister - und die behalten auch im iPhone 7 die herkömmliche Kamera.

Eine Pleite wird's wohl nicht

Natürlich wird sich auch das iPhone 7 hervorragend verkaufen, daran zweifelt niemand ernsthaft. Nach dem gigantischen Erfolg des iPhone 6, der dann im ersten Verkaufsquartal sogar noch vom iPhone 6s getoppt wurde, sind die Erwartungen allerdings extrem hoch. Und dann stellt sich die Frage, ob ein iPhone, dass beinahe genauso aussieht und auch kein echtes Killerfeature mitbringt, noch einmal so viele Wechselwillige finden wird. Und die Antwort darauf dürfte "Nein" lauten. Denn dazu sind die Unterschiede zu gering - und die "alten" Geräte nach wie vor viel zu gut.

Beim iPhone 8 werden die Karten wohl neu gemischt. Apple plant allem Anschein nach ein nahezu randloses Design, der Fingerabdruck-Sensor soll Gerüchten zufolge im Display selbst verschwinden. Zudem könnte eine neue Display-Technologie für ungeahnte Akku-Laufzeiten sorgen. Doch diese Revolution kommt wohl erst nächstes Jahr, pünktlich zum zehnten Geburtstag des ersten iPhones. Vielleicht hätte sich Apple lieber ranhalten sollen.

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