Anzeige
Anzeige

Blue Origin "Wir werden die Erde besuchen wie ein Naturschutzgebiet": Jeff Bezos erwartet Umzug der Menschheit ins All

Jeff Bezos vor einer Weltraumkapsel seiner Firma Blue Origin
Mit der eigenen Firma Blue Origin war Jeff Bezos dieses Jahr erstmals ins All geflogen
© Chuck Bigger/Space Symposium via ZUMA Wire / DPA
Macht Jeff Bezos in den letzten Monaten Schlagzeilen, geht es meist nicht um Amazon, sondern um sein Raumfahrt-Unternehmen Blue Origin. Das soll offenbar nicht nur den Tourismus ins All ermöglichen. Bezos träumt von der Evakuierung der Erde.

Die immer weiter wachsende Anzahl von Menschen stellt unseren Planeten vor Herausforderungen. Die Durchschnitts-Temperaturen steigen, die Naturkatastrophen häufen sich und die Natur ächzt unter dem stetig zunehmenden Ressourcen-Hunger. Für Amazon-Gründer Jeff Bezos gibt es auf lange Sicht nur eine Lösung: Die Menschheit muss ins All ausweichen.

"In den nächsten Jahrhunderten werden immer mehr Menschen, vielleicht die meisten Menschen, im All geboren werden, das wird ihre Heimat sein", erklärte er bei einem Auftritt beim Ignatius Forum 2021. Unter dem Motto "Our Future in Space" (Unsere Zukunft im Weltall) hatte die Washington National Cathedral zum Gespräch geladen, Bezos war als Überraschungsgast aufgetreten. 

Weg ins All

Glaubt man Bezos, soll die Menschheit irgendwann zum größten Teil außerhalb der Erde leben. "Diese Erde kann eventuell 10 Milliarden Menschen ernähren - und auch dazu müssten wir große Fortschritte machen, wenn wir die Erde nicht weiter zerstören wollen. Das Sonnensystem kann aber Billionen von Menschen unterhalten."

Dabei gehe es ihm aber nicht um die Besiedlung anderer Planeten. "Selbst wenn wir der Mars mit Terraforming bewohnbar machen würden - was extrem schwierig wäre -, verdoppeln wir die potenzielle Anzahl von Menschen nur von zehn auf zwanzig Milliarden", glaubt Bezos. Mit im All schwebenden Kolonien sei das anders. Erst vor kurzem hatte Blue Origin angekündigt, unter dem Namen "Orbital Reef" an seiner ersten Raumstation zu arbeiten.

In Bezos Vision sollen die Kolonien aber noch viel weiter gehen. Er spricht von Kilometer langen Röhren, die durch Drehung künstliche Schwerkraft schaffen und Flüsse, Wälder und wildlebende Tiere beinhalten. Und Menschen eine Heimat im All bieten. "Millionen von Menschen werden ins All auswandern", glaubt er. Deren Nachkommen dann über Jahrhunderte den Großteil der Menschheit bilden. "Sie werden die Erde besuchen wie wir den Yellowstone Nationalpark."

Blue Origin: "Wir werden die Erde besuchen wie ein Naturschutzgebiet": Jeff Bezos erwartet Umzug der Menschheit ins All

Nationalpark Erde

Die Erde aufgeben will Bezos aber nicht. Er habe durch seinen Flug ins All eine Art Offenbarung erfahren, wie fragil und unbezahlbar die Erde sei, schwärmt er. "Ich gebe mehr Geld für den Bezos Earth Fund aus, als für den Weltraum", betonte er auf die Frage, ob man die Ressourcen für den Traum vom All nicht lieber in den Kampf um die Erde stecken sollte. Bezos war zuletzt im Rahmen des Klimagipfels COP26 in Kritik geraten. "Da geht es um den Klimawandel und die Bewahrung der Natur", erklärt er nun. Für ihn gehörten die beiden Ideen aber zusammen. Bei der Rettung der Erde gehe es um das Jetzt, die Bemühungen um das Weltall sollten aber die weitreichendere Zukunft der Menschheit sichern.

Denn die kommenden Herausforderungen würden nicht kleiner, glaubt er. "Die Erde ist so klein. Wenn wir weiter wachsen wollen, weiter mehr Energie und Ressourcen verbrauchen wollen, dann muss der größte Teil davon in Zukunft außerhalb unseres Planeten stattfinden." Es gehe dabei aber nicht darum, die Welt hinter sich zu lassen - sondern sie zu retten. "Wir müssen ins All gehen können, um diesen Planeten schützen zu können." Dazu müsse man etwa Schwerindustrie ins All verlagern.

Zukunftsmusik

So bald käme es das aber noch nicht dazu. "Ich hoffe, dass wir das noch erleben können. Das Ziel von Blue Origin ist, die Straße ins All zu bauen, auf der die nächste Generation dann Unglaubliches im All bauen kann", so Bezos auf die Nachfrage, wie bald das passieren soll. "Aus Sicht der Anfänge der Luftfahrt wäre eine Boeing 747 auch Fantasterei", erläutert er seinen Glauben an die Raumfahrt. "Diese Visionen werden wahr. Aber man muss eben die Vorbedingungen dazu erfüllen, damit das passieren kann." Daher müsste man die Infrastruktur wie wiederbenutzbare Raketen schaffen. "Wir müssen dramatisch die Kosten senken, diese Infrastruktur wird es dann erst möglich machen, im Weltraum selbst etwas aufzubauen."

Bezos' Weltraum-Konkurrent Elon Musk sieht das übrigens sehr anders. "Das ergibt keinen Sinn", erklärte er schon 2019 bei Twitter auf die Frage, was er von Bezos' Plänen hält. "Um eine Kolonie zu bauen, müsste man riesige Massen von Material um Asteroiden, Monden und Planeten herum transportieren. Es wäre, als würde man die USA mitten im Atlantik bauen wollen."

Quelle: Interview (via C-SPAN), Twitter

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel