Erst vor zwei Wochen hat Samsung das Galaxy S7 und das Galaxy S7 Edge auf dem Mobile World Congress in Barcelona vorgestellt, nun stehen die Geräte bereits im Handel. Optisch hat sich nicht viel getan, doch unter der Haube stecken jede Menge Neuerungen. Aber lohnt sich der Kauf? Der stern hat beide Modelle ausführlich getestet. Und unser Test zeigt: Samsung hebt mit seiner neuen S-Klasse die Messlatte wieder einmal ein Stück an.
Optik: Alles beim Alten
Wer die Vorgänger (Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge) kennt, erlebt beim Auspacken der neuen Geräte kaum Überraschungen - und das ist nicht negativ gemeint. Denn schon die Vorgänger fielen ausgesprochen hübsch aus. Samsung setzt erneut auf die schicke Kombination aus Aluminium und kratzfestem Glas, wodurch das Handy einen edlen Touch erhält. Allerdings wurden Kleinigkeiten verändert: Die Rückseite ist nun zu den Rändern hin leicht gebogen, die Geräte liegen nun prima in der Hand. Bei der Frontseite bleibt sich Samsung treu: Der physische Home-Button ist mittig unter dem Bildschirm, daneben befinden zwei virtuelle Buttons.
Das S7 ist im Vergleich zum S6 minimal dicker und schwerer geworden, was aber nicht nennenswert ins Gewicht fällt. Positiver Nebeneffekt: Die Rückkamera ragt dadurch nur noch einen halben Millimeter aus der Rückseite heraus. Allerdings ist die Rückseite ein wahrer Fingerabdruckmagnet. Ständig hat man das Verlangen, mit einem Putztuch darüberzuwischen.
Alles in allem ist das Galaxy S7 - vor allem die Edge-Variante - eines der schönsten Smartphones, das man derzeit kaufen kann.
Wasserdicht und erweiterbarer Speicher
Was viele Fans freuen wird: Gleich zwei Kritikpunkte des Galaxy S6 hat Samsung bei der siebten Generation ausgemerzt. So besitzt das Galaxy S7 wieder einen microSD-Slot, mit dem der interne Speicher (32 GB) um bis zu 200 Gigabyte aufgestockt werden kann. Das ist auch nötig, denn schon einzelne Fotos sind bei voller Auflösung knapp zehn Megabyte groß.
Ebenfalls ein echter Pluspunkt: Das Galaxy S7 ist wasser- und staubgeschützt (IP68-Zertifizierung). Das Handy kann also auch mal in die Wanne oder Toilette fallen, ohne dass es ernste Schäden davonträgt. Spätestens jetzt dürften iPhone-Besitzer neidisch herüberschielen.
Display: Scharf und schräg
Die Displays waren schon immer eine von Samsungs Stärken. Und auch dieses Jahr wird aufgetrumpft: Das Galaxy S7 hat einen 5,1 Zoll großen Bildschirm, das S7 Edge ist mit 5,5 Zoll deutlich größer. Beide setzen auf die Super-AMOLED-Technik, die satte Kontraste und leuchtende Farben bei hoher Helligkeit liefert. Ob man eher die knallbunte Optik der Galaxys oder die realistischeren Farben des iPhone 6s bevorzugt, bleibt Geschmackssache. Brillant sind die Bildschirme auf jeden Fall: Mit 2560 x 1440 Pixeln (QuadHD) sind sie extrem hoch aufgelöst. Bilder und Videos wirken gestochen scharf.
Doch nicht nur bei der Bildschirmgröße gibt es Unterschiede zwischen den beiden Modellen. Das S7 Edge hat zu beiden Seiten hin abgeschrägte Kanten. Einen wirklichen Zusatznutzen haben die Schrägen nicht, lediglich ein zusätzliches Wisch-Menü hat Samsung dem Edge-Modell spendiert. Die schick abgerundeten Kanten machen das Gerät aber definitiv zum Hingucker. Welches Modell man am Ende wählt, sollte man von der bevorzugten Displaygröße abhängig machen.
Eine wirkliche Neuerung ist die Always-on-Funktion. Ist diese aktiviert, zeigt das Smartphone auch im Standby-Modus wichtige Informationen wie die Uhrzeit, den Kalender oder verpasste Anrufe an. Das funktioniert aber nicht mit allen Apps: Eingegangene Whatsapp-Nachrichten werden beispielsweise nicht angezeigt, eingegangene SMS hingegen schon. Da schwarze Flächen auf dem Display keinen Strom verbrauchen, macht sich der zusätzliche Akkuverbrauch nicht spürbar bemerkbar. Die 3D-Touch-Technologie des iPhone 6s, durch die der Bildschirm unterschiedliche Druckstärken erkennt, beherrscht das Galaxy S7 leider nicht.
Technik: Viel Wumms unter der Haube
Samsung reduziert seine neuen Top-Modelle nicht nur auf ihr schickes Äußeres. Unter der Haube steckt beinahe alles, was in der Smartphone-Branche derzeit gut und teuer ist. Der Achtkern-Prozessor ist rasend schnell und packt selbst anspruchsvollste 3D-Spiele, ohne mit der Wimper zu zucken. Damit das Smartphone nicht heiß läuft, hat Samsung dem Chip eine Wasserkühlung spendiert. Und dank vier Gigabyte Arbeitsspeicher muss man sich keine Gedanken mehr machen, wie viele Programme man gleichzeitig geöffnet hat. Bei den Funkstandards liefert Samsung das komplette Portfolio, vom ultraschnellen Wlan (ac-Standard) bis hin zu LTE ist alles dabei. Technisch ist das Galaxy S7 auf jeden Fall für die nächsten Jahre gerüstet.
Einziges Geschwindigkeits-Manko: Der Fingerabdruckscanner im Home-Button funktioniert zwar zuverlässig, er entsperrt das Telefon aber nicht so blitzschnell wie im iPhone 6s oder Nexus 6p. Vielleicht kann Samsung hier softwareseitig mit einem Update nachbessern.
Kamera: Nachts besser als das iPhone 6s
Besonders viel Wert legte Samsung bei der Präsentation des Galaxy S7 auf die Kamera. Vollmundig behaupteten die Südkoreaner, bei der sowieso schon exzellenten Kamera des S6 noch eine Schippe draufgelegt zu haben. Unser Test zeigt: Samsung hat den Mund nicht zu vollgenommen. Um die Qualität der Bilder zu verbessern, wurde die Zahl der Megapixel gegenüber dem Vorgängermodell (von 16 auf 12) reduziert. Gleichzeitig wurden die einzelnen Bildpunkte vergrößert. Dadurch entstehen tagsüber tolle, detailreiche Bilder. Allerdings werden die Aufnahmen für unseren Geschmack ein bisschen zu viel nachgeschärft. Das sieht man vor allem dann, wenn man in die Bilder nachträglich hineinzoomt.
Richtig punkten kann das Galaxy S7 bei schlechten Lichtbedingungen: Wenn andere Smartphones ins Straucheln geraten, macht das S7 immer noch eine gute Figur. Selbst im direkten Vergleich mit Apples iPhone 6s hat das S7 leicht die Nase vorn: Zwar überdreht das Galaxy zuweilen bei den Farben, die greller wirken als in der Realität (besonders bei Gelb- und Orangetönen), doch in der Dämmerung und nachts sind mehr Details erkennbar. Wie die beiden Kameras im Foto-Duell abschneiden, sehen Sie in der folgenden Fotostrecke.
In beiden Modellen des Galaxy S7 steckt ein optischer Bildstabilisator, der leichte Unschärfen beim Fotografieren ausgleicht. Beim iPhone ist nur im Plus-Modell ein Bildstabilisator verbaut. Selbstverständlich kann das Galaxy S7 4K-Videos filmen, außerdem gibt es einige nette Spielereien wie Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen. Bilder können zur Freude von Hobby-Fotografen sogar im professionellen RAW-Format gespeichert werden.
Und nun die wichtigsten Infos für Selfie-Fans: Die Frontkamera (5 Megapixel) macht gut ausgeleuchtete, scharfe Aufnahmen. Dank Weitwinkelobjektiv gelingen Gruppen-Selfies besser als beim iPhone 6s.
Akku: Ausreichend, aber kein Dauerläufer
Der Akku ist zwar weiterhin nicht wechselbar, Samsung hat der 7er-Baureihe aber eine langlebigere Batterie spendiert. Der Akku des S7 hat eine Kapazität von 3000 mAh, der des S7 Edge sogar 3600 mAh. Der größere Akku und Android 6 mit seinen zahlreichen Stromspartricks sorgen dafür, dass man mühelos durch den Tag kommt. Beim großen Modell sind je nach Nutzung anderthalb bis zwei Tage ohne Steckdose drin.
Wer konkretere Zahlen will, dem sei der Test des US-Portals "Anandtech" ans Herz gelegt, in dem sich das Galaxy S7 und Galaxy S7 Edge mit allen aktuellen Spitzen-Smartphones messen muss. Fazit: Im Vergleich zum Vorgänger ist beim Web-Browsing knapp eine Stunde mehr drin. Das S7 Edge hält knapp 30 Minuten länger durch als Apples iPhone 6s Plus. An die Dauerläufer-Qualitäten des Huawei Mate 8 kommt es aber nicht heran.
Geladen werden die Telefone entweder kabellos mit einem speziellen Charging Dock oder via Micro-USB. Und das geht dank QuickCharge-Technik ziemlich schnell, in einer knappen halben Stunde gelangt man von 0 auf 50 Prozent. Auf den neuen USB-C-Standard hat Samsung beim S7 verzichtet, weil der Anschluss und die dazu passenden Geräte noch nicht weit genug verbreitet seien. Schade, hier hätte Samsung einen wichtigen Impuls für die Verbreitung des Anschlusses setzen können.
Software: Android 6 mit TouchWiz-Oberfläche
Bei den Geräten musste sich Samsung nie vor der Konkurrenz verstecken. Anders sieht es bei der Software aus: Als Grundlage dient das aktuelle Android 6.0.1 Marshmallow, doch die übergestülpte TouchWiz-Oberfläche fühlt sich immer noch nicht so intuitiv an wie die originale Nutzeroberfläche von Google. Und obwohl sich Samsung in diesem Jahr spürbar zurückgenommen hat, stören immer noch die doppelt vorhandenen Apps: Welcher Nutzer braucht zwei vorinstallierte E-Mail-Programme oder Browser? Wozu gibt es zwei Galerie-Apps? Hier wäre weniger mehr gewesen. Zumal Googles mitgelieferte Programme meistens tatsächlich besser gelungen sind.
Schade: Trotz Android 6 lassen sich Apps nicht direkt auf der microSD-Speicherkarte installieren. Der zusätzliche Platz bleibt also Musik, Videos und Bildern vorbehalten.
Fazit: Premium-Smartphone zum Premium-Preis
Das Galaxy S7 ist ein würdiger Nachfolger des Galaxy S6. Die Kamera ist noch einmal besser als beim Vorgänger, vor allem bei schlechten Lichtbedingungen. Das Display und die Verarbeitung des Smartphones sind auf Top-Niveau. Zudem gibt es zwei wesentliche Verbesserungen: Das Galaxy S7 ist wasserdicht und hat einen per microSD erweiterbaren Speicher. Die Akkulaufzeit ist in Ordnung, ein echter Dauerläufer wie etwa Huaweis Mate 8 ist das S7 Edge aber nicht. Wirkliche Innovationen bleibt Samsung beim S7 zwar schuldig, dafür erhält man ein Smartphone, das in nahezu jedem Bereich in der ersten Liga spielt - und keine echten Schwächen hat.
Das Galaxy S7 kostet in der 32-Gigabyte-Variante 699 Euro und ist in vier Farben (Schwarz, Weiß, Gold, Rosa) verfügbar.