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Smartphone für 700 Euro Sony Xperia Z5 Premium im Test: Spieglein, Spieglein in der Hand...

Sonys Flaggschiff Xperia Z5 Premium beeindruckt mit einem Rekord-Display, das mehr als 8 Millionen Bildpunkte auf 5,5 Zoll anzeigt. Doch wozu braucht man diese Pixelflut? Und was hat der 5,5-Zöller sonst noch drauf? "Connect" hat ihn ins Testlabor gesteckt.

Das Z5 Premium ist nach Xperia Z5 und Z5 Compact der dritte und letzte Vertreter von Sonys Z5-Reihe, der die Serie preislich und optisch nach oben hin abschließt. Von handlich kann bei 154 x 76 Millimetern und 181 Gramm keine Rede mehr sein, und eine UVP von 799 Euro spricht ebenfalls eine klare Sprache. Einen neuen Weltrekord vermutet man aber trotzdem nicht gleich unter dem schlichten Gehäuse, das aus zwei Glasplatten besteht, die von einem massiven Rahmen zusammengehalten werden.

Die damit verbundene schnörkellose Formensprache ist seit Jahren typisch für Sonys Premium-Modelle. Doch während das Glas auf der Rückseite bei Z5 und Z5 Compact rau und milchig ist, hat sich Sony beim Z5 Premium für eine glatte und glänzende Oberfläche entschieden. Aber damit nicht genug: In der (neben Gold und Schwarz dritten) Farbvariante Chrom ist die ganze Rückseite verspiegelt, was nicht nur Blicke, sondern auch Fingerabdrücke magisch anzieht. Die protzige Spiegeloptik dürfte nicht jedem gefallen, aber sie ist schon allein deshalb begrüßenswert, weil Sony damit die eingetretenen Pfade des immer gleichen Smartphone-Designs verlässt.

Die Verarbeitung ist - typisch für die Japaner - exzellent bis hin zu einer IP-Zertifizierung (IP68). Das Smartphone ist gegen zeitweiliges Untertauchen in Wasser immun, dabei liegt der USB-Anschluss erfreulicherweise offen, was das fummelige Abnehmen der Schutzkappe beim Nachladen erspart. Gut gefallen hat uns auch die breite Powertaste, die rechts in den Rahmen eingelassen ist. Sie lässt sich gut erfühlen und beherbergt einen Fingerabdrucksensor mit einer sehr hohen Erkennungsrate. Man kann das Display also mit einem sanften Daumendruck bequem entsperren.

Display: Nicht immer 4K

Als Sony das Z5 Premium auf der IFA 2015 vorstellte, war die Aufregung groß, und zwar nicht wegen der beeindruckenden technischen Ausstattung, sondern weil dem Hersteller mit Blick auf das Rekord-Display Trickserei unterstellt wurde. Wie sich schnell herausstellte, werden die Inhalte in den meisten Fällen gar nicht in 4K dargestellt, also mit 3840 x 2160 Pixeln, sondern mit einer niedrigeren Auflösung, die einfach hochskaliert wird. Schuld daran ist aber nicht Sony, sondern vielmehr die schlichte Tatsache, dass das Android-Betriebssystem samt Apps gar nicht für eine so hohe Auflösung programmiert ist. Dem ultrascharfen Display fehlen also die Inhalte - ein Problem, das man auch von 4K-Fernsehern kennt. Momentan werden nur Fotos und Videos in "echtem" 4K angezeigt, und das auch nur, wenn sie in einer entsprechend hohen Auflösung gespeichert sind.

Das belastet allerdings den Speicher, denn wenn schon ein einminütiges Video locker 500 MB schluckt, dann braucht ein normaler Spielfilm in etwa 45 GB - was auch das Z5 Premium überfordert: 20,5 GB sind intern für alle Nutzerinhalte verfügbar, bis zu 200 GB lassen sich via Micro-SD nachrüsten. Nicht nur dieses Beispiel zeigt, dass 4K momentan eine Technologie ist, die - um es mal freundlich zu formulieren - ihrer Zeit weit voraus ist. Die Tatsache, dass Sony nicht einmal ein 4K-Demovideo in den Speicher packt, spricht ebenfalls Bände. Das könnte aber auch daran liegen, dass der erstaunte Betrachter beim Anschauen von nativen 4K-Inhalten schnell feststellen wird, dass die hohe Auflösung auf dem kleinen Display überhaupt keine Schärfevorteile bringt.

Einen Unterschied zu Full-HD oder 2K konnten wir beim besten Willen nicht feststellen. Was wir aber sehr wohl durch Messungen bestätigen konnten, ist die unabhängig von der aberwitzigen Auflösung sehr gute Darstellungsqualität des Panels.

Viel Power unter der Haube

Unter dem Rekord-Display werkelt das Qualcomm-Spitzenmodell Snapdragon 810, dem auch bei 4K nicht die Puste ausgeht, wenn mehr als doppelt so viele Pixel wie üblich gesteuert werden müssen. Der Power-Prozessor ist auf 2 GHz getaktet und wird von 3 GB RAM unterstützt. Das Z5 Premium gehört damit zu den leistungsstärksten Smartphones auf dem Markt, das auch allerhöchste Ansprüche erfüllt. Auffällig ist aber die Wärmeentwicklung bei starker Beanspruchung, etwa beim Spielen von 3D-Krachern wie Asphalt 8 oder Real Racing 3D.

Die 23-Megapixel-Kamera kennt man von den Z5-Schwestermodellen: Sie glänzt mit einer kaum spürbaren Auslöseverzögerung, hoher Bildschärfe und einer hervorragenden Videoqualität. Ein Klassenprimus ist sie aber nicht: Bei schlechtem Licht sind das iPhone 6s oder Samsungs Galaxy S6 einen Tick besser.

Die übrige Ausstattung ist State of the Art, besonders hervorheben möchten wir an dieser Stelle die Klangeigenschaften, weil sie sogar im Premium-Segment herausstechen. Eine spezielle Software (DSEE HX) verbessert die Wiedergabetreue von MP3- oder AAC-Dateien, die Klangqualität beim Musikhören über Bluetooth wird mit der von Sony entwickelten LDAC-Technologie aufgewertet, und die Klinkenbuchse versorgt Headsets mit aktiver Geräuschunterdrückung mit Strom.

Hinzu kommt die Unterstützung von zahlreichen verlustfreien Audioformaten wie ALAC, DSD, FLAC und LPCM. In der Summe hat Sony technisch kaum Lücken gelassen, nur zwei Einträge haben wir in der Ausstattungsliste vermisst: einen Infrarotsender, um das Smartphone in eine Universalfernbedienung zu verwandeln, und einen Drahtlos-Ladestandard wie Qi.

Update auf Marshmallow kommt

Auf dem Premium-Smartphone ist Android 5.1 installiert, ein Update auf die neueste Version 6.0 Marshmallow steht in den Startlöchern. Hier muss sich der Käufer keine Sorgen machen, schließlich gehört Sony mittlerweile zu den Herstellern mit dem besten Software-Support. Auch die zurückhaltende Benutzeroberfläche gefällt mit einer dezenten Optik und sinnvollen Erweiterungen, etwa einem vielfach anpassbaren Energiesparmodus und einer engen Anbindung an die Playstation. Überflüssig sind dagegen die zahlreichen Apps, die Sony ungefragt in den Speicher legt, unter anderem Sky Go, Amazon Shopping und AVG Protection. Zum Glück kann man sie problemlos deinstallieren.

Laborwerte und Fazit

Entgegen den Erwartungen ist das hochauflösende Display kein Stromfresser. Wie unsere Messungen zeigen, ist die Leistungsaufnahme zwar nicht niedrig, aber zumindest moderat, sowohl im Standby als auch unter Last. Weil Sony außerdem einen Akku einbaut, der mit 3430 mAh eine ordentliche Kapazität bietet (Z5: 2900 mAh, Z5 Compact: 2700 mAh), erreicht das Premium-Modell eine gute Laufzeit von 6:43 Stunden in unserem genormten Nutzungsmix. Über einen Arbeitstag kommt man damit also problemlos und kann sich auch noch zum Feierabendbier zusammentelefonieren.

Bei den Funkeigenschaften gibt es fast keine Unterschiede zu den anderen Z5-Modellen: Während im (kaum noch genutzten) GSM-Netz viel Luft nach oben ist, zeigt der Daumen in den wichtigeren UMTS- und LTE-Netzen nach oben. Leider übernimmt das Premium-Smartphone auch die Akustikschwächen von den Schwestermodellen: Beim Telefonieren ist die Sprachqualität im grünen Bereich, aber doch etwas schlechter als bei anderen Top-Phones, wofür die vergleichsweise niedrige Lautstärke beim Telefonieren sowohl in Sende- als auch in Empfangsrichtung verantwortlich ist.

Viel verkehrt macht man mit dem Z5 Premium trotzdem nicht, Es ist ein typisches Oberklasse-Modell von Sony, mit klasse Design, toller Ausstattung und ohne nennenswerte Schwächen. Vor die Wahl gestellt, würden wir aber zum normalen Z5 greifen. Das ist im Prinzip genauso gut, aber handlicher und deutlich günstiger.

Pro

Contra

Premium-Design und exzellente Verarbeitung

die hohe 4K-Auflösung bringt keinen Mehrwert

wasserdicht nach IP68

drahtloses Aufladen wird nicht unterstützt

Fingerabdrucksensor in die Powertaste integriert       

Schwächen im GSM-Netz

starkes Display mit extrem hoher Auflösung

hoher Preis

hervorragende Kamera-Ausstattung

 

elegante Benutzeroberfläche mit vielen Sony-Extras

 

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