Max Eberl verteilte gleich reihenweise Komplimente. An Trainer Vincent Kompany. An Dreierpacker Harry Kane. An Torhüter Jonas Urbig. Das 5:0 (1:0) beim VfB Stuttgart ließ den Sportvorstand des FC Bayern regelrecht schwärmen. Jetzt sind die Münchner also auch noch die Meister der Rotation.
Ein "großartiges Kadermanagement" sei das von Kompany gewesen, lobte Eberl. Den Auftritt von Edeljoker Kane nannte er "herausragend". Und Urbig bringe als Stellvertreter von Manuel Neuer immer seine Leistung, wenn er auf dem Platz stehe. Für die Bayern sind das wichtige Erkenntnisse - weniger mit Blick auf die Fußball-Bundesliga, in der sie der Konkurrenz schon enteilt sind, als auf ihre weiteren Titelchancen in Champions League und Pokal.
Wenn im Frühjahr die Trophäen vergeben werden, wollen die Bayern fit und vor allem im Rhythmus sein. Spiele wie das am Samstag in Stuttgart sollen dabei helfen, schon jetzt die Weichen dafür zu stellen. Am Dienstag (18.45 Uhr/DAZN) gegen Sporting Lissabon will der deutsche Rekordmeister in der Königsklasse den nächsten Schritt zum direkten Achtelfinal-Einzug machen. Das Statement im Südschlager dürfte nach den zähen Partien zuvor einen Schub dafür geben.
Kane so treffsicher wie nie
Gleich auf sechs Positionen hatte Kompany seine Startelf verändert. Neuer und Abwehr-Ass Jonathan Tah blieben 90 Minuten auf der Bank. Stürmerstar Kane spielte gerade mal eine halbe Stunde, zerlegte die bis dahin weitgehend ebenbürtigen Stuttgarter dann aber mit gleich drei Toren in nur 22 Minuten.
"Enorm" sei das gewesen, sagte sogar VfB-Trainer Sebastian Hoeneß über den englischen Ausnahmeangreifer. Zehn Dreierpacks in 76 Bundesliga-Spielen stehen für Kane bereits zu Buche. 58 Pflichtspieltore hat er 2025 für Club und Nationalelf schon erzielt - so viele wie nie zuvor in einem Kalenderjahr.
"Heute war mein Job, von der Bank aus zu helfen", sagte Kane über die Joker-Rolle. Die Art und Weise, wie er sie angenommen und umgesetzt hatte, war beeindruckend. Kompany wisse aus seiner eigenen Erfahrung als früherer Profi, wie wichtig die Belastungssteuerung sei, lobte der 32-Jährige seinen Trainer.
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Rotation nicht nur aus der Not heraus
"Wir haben eine sehr hohe Qualität, die wir momentan immer verfügbar haben", erklärte Sportvorstand Eberl. "Dann kannst du eben auch rotieren - nicht aus der Not heraus, sondern aus einem Plan heraus." Ein großer Unterschied zur Vorsaison, in der Kompany gern auf das gleiche Stammpersonal setzte und - wenn überhaupt - in der Regel nur aufgrund von Verletzungen mal umstellte.
Der Kader, für dessen Zusammenstellung er im Sommer mitunter noch scharf kritisiert worden war, sei zwar kleiner, so Eberl, aber "sehr ausgewogen". Was dazu führt, dass die Bayern rotieren können und dabei trotzdem keinen allzu großen Qualitätsverlust erleiden. Wie in Stuttgart, wo aus einem Kraftakt noch eine Gala wurde. Und bereits der 12 Sieg im 13. Liga-Spiel der Saison.
Urbig gewinnt Duell der potenziellen Neuer-Erben
Auch der junge Torhüter Urbig, der vor allem durch seine starke Spieleröffnung überzeugte, hatte seinen Anteil daran. Das Duell der potenziellen Thronfolger von Neuer ging klar an den 22-Jährigen, der die frühe und sehenswerte Bayern-Führung durch Konrad Laimer (11. Minute) eingeleitet hatte.
Sein Gegenüber, der noch bis zum Saisonende von den Münchnern an den VfB ausgeliehene Alexander Nübel, hingegen erwischte einen ganz schwachen Tag und patzte gleich mehrfach. Der 29-Jährige, dessen Vertrag bei den Bayern bis 2030 läuft, sei dennoch ein "herausragender Torwart", meinte Eberl.
Ob Neuer seinen 2026 auslaufenden Kontrakt noch mal verlängert? Ob dann Urbig oder womöglich Nübel auf ihn folgt? Das werde man sich "ganz in Ruhe anschauen", sagte Eberl. Eine schnelle Entscheidung werde es nicht geben. Während Nübel diesmal wortlos verschwand, verließ Urbig das Stadion nach seinem - auch persönlichen - Sieg auf jeden Fall mit einem guten Gefühl.
Klare Siege gegen die Top-Teams
Die Bayern seien das "Nonplusultra - nicht nur in der Bundesliga", sagte VfB-Trainer Hoeneß. 6:0 gegen RB Leipzig, 3:0 gegen Bayer Leverkusen, 5:0 in Stuttgart - gerade die Teams, denen aufgrund ihres spielerischen Potenzials am ehesten eine Überraschung zugetraut wurde, watschten die Münchner ganz besonders heftig ab. Dazu kam das 2:1 im Klassiker gegen Borussia Dortmund.
Man schaue trotzdem auf die Konkurrenz, erklärte Eberl, "weil wir nicht diese Arroganz haben und sagen, es interessiert uns nicht mehr". National dürften die Bayern dennoch kaum einzuholen sein. Jetzt auch noch als Meister der Rotation.