Nach dem mutmaßlich illegalen Autorennen mit zwei Toten in Ludwigsburg hat eine Freundin der angeklagten Raser die entscheidenden Minuten bis zum Unfall vor Gericht nachgezeichnet. Die 27-Jährige saß in dem Auto, mit dem sich der spätere Unfallwagen im vergangenen März ein fatales Kräftemessen geliefert haben soll. "Das ging alles so schnell", sagte sie. "Ich habe nur die roten Lichter am Auto gesehen – und dann kam schon der Knall."
Die 32 und 35 Jahre alten Brüder sollen sich am Abend des 20. März in Ludwigsburg ein Autorennen in einer Tempo-50-Zone geliefert und ihre Limousinen teils auf bis zu 150 Kilometer pro Stunde beschleunigt haben. Bei dem Unfall rammte der jüngere der beiden den Wagen von zwei jungen Frauen im Alter von 22 und 23 Jahren, die in den Trümmern ihres Autos ums Leben kamen.
"3,2,1 – und los"
Vor Gericht skizzierte die Zeugin mit der Kammer minuziös den Weg, den die Brüder und ihr Cousin an jenem Abend meist deutlich zu schnell zurückgelegt haben sollen. Die Frau hatte auf der Rückbank des zweiten Wagens gesessen. In einer kurzen Videosequenz ist zudem zu sehen, wie einer der beiden mitten im Ludwigsburger Tunnel auf der Gegenfahrbahn mit dem Wagen des anderen gleichzieht, wie beide Autos kurz abbremsen und dann auf ein Kommando hin Gas geben.
Mehrfach müssen Angehörige der Opfer, von Gefühlen übermannt, den Gerichtssaal verlassen. "Es gehört für sie aber zum Prozess der Verarbeitung dazu, hier teilzunehmen und sich das anzuhören", sagte der Anwalt der Eltern und der Schwester einer der getöteten Frauen. "Sie wollen genau wissen, was damals wann geschehen ist."
"Innerhalb von drei Sekunden waren sie da"
Dem mutmaßlichen Verursacher des Unfalls wirft die Staatsanwaltschaft Mord in zwei Fällen vor. Gegen den Bruder lautet der Vorwurf auf versuchten Mord. Der ebenfalls im zweiten Wagen sitzende Cousin ist wegen Beihilfe zum Rennen in Tateinheit mit fahrlässiger Tötung in zwei Fällen angeklagt. Alle drei haben die türkische Staatsangehörigkeit.
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Bereits am Montag hatten mehrere Augenzeugen vor Gericht beschrieben, wie sie den Crash wahrgenommen hatten. "Die kamen angeschossen", hatte einer von ihnen gesagt. "Das kann man auch fliegen nennen. Innerhalb von drei Sekunden waren sie da."
Die Kammer will insgesamt rund 30 Zeugen und Gutachter hören. Ein Urteil wird erst für den kommenden April erwartet.