Übergabe vor Elternzeit Nach Kritik von Aufsichtsbehörde: Bürgermeister erklärt sich

Verwaist wie dieser Schreibtisch – so ähnlich stellt sich die Lage im Wutacher Rathaus dar. (Symbolbild) Foto: Soeren Stache/dpa
Verwaist wie dieser Schreibtisch – so ähnlich stellt sich die Lage im Wutacher Rathaus dar. (Symbolbild) Foto
© Soeren Stache/dpa
Das Wutacher Rathaus ist seit kurzem führungslos. Nun nimmt der Amtsinhaber Stellung zu den Vorwürfen von Landratsamt und Gemeinderat.

Der Bürgermeister der südbadischen 1.200-Einwohner- Gemeinde Wutach hat Kritik des Landratsamts Waldshut und des Gemeinderats an seinem Verhalten zurückgewiesen. So sei er etwa zu einem Übergabetermin vor einer Elternzeit nicht erschienen, weil er "wegen Krankheit arbeitsunfähig krankgeschrieben war", teilte Alexander Pfliegensdörfer der Deutschen Presse-Agentur mit.

Das Landratsamt und der Gemeinderat hatten am Donnerstag mitgeteilt, dass Pfliegensdörfer die Gemeinde seit 26. November nicht mehr leite. "Zunächst nimmt der Bürgermeister die ihm noch zustehende Gleitzeit und Urlaubstage wahr und wechselt anschließend in Elternzeit", hieß es. Wie es danach weitergehe, sei offen, da Pfliegensdörfer sich dazu nicht geäußert habe. Auch habe er offengelassen, wie die Aufgaben der Gemeinde während seiner Abwesenheit umgesetzt werden sollten. 

Stimmen die Vorwürfe?

Pfliegensdörfer erklärte nun, er habe eine fünfseitige Liste zu sämtlichen offenen Vorgängen mit Aktenzeichen und weiteren erforderlichen Schritten vorgelegt. Deren Empfang sei schriftlich bestätigt worden.

Kommunalaufsicht und der Landrat seien im Mai und Oktober schriftlich über "die Problematik der mangelnden Aufgabenwahrnehmung aufgrund vakanter Amtsleitungen hingewiesen" worden, teilte der Bürgermeister zudem mit. "Dies wurde jedoch als Wunsch nach Aufgaben- und Verantwortungsabgabe und der Hinweis auf Einsetzung eines Amtsverwalters durch den Gemeinderat als "Ruf" nach einem Amtsverwalter von mir abgetan." Ferner sei es Aufgabe des Gemeinderats, eine mögliche Amtsverwaltung zu bestellen.

Öffentlicher Brief an Bürgerinnen und Bürger

Pfliegensdörfer ist seit Mai 2023 Bürgermeister der für die Wutachschlucht bekannten Gemeinde mit gut 1.200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Im Oktober hatte er in einem im Gemeindeblatt veröffentlichten Brief von Verleumdungen, Herabsetzungen, persönlichen Angriffen und Beleidigungen von einzelnen Bürgern und Ratsmitgliedern geschrieben. Weiter hieß es: "Sollte sich das Umfeld künftig positiv und im Sinne einer kooperativen Zusammenarbeit weiterentwickeln, schließe ich eine Rückkehr in mein Amt nicht aus."

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Gemeinderat und Landratsamt hatten in der Mitteilung vergangene Woche erklärt, nach Lösungen zu suchen, um "die Gemeinde Wutach am Laufen zu halten". Dazu könnte auch Unterstützung durch Nachbargemeinden zählen. Die Sprecherin des Landratsamts war am Dienstag zunächst nicht erreichbar.

dpa