DFB-Pokal Kieler Krise vor dem Pokal-Highlight beim HSV

Marcel Rapp steht erstmals in seiner Kieler Zeit in der Kritik. (Archivfoto) Foto: Marcus Brandt/dpa
Marcel Rapp steht erstmals in seiner Kieler Zeit in der Kritik. (Archivfoto) Foto
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Es ist das Spiel des Jahres für Holstein Kiel. Doch große Freude herrscht vor dem Pokal-Kracher beim HSV nicht. Zu trist ist die Lage in der Zweiten Liga.

Es sollte der ultimative Höhepunkt zum Jahresabschluss werden. Doch der überraschende Sinkflug von Holstein Kiel in der Zweitliga-Realität hat die Vorfreude auf das Achtelfinale im DFB-Pokal beim Hamburger SV an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) gedämpft. Die Angst vor dem Absturz in den Tabellenkeller geht um bei den Störchen, die in der Zweiten Liga nur noch zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz haben. Am Sonntag kommt es zum richtungsweisenden Kellerduell bei Eintracht Braunschweig.

Selbst 21 Niederlagen in der zurückliegenden Erstligasaison hatten keinen Keil zwischen Holstein-Anhänger und -Profis getrieben. Doch am vergangenen Samstag war der Spaß vorbei. Nach dem unglücklichen 0:1 im Heimspiel gegen Hertha BSC, der bereits siebten Niederlage nach dem Bundesliga-Abstieg, gab es Klartext von den treuesten Fans. "Ich kann die Reaktion verstehen", sagte Verteidiger Marco Komenda nach dem Gang zum Zaun: "Ich habe nach solchen Niederlagen selbst einen dicken Hals."

Fans fiebern Partie entgegen

Nach lediglich sechs Punkten aus den vergangenen acht Partien hätte der Kieler Fokus im Normalfall konsequent auf dem anstehenden Duell beim Tabellen-16. Eintracht Braunschweig gelegen. Das Pokal-Duell beim ewigen Nordrivalen HSV gerät nun zu einem Balanceakt.

Rund 6000 Anhänger werden die Störche unterstützen. Gute Erinnerungen liegen in ihrem Gepäck: In den sechs Gastspielen im Volkspark vor dem Erstliga-Comeback der Hanseaten in diesem Sommer ist die KSV ungeschlagen (zwei Siege, vier Remis). "Der Mittwoch ist enorm wichtig für unsere Fans und die Stadt", sagte Komenda.

Rapp setzt auf beste Elf

Ins gleiche Horn stößt Holstein-Cheftrainer Marcel Rapp. Die Schonung von Stammkräften sei während der Englischen Woche kein Thema, so der 46-Jährige. Lediglich bei den angeschlagenen oder kränkelnden Akteuren wie John Tolkin (muskuläre Probleme) und Komenda (Infekt) gelte es mit Blick auf den Sonntag, das Risiko eines Einsatzes abzuwägen. Ausfallen werden Abwehrchef Carl Johansson (Kniebeschwerden) und Routinier Steven Skrzybski (Fußverletzung).

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Zu den bereits eingespielten Pokalprämien in Höhe von 1,48 Millionen Euro kämen im Falle des Viertelfinaleinzugs noch einmal 1,7 Millionen Euro aus dem Vermarktungspool hinzu. Nachhaltig wichtiger indes sind die sechs Punkte, die laut interner Vorgabe aus den Begegnungen gegen die Keller-Konkurrenz aus Braunschweig, Magdeburg und Dresden bis Weihnachten aufs KSV-Konto fließen sollen.

Rapp hat noch Rückhalt

Und wenn nicht? "Wir führen keine Trainerdiskussion", erklärte Sportchef Olaf Rebbe zu Wochenbeginn und erstickte damit zumindest bis zum sportlichen Kassensturz um Weihnachten die in der Öffentlichkeit entbrannte Debatte um den seit Oktober 2021 im Amt befindlichen Aufstiegscoach von 2024.

An ein derartiges Szenario dachte im Juli niemand. Die realistische Erwartung nach dem Abstieg war eine sorgenfreie Saison. Die Abgänge von Top-Torjäger Shuto Machino (Gladbach), Nicolai Remberg (HSV), Armin Gigovic (YB Bern) und Co. wurden mit satten Ablösesummen versüßt. Trotz der Ausgaben in mittlerer einstelliger Millionenhöhe für neue Hoffnungsträger wie Jonas Therkelsen, Kasper Davidsen oder Adrian Kapralik beläuft sich der Transferüberschuss auf gut sieben Millionen Euro.

Geld, das nun im Winter vor allem in offensive Qualität investiert werden dürfte. Denn ungeachtet der defensiven Stabilität (17 Gegentore nach 14 Spielen) hat sich die Saison-Prognose (noch) nicht bestätigt. Der maßgebliche Grund: Es mangelt eklatant an Effizienz im Torabschluss. 14 Treffer sind die drittschlechteste Ausbeute in Liga zwei.

dpa

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