Besetzer klettern auf Bäume Polizei räumt Protestcamp am Waldsee in Langen

Die Besetzer haben in dem Waldgebiet Baumhäuser errichtet. Foto: Boris Roessler/dpa
Die Besetzer haben in dem Waldgebiet Baumhäuser errichtet. Foto
© Boris Roessler/dpa
Bäume statt Kies: Seit anderthalb Jahren besetzen Aktivisten ein Waldgebiet in Südhessen, um eine Rodung zu verhindern. Jetzt räumt die Polizei das Camp.

Die Polizei ist seit dem frühen Morgen im Stadtwald Langen im Kreis Offenbach im Einsatz, um ein Protestcamp zu räumen. "Bislang ist alles ruhig und friedlich, wir hoffen, dass das auch so bleibt", sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten wollen das Gelände räumen und die Besetzer von den Baumhäusern holen. Die Zahl der Menschen im Camp liege im einstelligen Bereich, man sei im Austausch, so der Sprecher.

Am Morgen kletterten zwei Aktivisten hoch in die Bäume auf schätzungsweise bis zu 20 Meter Höhe, wie ein dpa-Fotograf berichtete. Sie sollen laut Polizei mit einer Hebebühne von Spezialkräften heruntergeholt werden. Die Sicherheit stehe an erster Stelle, hieß es. 

Seit dem Sommer 2024 besetzen Aktivisten das Gebiet, um Bäume am Langener Waldsee vor der Rodung zu schützen. An dem Gelände hatte es am Mittwochmorgen auch eine kleine Mahnwache gegeben, um Solidarität mit den Besetzern zu zeigen. "Wir wollen, dass der Wald bleibt und nicht weiter gerodet wir, das ist ein ökologisches Verbrechen", sagte einer der Teilnehmenden. Es sei "eine Vollkatastrophe", dass der Wald geopfert werde, um Kies abzubauen.

Polizei: Protest muss friedlich und rechtskonform bleiben

Die Polizei betonte derweil, dass sich die Aktivisten in dem Camp widerrechtlich auf Privatgelände aufhalten würden. Die Sicherheit aller Beteiligten stehe im Mittelpunkt des polizeilichen Einsatzes, erklärten die Beamten. "Protest ist legitim, dieser muss jedoch stets friedlich und rechtskonform bleiben." Die Firma Sehring hat seit Jahren die Erlaubnis, das betroffene Stück Wald zu roden, um weiter Kies und Sand abzubauen.

Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Naturschützern gesorgt. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den 2013 beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen. 

Stadt: Camp ist nicht mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar

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Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren, hieß es kürzlich. Die Aktivisten betonten derweil immer wieder, es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.

dpa

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