Monatelanger Protest beendet Protestcamp am Waldsee in Langen von Polizei geräumt

Ein Aktivist hat sich festgeklebt - ein Beamter des Höhen-Interventionsteams löst ihn ab. Foto: Boris Roessler/dpa
Ein Aktivist hat sich festgeklebt - ein Beamter des Höhen-Interventionsteams löst ihn ab. Foto
© Boris Roessler/dpa
Bäume statt Kies: Anderthalb Jahre lang besetzen Aktivisten ein Waldgebiet in Südhessen, um eine Rodung zu verhindern. Doch jetzt hat die Polizei eingegriffen.

Rund eineinhalb Jahre nach Start eines Prostcamps hat die Polizei das Gelände am Langener Waldsee geräumt. Am Nachmittag hatten die letzten Aktivisten die Bäume verlassen, sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstranten hatten das Waldstück bei Langen besetzt und zahlreiche Baumhäuser errichtet, um eine Rodung zu verhindern. An der Stelle am Langener Waldsee soll Kies und Sand abgebaut werden. 

Die Polizei zählte zuletzt acht Aktivisten, die in den Bäumen oder in Baumhäusern ausgeharrt hatten. Zwischenzeitlich waren zwei Beteiligte hoch in die Bäume auf schätzungsweise bis zu 20 Meter Höhe geklettert. Ein Aktivist hatte seine Hände um einen Baum gelegt und verklebt, zusätzlich steckten die Arme in einem Metallrohr. 

Spezialkräfte im Einsatz 

Die Polizei setzte Spezialkräfte eines Höhen-Interventionsteams ein. Die Personalien der Aktivisten würden festgestellt, sagte der Sprecher. Es bestehe Verdacht auf Hausfriedensbruch. Verletzt wurde den Polizeiangaben zufolge niemand. 

An dem Gelände hatte es am Mittwoch auch eine kleine Mahnwache gegeben, um Solidarität mit den Besetzern zu zeigen. "Wir wollen, dass der Wald bleibt und nicht weiter gerodet wir, das ist ein ökologisches Verbrechen", sagte einer der Teilnehmenden am Morgen. Es sei "eine Vollkatastrophe", dass der Wald geopfert werde, um Kies abzubauen. 

Seit Jahren führt die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Naturschützern. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den 2013 beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen. 

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Stadt: Camp ist nicht mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar

Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren, hieß es kürzlich. Die Aktivisten betonten derweil immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren. 

Erst Ende Oktober hatte die Stadt Spaziergänger vor dem Bereich gewarnt. "Der Magistrat rät Spaziergängern und Erholungssuchenden, den Bereich rund um das illegale Camp von Waldbesetzern zu meiden", teilte die Stadt mit. Die Ordnungspolizei habe das Gebiet rund um das Camp weiträumig abgesperrt. 

Hoher Schaden durch Protestcamp 

Auch der Wald selbst sei durch die Bewohner des Camps erheblich beschädigt worden. In zahlreiche Bäume wurden demnach Nägel und Holzschrauben getrieben, außerdem seien Amphibienschutzzäune zerstört worden. Der entstandene Schaden wird auf mehr als 200.000 Euro geschätzt.

dpa

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