Die Polizei ist seit dem frühen Mittwochmorgen im Stadtwald Langen (Kreis Offenbach) im Einsatz, um ein Protestcamp zu räumen. Wenn es heller werde, wolle man beginnen, Menschen aus den Baumhäusern zu holen, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Menschen im Camp im "höheren einstelligen Bereich" bewege.
Seit anderthalb Jahren besetzen Aktivisten das Gebiet, um Bäume am Langener Waldsee vor der Rodung zu schützen. An dem Gelände hatte es am Mittwochmorgen auch eine kleine Mahnwache gegeben, um Solidarität mit den Besetzern zu zeigen. "Wir wollen, dass der Wald bleibt und nicht weiter gerodet wir, das ist ein ökologisches Verbrechen", sagte einer der Teilnehmenden. Es sei "eine Vollkatastrophe", dass der Wald geopfert werde, um Kies abzubauen.
Polizei: Protest müsse friedlich und rechtskonform bleiben
Die Polizei betonte derweil, dass sich die Aktivisten in dem Camp widerrechtlich auf Privatgelände aufhalten würden. Die Sicherheit aller Beteiligten stehe im Mittelpunkt des polizeilichen Einsatzes, erklärten die Beamten. "Protest ist legitim, dieser muss jedoch stets friedlich und rechtskonform bleiben." Die Firma Sehring hat seit Jahren die Erlaubnis, das betroffene Stück Wald zu roden, um weiter Kies und Sand abzubauen.
Seit Jahren hatte die Erweiterung der Kiesgrube am Langener Waldsee immer wieder für Kritik von Naturschützern gesorgt. Der Umweltschutzverband BUND hatte versucht, rechtlich gegen den 2013 beschlossenen Kiesabbau vorzugehen, um den Wald zu erhalten. Im Jahr 2022 hatte das Bundesverwaltungsgericht die Klage endgültig abgewiesen.
Stadt: Camp ist nicht mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar
Die Stadt Langen sieht durch das Protestcamp ihre Rechte als Eigentümerin verletzt. Das Camp seit nicht "mit demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen" zu vereinbaren, hieß es kürzlich. Die Aktivisten betonten derweil immer wieder: Es gehe ihnen darum, ein Stück Natur zu bewahren.
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Erst Ende Oktober hatte die Stadt Spaziergänger vor dem Bereich gewarnt. "Der Magistrat rät Spaziergängern und Erholungssuchenden, den Bereich rund um das illegale Camp von Waldbesetzern zu meiden", teilte die Stadt mit. Die Ordnungspolizei habe das Gebiet rund um das Camp weiträumig abgesperrt.
Hoher Schaden durch Protestcamp
Auch der Wald selbst sei durch die Bewohner des Camps erheblich beschädigt worden. In zahlreiche Bäume wurden demnach Nägel und Holzschrauben getrieben, außerdem seien Amphibienschutzzäune zerstört worden. Der entstandene Schaden wird auf mehr als 200.000 Euro geschätzt.