Zweieinhalb Jahre muss die Lüneburger St.-Johannis-Kirche auf ihre historische Orgel verzichten. Die 3.856 Orgelpfeifen – manche bis zu neun Meter hoch und 60 Kilogramm schwer – müssen auf Vordermann gebracht werden. Eine Spezialfirma in Leer restauriert sie oder ersetzt sie durch neue. Sie sei die letzte der großen hanseatischen Orgeln des norddeutschen Barock, die noch nicht restauriert sei, sagt Kirchenmusikdirektor Ulf Wellner, der in der Hauptkirche der Hansestadt wirkt.
Das 1553 in den Niederlanden fertiggestellte Instrument hatte ihn nach Lüneburg gelockt. Nun muss er sich bis voraussichtlich Pfingsten 2028 mit der zweiten, kleineren Orgel der Kirche begnügen. "Das ist auch ganz reizvoll", erzählt er. Auf ihr lasse sich Barockmusik jedoch nicht so gut spielen – so werde das Weihnachtsrepertoire in diesem Jahr eher romantisch ausfallen.
Der Ein- und Ausbau sowie die Restaurierung der Pfeifen – manche aus Metall, andere aus Holz – ist ein langwieriger Prozess. "Ich habe Respekt davor und eine gewisse Anspannung", gibt der Neu-Lüneburger zu. Um das Weihnachtsambiente in der Kirche nicht zu zerstören, bleiben vorerst noch die Pfeifen an der Vorderfront der Orgel stehen.
2,2 Millionen Euro soll das Projekt kosten
"Wir bauen die Orgel auf ihren ursprünglichen Stand zurück", beschreibt Orgelbauerin Imke Pals von der Spezialfirma Ahrend in Leer/Ostfriesland die Arbeit der nächsten Monate. Erschütterungen darf es während der Fahrt nicht geben. Das Gehäuse bleibt in Lüneburg. Die Kosten für das Projekt belaufen sich laut Pastor Diederik Noordveld auf etwa 2,2 Millionen Euro. Ein Großteil der Finanzierung kommt aus Bundesmitteln, auch Stiftungen und das Land Niedersachsen leisten einen Beitrag.
Bereits Johann Sebastian Bach spielte zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als er in Lüneburg zur Schule ging, auf der Orgel. Das eigentliche Renaissance-Konzept wurde erweitert, heute gehört die Orgel laut Wellner zu den bedeutendsten Barock-Orgeln in Nordeuropa. Mit der Restaurierung habe man nun die Möglichkeit, an alte Klänge heranzukommen.