Niederländische Kunst Schon vor 400 Jahren mussten Orte "instagramable" sein

Schon niederländische Künstler des 17. Jahrhunderts wählten gezielt Perspektiven aus, die heute als "instagramable" beschrieben
Schon niederländische Künstler des 17. Jahrhunderts wählten gezielt Perspektiven aus, die heute als "instagramable" beschrieben würden. Foto
© Rolf Vennenbernd/dpa
Wenn niederländische Künstler im 17. Jahrhundert im Ausland unterwegs waren, zeigten sie berühmte Bauwerke meist aus einer ganz bestimmten Perspektive - eine verblüffende Parallele zu heute.

Bildmanipulation ist kein Phänomen des Social-Media-Zeitalters - schon niederländische Künstler des 17. Jahrhunderts veränderten die Realität, um sie schöner zu machen. So rückte der Zeichner Lambert Doomer (1624-1700) das Panorama von Köln näher an sich heran, als er es von der anderen Rheinseite aus festhielt. Dadurch wirkte die Komposition stimmiger und dichter.

Doomers um 1663 entstandene Köln-Ansicht ist von Freitag (14. November) bis zum 15. März kommenden Jahres im Wallraf-Richartz-Museum in der Ausstellung "Expedition Zeichnung - Niederländische Meister unter der Lupe" zu sehen.

"Es gab damals schon Spots, die man immer wieder gezeichnet hat, wie heute in den sozialen Netzwerken, da müssen Foto-Positionen "instagramable" sein", berichtet Kunsthistorikerin Annemarie Stefes. Zum Beispiel habe das für die monumentale Kölner Basilika St. Aposteln gegolten. "Man zeichnete sie immer aus einer bestimmten Perspektive, genau wie heute, wenn vor Attraktionen Selfies gemacht werden."

An Köln habe die niederländischen Künstler das Altehrwürdige, Wuchtige und Katholische angezogen, weil es ihnen unbekannt war - in der damaligen niederländischen Republik war der katholische Glaube offiziell verboten, wenn er auch im Untergrund toleriert wurde. "Es gab eine ganze Reihe von Niederländern, die Köln toll fanden", so Stefes. 

Noch beliebter sei allerdings Kleve mit der Schwanenburg gewesen. Die meisten niederländischen Künstler, die in Köln unterwegs waren, wählten Motive in der Innenstadt wie den damals noch unfertigen Dom. Doomer dagegen zeichnete die Stadt auch vom Wasser her, wodurch Köln ähnlich wirkt wie oft dargestellte Städte aus den Niederlanden wie Dordrecht, Nimwegen und Amsterdam, die auch häufig vom Wasser her gezeigt wurden.

dpa

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