Strafprozess Prozess um illegale Zigarettenfabrik: Angeklagte gestehen

Nach der Entdeckung einer illegalen Zigarettenfabrik in Düsseldorf hat der Prozess begonnen. Foto: Christoph Reichwein/dpa
Nach der Entdeckung einer illegalen Zigarettenfabrik in Düsseldorf hat der Prozess begonnen. Foto
© Christoph Reichwein/dpa
25 Millionen gefälschte Zigaretten, 15 Tonnen Tabak – und acht Männer, die Geständnisse ablegen. Was steckt hinter der illegalen Fabrik in Düsseldorf?

Acht Monate nach der Entdeckung einer illegalen Zigarettenfabrik in Düsseldorf haben beim Prozessbeginn alle acht Angeklagten Geständnisse abgelegt. Sie sollen als Arbeiter an der illegalen Zigarettenproduktion "industriellen Ausmaßes" beteiligt gewesen sein. Den Angeklagten im Alter zwischen 22 und 40 Jahren wird besonders schwere Steuerhinterziehung vorgeworfen. 

Nach eigener Aussage wussten die Männer, "dass das illegal war, was in der Halle passiert". Die Angeklagten berichteten, dass sie zunächst dachten, sie würden in Warschau arbeiten. Sie waren in Belarus angeworben worden. 

25 Millionen gefälschte Markenzigaretten sichergestellt

"2.000 bis 5.000 Euro Monatslohn sind uns versprochen worden." Bekommen hätten sie nach eigener Aussage aber nichts. Sie waren vor Ablauf des Monats nach etwas mehr als drei Wochen nach ihrer Ankunft festgenommen worden.

Bei der Razzia im März waren 25 Millionen gefälschte Markenzigaretten und 15 Tonnen Tabak sichergestellt worden. Allein beim Verkauf der fertigen Zigaretten wäre laut Anklage ein Steuerschaden von sechs Millionen Euro entstanden.

Tipp aus Italien

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Auslöser des Verfahrens war ein Tipp der italienischen Polizei. Darin hieß es, ein polnischer Lkw mit 111 Kisten Rohtabak sei auf dem Weg von Italien nach Deutschland. Als der besagte Laster dann in Düsseldorf-Lierenfeld hielt und dort einen Teil der Ladung ablieferte, startete das Zollfahndungsamt eine großangelegte Observation. 

In der Folge wurden die Produktionshalle sowie das dortige Kommen und Gehen rund um die Uhr überwacht, die Telefone abgehört und Mails mitgelesen.

Den Erkenntnissen zufolge war in Düsseldorf eine international tätige Bande am Werk. Von Anfang Januar bis Mitte März seien zehn Millionen Zigaretten vom Band gelaufen. Wöchentlich sei ein Sattelzug gekommen, habe Rohtabak angeliefert und fertige Zigaretten abtransportiert, so die Staatsanwaltschaft.

Komplette Produktionsstraße 

In der Halle habe sich eine komplette Produktionsstraße, inklusive Tabakschneide- und Trocknungsmaschine, Stromgeneratoren und Abluftanlagen befunden. Außerdem gab es Unterkünfte für die Arbeiter. Am 18. März dieses Jahres schlugen die Fahnder zu. 

Mitte Januar soll am Landgericht Düsseldorf der Strafprozess gegen vier der mutmaßlichen Bandenchefs beginnen. Ihnen wird bandenmäßige Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Sie hatten laut Anklage im Zeitraum vom April 2024 bis März 2025 etwa 275 Millionen Zigaretten hergestellt und dafür etwa 12 Millionen Euro erhalten. Der mutmaßliche Steuerschaden soll bei rund 53 Millionen Euro liegen. Für den aktuellen Prozess sind bis Mitte Januar sechs Verhandlungstage angesetzt.

dpa