Kanzler in Mainz Von Trump bis Zukunft - Kanzler-Besuch in Mainz

Kanzler Merz, Ministerpräsident Schweitzer und der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Hoch bekommen ein Projekt erklärt,
Kanzler Merz, Ministerpräsident Schweitzer und der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Hoch bekommen ein Projekt erklärt, bei dem Hefe für die Produktion von RNA genutzt werden soll. Foto
© Harald Tittel/dpa
Auf Politik folgt Forschung - bei einem Kurzbesuch von Merz in Rheinland-Pfalz geht es unter anderem um die pfälzischen Vorfahren des US-Präsidenten sowie um mutmachende Wissenschaft.

Beim Pipettieren in einem Laborraum des Forschungsinstituts Tron kann Friedrich Merz (CDU) wählen, ob er die Flüssigkeit in eine andere blaue oder rote Flüssigkeit geben will. "Blau", sagt der Bundeskanzler spontan, blickt in Richtung des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) und ergänzt, dass der Rotes lieber möge. Drumherum geht es ernster zu beim Besuch der gemeinnützigen Gesellschaft, die einst aus der Mainzer Unimedizin ausgegründet wurde. Themen sind Spitzentechnologie, deren Finanzierung am Kapitalmarkt und der Wettstreit um kluge Köpfe. 

Für gut einen halben Tag ist Merz nach Mainz gekommen, um dem Land einen Antrittsbesuch abzustatten, so wie er es mit jedem Bundesland tut. Am Vormittag ist der Kanzler zunächst in der Staatskanzlei, wohnt einer Sitzung des rheinland-pfälzischen Ampel-Kabinetts bei. 

Anschließend weht ein Hauch von Weltpolitik durch die Staatskanzlei. Auf die Frage, ob US-Präsident Donald Trump, der bekanntermaßen Vorfahren in dem kleinen pfälzischen Ort Kallstadt hatte, denn nun nach Rheinland-Pfalz komme, sagt Merz: "Die Einladung steht natürlich."

Historische Geburtsurkunde 

Merz erzählt bei der Gelegenheit von einer in Gold gerahmten Kopie einer historischen Geburtsurkunde von Trumps in Kallstadt aufgewachsenem Großvater Friedrich, die er Trump bei einem Treffen im Juni im Oval Office des Weißen Hauses überreicht hatte. Der US-Präsident habe in Washington mit großer Begeisterung für den Besuch zugesagt, so der Kanzler. Es sei also eine gute Voraussetzung geschaffen worden. "Mal schauen, ob wir sie umsetzen."

An der Weinstraße sieht man den möglichen Prominentenbesuch gelassen. "Mir ist von aktuellen Planungen nichts bekannt", sagte Kallstadts Bürgermeister Thomas Jaworek der Deutschen Presse-Agentur.

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In Mainz geht es per Autokolonne vor die Tore der Stadt zu dem Laborgebäude von Tron. Dort wird unter anderem an Immuntherapien etwa gegen Krebs oder an RNA-Impfstoffen geforscht, hinter dem Forschungsinstitut standen einst die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci. Das mit ihrem Erfolg bei der Entwicklung eines Covid-Impfstoffs bekanntgewordene Ehepaar ist zum Merz-Besuch gekommen, hält sich aber eher im Hintergrund.

Die Bühne in einem Laborraum gehört Wissenschaftlern, die Merz und Schweitzer das Verhalten von Tumor- und Immunzellen im menschlichen Körper erklären oder ein Projekt, bei dem Hefe für die Produktion von RNA genutzt wird. Eine Doktorandin berichtet von ihrer Arbeit, die sich um Arteriosklerose dreht, also Gefäßverkalkung. Das Immunsystem wolle solche Verkalkungen auflösen, richte damit Schaden an, erklärt sie, bis hin zur Entstehung eines Blutgerinnsels, das einen Schlaganfall auslösen kann. Die Humanbiologin sucht nach einem Therapeutikum, damit das Immunsystem in dem Fall nicht eingreift.

Spitzentechnologie für Wohlstand 

In einem kurzen Statement nach der Laborbesichtigung lobt Merz die Arbeit bei Tron und die enge Zusammenarbeit mit der Mainzer Universitätsmedizin als beispielhaft. "Das ist die Zukunft unseres Landes, Spitzentechnologie, in diesem Fall im Bereich der Biotechnologie und der Biomedizin, zu erreichen und daraus Wohlstand für Deutschland zu entwickeln in den nächsten Jahren und Jahrzehnten", sagt der Kanzler. 

Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Ländern der Welt müssten gewonnen werden, betont Merz. Wenn Unternehmen dann Erfolg hätten, bräuchten sie einen Kapitalmarkt in Europa, der sie aufnehme und sie finanziere. "Ich möchte, dass die Forschung in Europa ist", so Merz. "Ich möchte, dass die Finanzierung in Europa ist." Der Besuch bei Tron sei für ihn spannend und ermutigend zugleich gewesen. "Denn Sie sehen hier etwas, was in Deutschland viele Jahre nicht so gut lief, nämlich die Zusammenarbeit zwischen den medizinischen Universitätskliniken und der Forschung."

Richtige Entscheidungen in der vermeintlichen Provinz

Ministerpräsident Schweitzer spricht bei Tron von einem ansteckenden Spirit, der ihn mit Stolz erfülle - "stellvertretend für die Landesregierung und für die, die auch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Verantwortung hatten". Er sagt das vor dem Hintergrund, dass seine SPD in Rheinland-Pfalz seit mehr als 34 Jahren regiert und dass im März 2026 ein neuer Landtag gewählt wird. 

In der vermeintlichen Provinz in Rheinland-Pfalz, "gut eingebettet in den Raum Rhein-Main und Rhein-Neckar", wie Schweitzer sagt, seien Entscheidungen getroffen worden, die sich als der richtige Weg erwiesen hätten. "Wir sind als Rheinland-Pfalz inzwischen ein europaweit führender und ein weltweit wahrgenommener Standort für Biotechnologie", betont er. 

Solche Erfolge seien nur möglich bei großer Übereinstimmung zwischen Bundesregierung und Landesregierung, daher sei er Merz sehr dankbar für dessen "klaren Antritt", was Fragen von Forschung, Wertschöpfung und Technologieoffenheit angehe. Es gelinge vieles in Deutschland, sagt Schweitzer. "Manchmal ist es auch die Aufgabe, den Scheinwerfer auf die Dinge und auf die Geschichten des Gelingens zu richten und nicht nur auf die Themen, wo wir noch ein bisschen besser werden können."

dpa