Bahnverkehr Protest gegen Einsparungen bei Zugbegleitern

Gegen die Einsparung von Zugbegleitern bei der DB Region und dem Verkehrsverbund Oberelbe regt sich Protest. (Archivbild) Foto:
Gegen die Einsparung von Zugbegleitern bei der DB Region und dem Verkehrsverbund Oberelbe regt sich Protest. (Archivbild) Foto
© Robert Michael/dpa
In Sachsen sollen künftig viele Züge auch ohne Zugbegleiter rollen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hält das aus mehreren Gründen für fahrlässig.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) macht gegen geplante Einsparungen bei Zugbegleitern im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und im Netz der Vogtlandbahn mobil. Nach Darstellung der GDL wollen die DB Regio und der VVO ab Dezember kommenden Jahres 80 Prozent der Züge nicht mehr durch Kundenbetreuer begleiten lassen. "Dadurch verlieren zirka 50 Kolleginnen und Kollegen Ihren Arbeitsplatz, und die Lokomotivführer werden vier von fünf Zügen künftig allein fahren", hieß es. 

GDL: "Die Sicherheit im Zug wird weiter erodieren."

Der Verkehrsverbund Mittelsachsen plane auf dem Vogtlandbahnnetz ab Dezember 2029, drei Viertel der Züge ohne Zugbegleiter fahren zu lassen, wodurch weitere 40 Arbeitsplätze wegfielen, teilte die GDL weiter mit. Fahrgäste hätten dann bei Störungen, Verspätungen oder in Notfällen keinen Ansprechpartner mehr. Bei weniger Kontrollen würden die Unternehmen durch mehr Ausfall von Fahrgeldausfall geringere Einnahmen haben. "Die Sicherheit im Zug wird weiter erodieren."

Gewerkschaft befürchtet auch Folgen für die Pünktlichkeit der Züge

Die GDL befürchtet auch Folgen für die Pünktlichkeit der Züge. "Wenn auf dem Zug kein Zugbegleiter mehr vorhanden ist, hat der Lokführer die alleinige Verantwortung zum Beispiel für bis zu 170 Reisende je Doppelstockwagen, bis zu 12 Fahrräder sowie maximal vier Rollstühle mobilitätseingeschränkter Personen. Der Lokführer hat den fehlenden Zugbegleiter zu ersetzen, wodurch Verspätungen immanent sind", warnt die Gewerkschaft. Bisher würden in Sachsen fast alle Züge mit einem Zugbegleiter besetzt.

DB Regio und VVO bestätigen Kürzungspläne indirekt 

Der VVO und die DB Regio bestätigten Pläne für Einsparungen, ohne Zahlen zu nennen. "Aufgrund der gestiegenen Kosten für den neuen S-Bahn-Vertrag und der nicht im gleichen Maße steigenden Finanzmittel muss der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) über mögliche Einsparungen nachdenken", teilte der Verbund auf Anfrage mit. Man habe die DB Regio um ein Konzept gebeten. "Es wird angedacht, zukünftig weniger Züge auf der S-Bahn mit Kundenbetreuern zu besetzen."

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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"Zur Erfüllung der Servicefunktionen und des Sicherheitsgefühls der Fahrgäste könnte aber speziell auf einzelnen Fahrten mit hohem Anteil von Touristen oder zu Tagesrandlagen am Wochenende abweichend sogar mehr Personal gefordert werden", so der VVO. Um Personen mit eingeschränkter Mobilität einen ungehinderten Zugang zur S-Bahn zu ermöglichen, seien technische Anpassungen erforderlich. Das könne voraussichtlich frühestens Mitte 2030 erfolgen. Mit Blick auf die aktuell angestellten Kundenbetreuer soll es eine sozialverträgliche Lösung geben.

DB spricht von geringeren Besetzungsquoten auf bestimmen Linien

DB Regio prüft derzeit nach eigenen Angaben das Einsatzkonzept für Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer im Nahverkehr für die S-Bahn Dresden ab Ende 2027/Anfang 2028. "Dabei geht es sowohl um geringere Besetzungsquoten auf bestimmten Linien als auch mehr Besetzung beispielsweise in Randlagen oder im Saisonverkehr." Die Mitarbeiter würden in Kürze über den aktuellen Stand informiert.

dpa