Thüringen will sich für mögliche weitere niederschlagsarme Jahre rüsten. "Es gibt Überlegungen, die Schmalwassertalsperre wieder für die Trinkwasserversorgung zu nutzen", sagte Umweltminister Tilo Kummer (BSW) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Die Talsperre bei Tambach-Dietharz mit Fertigstellung in den 1990er Jahren ist eine der jüngsten im Freistaat. Sie verfügt über ein maximales Stauvolumen von rund 21 Millionen Kubikmeter Wasser und war wegen eines gesunkenen Bedarfs 2005 aus der Trinkwasserversorgung genommen worden.
Ist Neustart für Trinkwasserlieferung möglich?
"Die Talsperre muss so oder so unterhalten werden. Da macht es angesichts der Probleme, die sich in diesem Jahr zeigen, Sinn, sie auch wieder für die Versorgung mit Trinkwasser zu nutzen", sagte Kummer. Derzeit liefen entsprechende Prüfungen. "Es braucht Investitionen." Dabei geht es auch um Aufbereitungsanlagen für das Wasser. Bei den Überlegungen spielten auch Prognosen eine Rolle, wonach der Wasserzulauf zu einigen Thüringer Trinkwassertalsperren in den kommenden Jahren sinken werde, so der Minister.
Der Trinkwasserstatus der idyllisch im Thüringer Wald gelegenen Schmalwassertalsperre (Kreis Gotha) war über die Jahre erhalten worden. Weder Baden noch Bootfahren oder andere Freizeitaktivitäten waren auf der Talsperre möglich.
Warum jetzt diese Überlegungen?
Laut Landesumweltamt geht Thüringen wegen vergleichsweise wenig Niederschlägen mit einem deutlich verminderten Grundwasserstand in den Winter. Im Sommer hatte es Probleme gegen, weil die Ohratalsperre bei Luisenthal (Kreis Gotha) sich nicht ausreichend füllte. Sie liefert Trinkwasser vor allem für Mittelthüringen, unter anderem für die Landeshauptstadt Erfurt.
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Weniger Talsperrenwasser aus der Ohratalsperre mussten Kommunen mit ihren eigenen Brunnen ausgleichen, sie griffen auf das Grundwasser zurück. Nach Daten der Thüringer Fernwasserversorgung ist die Ohratalsperre derzeit nur zu etwa 54 Prozent gefüllt.
Die Thüringer Fernwasserversorgung, eine Landesgesellschaft, unterhält derzeit nach eigenen Angaben sechs Trinkwassertalsperren. Neben der Ohra-Talsperre gehört dazu die Talsperre Leibis/Lichte bei Unterweißbach, die nach einer mehrjährigen Stauphase 2013 offiziell in Betrieb ging. Sie versorgt große Teile Ostthüringens. Die Talsperre Schönbrunn (Kreis Hildburghausen), für die eine Generalsanierung ansteht, liefert Wasser für mehr als 200.000 Menschen in Südthüringen.
Wie gut sind die Talsperren in Schuss?
Thüringen will nach Angaben von Kummer in den kommenden Jahren über ein kreditfinanziertes Programm hohe Millionenbeträge in seine Talsperren und Hochwasserschutzanlagen investieren. In den nächsten zehn Jahren seien vor allem wegen einiger Großprojekte jährliche Investitionen von etwa 40 bis 60 Millionen Euro vorgesehen, so der Minister. Viele der Thüringer Talsperren mit Ausnahmen von Schmalwasser sowie Leibis/Lichte sind seit vielen Jahrzehnten in Betrieb.
Nach Angaben des Landesumweltamtes zeigten Ende November zwei Drittel der Messstellen im Freistaat zu niedrige Wasserstände im Boden an. Besonders betroffen sind danach Südwestthüringen, das südöstliche Thüringer Becken und das Altenburger Land.