Wie kann ich meine Brüste oder Hoden auf Knoten untersuchen? Wie kann ich Trauer verarbeiten? Woran erkenne ich eine toxische Beziehung? In ihrem Buch "Why aren’t we talking about this?!" beantwortet Hazel Mead, Illustratorin aus London, die Arten von Fragen, die Menschen sich nicht trauen laut auszusprechen – und deshalb lieber einer Suchmaschine stellen. Dafür hat die 27-jährige Künstlerin die am häufigsten gesuchten Google-Fragen recherchiert und festgestellt: Neben scheinbar banalen Belangen ("Wie schneide ich eine Mango?") geht es meist um intime, persönliche Themen, die nahezu immer mit Tabus behaftet sind. Diese anhand ihrer Werke zu thematisieren, hat sich die Illustratorin schon lange zur Aufgabe gemacht.
Von Sex bis Selbstverteidigung: Ein Lexikon für die wichtigen Fragen des Lebens
Bei einem Praktikum in einem feministischen Unternehmen nahm die Britin an Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen teil, bei denen es um "den weiblichen Zyklus, gynäkologische Gesundheit und um viele weitere wichtige Dinge ging, über die wir nicht wirklich sprechen", berichtet Hazel Mead dem stern. Diesen Austausch, bei dem Frauen offen über Endometriose, schlechten Sex und psychische Probleme gesprochen haben, nahm die Autorin als einen befreienden, emotionalen Raum wahr. "Es hat etwas in mir ausgelöst" – und sie dazu inspiriert, diese Gespräche zu illustrieren.
Tabu-Themen darzustellen sei zu Hazel Meads Leidenschaft – und zu ihrer künstlerischen Nische – geworden. Ihr Buch habe sie nicht nur mit "hübschen Bildern" füllen wollen, sondern vor allem mit "relevanten und interessanten Informationen, die jüngere Menschen wissen müssen". Dass extrem starke oder schwache Monatsblutungen ein Anzeichen für gesundheitliche Probleme sein können. Dass Sex nicht schmerzhaft sein sollte. Wie man sich mit ein paar einfachen Kampftechniken selbst verteidigen kann. Woran man Betrugsmaschen im Internet erkennt. "Und ich denke, dass es im gesamten Buch einige wichtige Punkte zum Thema Empathie gibt", sagt die Illustratorin.
Das Werk sei eine Mischung aus den Fragen, auf die sich Hazel Mead selbst früher im Leben eine Antwort gewünscht hätte und jenen Fragen, die Menschen besonders oft googeln. Dazu hat die Autorin einerseits selbst Material zusammengetragen und andererseits mit Experten gesprochen. Sie habe anschließend versucht, so viele Informationen wie möglich auf 214 Seiten unterzubekommen – und diese anhand bunter, kreativer Grafiken darzustellen.
Herausgekommen sei laut Hazel Mead ein "Coming-of-Age-Buch", das die Lücken schließen soll, die die formale Bildung hinterlassen hat. Ein Wegweiser und ein Lexikon für junge Menschen, egal, ob sie gerade Herzschmerz erleben oder vor einer Gebärmutterhalskrebs-Untersuchung stehen. "Wie bei allen meiner Arbeiten möchte ich, dass es zu Gesprächen anregt", sagt die Autorin. Und dass es dazu beiträgt, gesellschaftliche Tabus abzubauen.
"Why aren't we talking about this?" erscheint am 1. Juni bei Penguin Random House – zunächst auf Englisch – und kostet 21,99 Euro.