Auch Kinder bleiben von den Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilzen oder Tierhaaren nicht verschont. Sie leiden genau wie die Erwachsenen: Ihre Nase ist verstopft und läuft immerzu, der Juckreiz quält sie, die Augen sind gerötet und tränen. Und es sind nicht wenige: Allergien zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter. Zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden an einem allergischen Schnupfen. Meist tritt er erstmals zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr auf. Immer öfter beginnt die Erkrankung aber schon im Kleinkindalter.
Ärzte unterscheiden bei allergischem Schnupfen zwei Arten: den meist saisonalen Heuschnupfen, der durch Pollen von Bäumen, Gräsern, Getreide oder Kräutern ausgelöst wird. Und den allergischen Dauerschnupfen, der das ganze Jahr über andauert und durch Hausstaubmilben, Haustiere oder Schimmelpilze verursacht wird.
Die überschießende Reaktion des Immunsystems kann Kinder mit Heuschnupfen regelrecht krank machen. Sie bekommen dann zusätzlich Fieber und Gliederschmerzen und sind müde und abgeschlagen. Nicht ohne Grund lautete der Name der Krankheit früher "Heufieber".
Die Partikel, auf die das Kind reagiert, lösen eine Entzündung der Nasenschleimhaut aus: Sie schwillt an und verdickt sich, produziert mehr Schleim und juckt.
Symptome
Ein Heuschnupfen äußert sich auf verschiedene Weisen:
- Die Augen des Kindes röten sich, jucken oder tränen.
- Die Nase juckt und läuft, bildet ein wässriges Sekret oder ist andauernd verstopft.
- Niesattacken.
- Juckreiz am Gaumen, im Rachen und im Gehörgang.
Daneben können unter anderem folgende Begleitsymptome auftreten:
- Husten
- Halsschmerzen
- Mundgeruch
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Augenlider schwellen an
Die Beschwerden treten meist im Frühjahr oder Sommer auf - je nachdem, auf welche Pollen das Kind allergisch reagiert.
Beim allergischen Dauerschnupfen, etwa bei einer Hausstauballergie, leiden die Kinder vor allem nachts an einer verstopften Nase und müssen morgens niesen. Diese Beschwerden dauern das ganze Jahr über an und treten unabhängig von den Jahreszeiten auf.
Diagnose
Der Arzt wird zunächst die Eltern des Kindes ausführlich befragen und zum Beispiel wissen wollen, wie sich die Beschwerden äußern, wann oder unter welchen Umständen sie auftreten, ob es in der Familie ähnliche Beschwerden oder Allergien gibt und an welchen Erkrankungen das Kind womöglich noch leidet. Danach untersucht er Nase, Rachen und Augen. Sprechen die Symptome und die Ergebnisse aus der Befragung für eine Allergie, wird er mit Hilfe weiterer Test versuchen, den Auslöser zu finden.
Beim Pricktest sticht der Arzt verschiedene Extrakte möglicher Allergene mit einer Nadel in die Haut und überprüft, ob eine der Lösungen Quaddeln hervorruft. Mit einem Bluttest lassen sich entsprechende Antikörper im Blut nachweisen. Der Arzt versucht damit ebenfalls herauszufinden, ob eine Pollen, Haustiere, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze die Auslöser für die Beschwerden sind. Beide Tests reichen allein für eine Diagnose nicht aus. Erst im Zusammenspiel mit der Krankengeschichte und den anderen Testergebnissen kann er einen allergischen Schnupfen oder Heuschnupfen diagnostizieren.
Manche Eltern von gesunden Kindern überlegen, ob sie beim Arzt einen Tierhaarallergietest durchführen lassen sollen, um ein Tier anschaffen zu können, falls er negativ ausfällt. Doch das ist nicht nötig. Wenn das Kind kein erhöhtes Allergierisiko hat, spricht überhaupt nichts dagegen, das Haustier anzuschaffen. Eltern von Risikokindern hingegen sollten auf Katzen verzichten, raten Experten. Es sei nicht abzuschätzen, wie sich das Zusammenleben auf eine mögliche Erkrankung auswirken würde. Hunde seien wahrscheinlich unproblematischer.
Nicht immer ist es eine Allergie
Bei Verdacht auf einen allergischen Dauerschnupfen sollte der Arzt auch an andere Diagnosen denken, die ähnliche Symptome hervorrufen: Kinder stecken sich manchmal unbemerkt einen Fremdkörper, zum Beispiel eine Erbse oder Perle, in die Nase, was zu einer Reizung führen kann. Auch eine verkrümmte Nasenscheidewand kann die Nasenatmung behindern. Zudem kann der zu lange Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen genau das Gegenteil bewirken: Sie können zu einem medikamentenbedingten Schnupfen führen.
Therapie
Am wichtigsten ist, den Auslöser zu meiden, sofern das möglich ist. Das bedeutet beim Heuschnupfen unter anderem, auf Pollenflugvorhersagen zu achten und zum Beispiel Ausflüge bei schönem, trockenem Wetter auf blühende Wiesen zu meiden. Ärzte nennen das Allergenkarenz.
Bei allergischem Dauerschnupfen gilt prinzipiell: Die Eltern sollten nicht in der gemeinsamen Wohnung und im Beisein des Kindes rauchen. Hat das Kind eine Hausstaubmilbenallergie, raten die Mediziner, für die Matratze des Kindes einen milbendichten Überzug zu besorgen und Staubfänger wie Gardinen aus dem Kinderzimmer zu verbannen. Glatte Böden statt Teppich sind nur dann besser geeignet, wenn sie mindestens jeden zweiten Tag feucht gewischt werden. Bei einer Allergie gegen bestimmte Haustiere muss die Familie ernsthaft erwägen, das Tier abzugeben.
Nasensprays und Augentropfen
Heuschnupfen und allergischer Dauerschnupfen kann mit verschiedenen Nasensprays und Augentropfen behandelt werden: mit abschwellender, antientzündlicher oder antiallergischer Wirkung. Sie enthalten Cromoglizinsäure, Antihistaminika oder Kortison. Wenn bei Heuschnupfen ein Kortison-Nasenspray verwendet wird, empfehlen die Experten, schon vor der Blütezeit der jeweiligen Pollen mit der Behandlung zu beginnen. Nasensprays mit Kortison sollten jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum in der Pollensaison verwendet werden.
Medikamente und Hyposensibilisierung
Antiallergische Tabletten, sogenannte Antihistaminika, werden vor allem dann eingesetzt, wenn nicht nur die Nase, sondern auch die Bindehäute jucken und gerötet sind.
Bei allergischem Dauerschnupfen setzen Ärzte oft sowohl ein Kortison-Nasenspray als auch ein Antihistaminikum als Tablette oder Tropfen ein - das Kortison für die Nasenschleimhaut, das Antihistaminikum gegen die Bindehautentzündung.
Die wirksamste und am häufigsten angewendete Methode bei Heuschnupfen und einer Hausstaubmilbenallergie ist eine spezifische Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Auch bei Allergien gegen Schimmelpilze oder Tiere lassen sich im Einzelfall Beschwerden damit lindern. Hierbei bekommt das Kind in regelmäßigen Abständen kleinste Mengen des Allergens verabreicht - in wöchentlich steigender Dosis. Die Behandlung mit Injektionen heißt in der Fachsprache Subkutane Immuntherapie (SCIT). Daneben gibt es auch seit einigen Jahren die Behandlung mit Tabletten oder Tropfen, die unter die Zunge gegeben werden, Sublinguale Immuntherapie (SLIT) genannt. Ziel dieser Therapien ist es, das Immunsystem schrittweise an den Auslöser zu gewöhnen, bis er irgendwann hoffentlich nicht mehr empfindlich darauf reagiert.
Bei Kindern wird die SCIT, die Behandlung mit Injektionen, erst ab dem Schulalter angewendet. Zuvor sollte der Arzt klären, ob es möglich ist, die Allergene zu meiden - bei einer Allergie gegen Haustiere etwa, indem man das Tier abgibt. Diese Therapie ist nur dann ratsam, wenn der Leidensdruck aufgrund der Allergie sehr groß ist. Bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen bessern sich die Allergiesymptome nach so einer Behandlung.
Die SLIT, also die Behandlung mit Tabletten oder Tropfen, wirkt besonders gut bei Graspollenallergikern. Für Kinder ab fünf Jahren sind inzwischen zwei Mittel zugelassen und sie werden eingesetzt, wenn die SCIT nicht infrage kommt. An Nebenwirkungen können Juckreiz oder Schwellungen in der Mundhöhle auftreten, ansonsten werden die Präparate gut vertragen. Bei einer Hausstaubmilbenallergie hingegen können die Tabletten oder Tropfen die Spritzen nicht ersetzen.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine Immuntherapie helfen kann, allergischem Asthma vorzubeugen. In der Regel dauert die Behandlung drei Jahre.
Tipps
Einer der wichtigsten Schritte sowohl beim Heuschnupfen als auch beim allergischen Dauerschnupfen ist es, das Kind von den Allergenen fern zu halten.
Beim Heuschnupfen raten Ärzte:
- Auf die Pollenflugvorhersagen achten.
- Ausflüge bei schönem, trockenem Wetter auf blühende Wiesen meiden.
- Einen Allergiefilter ins Auto einbauen und während der Fahrt die Fenster geschlossen halten.
- Rasenflächen kurz mähen.
- Urlaub im Hochgebirge machen, wo es weniger Pollen gibt.
- Die Wohnung gut lüften, aber nur zu den Zeiten, in denen die Pollenkonzentration am geringsten ist: in der Stadt am besten frühmorgens zwischen 6.00 und 8.00 Uhr, in ländlichen Gebieten erst abends zwischen 19.00 und 24.00 Uhr. Auf dem Land wirbelt der Wind morgens die Pollen auf. Am höchsten ist die Konzentration zwischen 4.00 und 6.00 Uhr in der Früh.
- Abends vor dem Schlafen gehen die Haare waschen, um die Pollen abzuspülen.
- Kleidung nicht im Schlafzimmer liegen lassen.
Bei einer Hausstaubmilbenallergie bedeutet das:
- Die Matratze des Kindes mit einem speziellen, milbendichten Überzug beziehen.
- Die Wohnung gut lüften.
- Häufig staubsaugen, dabei auf spezielle Feinstaubfilter achten. Glatte Fußböden mindestens jeden zweiten Tag feucht wischen.
- Staubfänger im Kinderzimmer vermeiden wie Teppiche, Gardinen, Pflanzen und offene Regale.
- Die Zahl der Stofftiere vermindern.
- Die Stofftiere regelmäßig waschen oder mehrere Tage in die Tiefkühltruhe stecken, um die Milben abzutöten.
Bei einer Tierhaarallergie gilt: Die beste, wenn auch traurigste Lösung ist, das Tier woanders unterzubringen. Es reicht nicht, das Tier aus dem Kinderzimmer auszusperren und viel zu putzen. Die Haare, Schuppen und Speichel sind in der ganzen Wohnung verteilt. Selbst nachdem das Haustier abgeschafft wurde, ist das Kind oft noch über Monate den Allergenen in der Wohnung ausgesetzt.
Bei einer Schimmelpilzallergie lauten die Ratschläge:
- Lebensmittel kühl und hygienisch lagern und möglichst frisch verzehren. Küchenabfälle sofort entsorgen.
- Verschimmelte Nahrungsmittel wegwerfen und nicht nur die gammelige Stelle abschneiden.
- Topfpflanzen im Kinderzimmer entfernen.
- Die Räume der Wohnung regelmäßig lüften, vor allem das Bad. Klimaanlagen regelmäßig warten lassen.
- Schimmelecken in der Wohnung sofort sanieren.
- Darauf achten, dass sich hinter Kacheln, Schränken oder einer Holzverkleidung keine Stockflecke bilden.
Expertenrat
Die Experten des stern.de-Ratgebers Allergie beantworten Ihre Fragen:
Warum soll man abschwellende Nasentropfen nicht zu lange benutzen?
Solche Tropfen oder Sprays, welche die Gefäße in der Nasenschleimhaut verengen und die Schleimhäute abschwellen lassen, wirken schnell und man bekommt wieder besser Luft. Das verleitet dazu, sie häufig zu benutzen. Eltern sollten aber wissen, dass der zu lange Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen (Wirkstoff: Xylometazolinhydrochlorid) die Schleimhaut der Nase verändern und austrocknen kann - und daraus kann paradoxerweise ein Dauerschnupfen entstehen. Außerdem tritt bei abschwellenden Nasentropfen schnell ein Gewöhnungseffekt des Körpers ein. Deshalb sollten solche Mittel nicht länger als eine Woche verwendet werden.
Gibt es bei Nasensprays Besonderheiten in der Anwendung, die wir unserem Kind zeigen müssen?
Das Kind sollte vor dem Gebrauch des Sprays die Nase ausschnauben. Dann sollte es das Spray in ein Nasenloch stecken, drücken und dabei gleichzeitig schnüffelnd einatmen. Danach sollte es die Luft einige Sekunden anhalten und wieder durch den Mund ausatmen. Wiederholung an der anderen Seite.