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Hilfe vom Profi Mit Coaching Stress besiegen

Immer nur Stress? Coaching kann den Impuls für nötige Veränderungen geben
Immer nur Stress? Coaching kann den Impuls für nötige Veränderungen geben
© Colourbox
Manchmal kommt man nicht allein aus dem Stress heraus. Dann kann Coaching ein gutes Mittel sein, um auf neue Wege zu stoßen. In der Branche tummeln sich jedoch auch Schaumschläger und Scharlatane.
Von Anja Achenbach

Was tun, wenn der Job kaum noch zu schaffen ist? Wenn Überstunden zur Regel werden und die Angst zu versagen wie ein Schatten an der Wand lauert? Wenn kaum noch Zeit für Partner und Familie bleibt und man sich jeden Morgen wieder fragt: "Warum mache ich das hier eigentlich?"

Solche Krisen stürzen viele gestandene Menschen in schwere Selbstzweifel. Beruflich und privat sitzen sie fest im Sattel - und trotzdem nagen Überforderung und Unzufriedenheit an ihrem Gemüt. Verpasste Chancen drängen sich ins Bewusstsein: War das jetzt schon alles? Wage ich noch einmal etwas Neues?

Zu Thomas Rückerl, Coach und Diplom-Psychologe in Hamburg, kommen viele dauergestresste Menschen, die kaum noch Phasen der Entspannung kennen. Rückerl hilft ihnen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Es neu zu strukturieren, positive Gewohnheiten zu stärken, Stressauslöser zu entschärfen und eine andere Perspektive einzunehmen. "Ein Coach soll Sie stärken, ermutigen und befähigen", sagt Rückerl.

Berufsverbände helfen weiter

Welcher Coach ist kompetent und passt zu meinem Anliegen? Eine erste Orientierung bietet die Mitgliedschaft in einem Verband.

Elf deutsche Coachingverbände haben sich zum "Roundtable Coaching" zusammengeschlossen und sich zumindest auf gewisse Qualitätsstandards geeinigt. Sie gelten daher in der Branche als seriös. Eine Liste dieser Berufsverbände finden Sie unter www.coachingverband.org/know-how.

Hier vier ausgewählte Adressen mit besonderen Schwerpunkten:

Deutsche Psychologen Akademie - bei Anliegen, die psychologische Qualifikationen des Coachs erfordern. Alle in der Datenbank gelisteten Mitglieder sind vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen zertifiziert.

www.coachingportal.de


Tel. 030/209 16 63 31

Deutscher Bundesverband Coaching (DBVC) - die Adresse für qualifizierte Business-Coaches.

www.dbvc.de


Tel. 0541/580 48 08.

Deutsche Gesellschaft für Coaching (DGfC) - besonders wenn spezielle Kompetenzen in sozialen Berufsfeldern gefragt sind.

www.coaching-dgfc.de


Tel. 05743/928 94 55.

Deutscher Verband für Coaching und Training (DVCT) - der mitgliederstärkste Berufsverband, die Mitglieder bieten neben Coaching auch Training an.

www.dvct.de


Tel. 040/21 99 77 54.

Gutes Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe. Es soll die Fähigkeit erhöhen, das eigene Handeln zu reflektieren und Probleme zu lösen. Dabei findet der Klient im Dialog mit dem Coach seinen eigenen Weg - statt idealtypische Verhaltensweisen zu erlernen. Das Handwerkszeug, das der Experte dazu braucht, sind diagnostische Fähigkeiten, eine Reihe psychotherapeutischer Techniken und nicht zuletzt gute Menschenkenntnis.

Der Coach kann nur einen Impuls geben

Coaching kann helfen, einem Burnout vorzubeugen. Ist der Zusammenbruch bereits passiert und braucht der Klient tiefer gehende Hilfe, ist er bei einem Psychotherapeuten besser aufgehoben. Zwischen "noch gesund" und "schon krank" befindet sich jedoch oft nur ein schmaler Grat. Die Abgrenzungsfrage lautet: Ist der Betreffende noch in der Lage, sich selbst zu steuern? Nur dann kann die Hilfe zur Selbsthilfe wirksam sein.

Trotzdem nutzen manche Klienten das Coaching als Therapieersatz - weil sie sich selbst oder Freunden und Kollegen nicht eingestehen wollen, dass sie krank sind. Nicht ohne Grund: Auch wenn ein Drittel aller Menschen mindestens einmal im Leben eine psychische Erkrankung durchmacht, gilt eine Psychotherapie in vielen Kreisen immer noch als Tabu. Doch ein Coach kann den Therapeuten nicht ersetzen. "Er gibt nur einen Impuls. Die eigentliche Arbeit muss der Klient selbst bewältigen", sagt Rückerl.

Beziehung zwischen Klient und Coach

Andererseits begeben sich auch Menschen in Therapie, die psychisch keineswegs krank sind, sich jedoch in einer instabilen Phase befinden. Etwa wenn ein tieferes Anliegen darin besteht, nicht verarbeitete Kränkungen zu überwinden. Dann kann eine längerfristige Begleitung durch den Psychotherapeuten sinnvoller sein als ein Coaching, weil dieses gewöhnlich als kurzfristige Intervention angelegt ist. "Ich will mich so schnell wie möglich überflüssig machen", lautet der Ehrenkodex des Coachs. Üblich sind zehn Termine über ein Jahr verteilt, häufig aber auch nur drei bis fünf - je nach Anliegen. Dabei dauert ein Termin gewöhnlich ein bis zwei Stunden, der Stundensatz beträgt für Selbstzahler 100 Euro aufwärts, Unternehmen zahlen nicht selten das Doppelte.

In den Sitzungen gilt es zuallererst, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Rückerl: "Der Coach muss empathisch sein." Außerdem klärt er den Ablauf sowie die Rolle und Verantwortlichkeiten beider Seiten, bevor er sich der aktuellen Situation und den Zielen des Klienten widmet.

Ziele formulieren und Lösungen entwickeln

"Worin könnte ich Sie unterstützen?", lautet eine gängige Eingangsfrage. Es gilt, Ziele zu formulieren und die Hebel für Veränderungen zu finden. Was stresst mich? Was tut mir gut? Das herauszufinden kann dauergestressten Menschen erste Erleichterung verschaffen. Eigene Glaubenssätze oder die persönliche Haltung zu verändern fällt oft schwer. Der Coach ermutigt dann dazu, eine positive Zukunftsvision zu entwickeln, und fragt zum Beispiel: "Wie würden Sie die Veränderung spüren?" Als Sparringspartner und neutraler Dritter arbeitet er Schritt für Schritt mit dem Klienten an einer Formulierung der Ziele.

Im nächsten Schritt geht es darum, Lösungen zu entwickeln. Welche Ressourcen stehen zur Verfügung, und wie kann man sie am besten nutzen? Wie erschließt man sich zusätzliche Kraftquellen? Um diese Details zu ergründen, nutzt der Coach unterschiedliche Methoden: aktives Zuhören, zirkuläres Fragen, Rollenspiele sowie Konfrontations- und Visualisierungstechniken - meist eine Mischung aus verschiedenen Schulen. "Als Coach sollte man eine möglichst breite Klaviatur spielen", sagt Christopher Rauen, Business-Coach in Osnabrück und Vorsitzender des Vorstands des Deutschen Bundesverbands Coaching.

Vorsicht, Scharlatane!

Achtung bei aggressivem Marketing und großen Erfolgsversprechen. Coaching ist ein Nachfragegeschäft: Der Klient sucht den Coach, nicht umgekehrt.

Von Coaching-Massenveranstaltungen mit einem "Heilsbringer" nach amerikanischem Vorbild sollte man tunlichst die Finger lassen.

Vorsicht bei Pauschalprogrammen und reiner Rhetorik: Solche Angebote haben kaum Nutzwert.

Ein Profi wird Sie niemals drängen, bereits im Vorgespräch einen Vertrag zu unterschreiben.

Unterschreiben Sie niemals einen Vertrag, der Sie zwingt, eine gewisse Mindestmenge an Coachingstunden zu buchen. Es muss jederzeit die Möglichkeit gegeben sein, auszusteigen.

Ziehen Sie sofort die Reißleine, wenn der Coach nur von sich erzählt, Ratschläge gibt, ohne gefragt worden zu sein, oder sogar übergriffig wird.

Klarheit über die eigene Rolle bekommen

So kann der Blick auf das eigene Kommunikationsverhalten helfen, das Handlungsspektrum zu erweitern. Wie in diesem Beispiel: Ein Mitarbeiter leidet unter dem autoritären Führungsstil seines Chefs, der ihm wenig Wertschätzung, dafür aber viel Kritik entgegenbringt. Der Mitarbeiter reagiert darauf mit Schmollen und Schimpfen. Im Coaching lernt er nun, dem Chef gegenüber im Gespräch die Ebene zu wechseln und ihm zu entgegnen: "Ich verstehe Ihre Kritik, trotzdem wünsche ich mir, dass wir anders miteinander kommunizieren."

Mitunter helfen Stift und Malblock dabei, die Ursachen von Spannungen aufzudecken. Die Mitarbeiterin eines Jugendamts etwa wird von ihrem Coach gebeten, zu zeichnen, wie sie ihre Arbeit erlebt. Sie ist täglich mit Missbrauch und Streit in Familien konfrontiert und fühlt sich wie eine schlaffe, leblose Hülle. In einem zweiten Bild malt sie, welche Veränderungen sie sich wünscht. Dabei wird sichtbar, dass sie sich die Probleme ihrer Klienten zu sehr zu eigen macht. Das Zeichnen und die Fragen des Coachs verschaffen ihr Klarheit über die eigene Rolle. Danach gelingt es ihr besser, Distanz zu wahren.

Bilder können auch zu neuen Perspektiven und Entscheidungen führen. Bei einem Mitarbeiter einer großen Institution war das der Fall. Sein Coach forderte ihn auf, im Kopf Zukunftsbilder zu entwerfen: "In fünf Jahren treffen wir uns wieder, Sie sind inzwischen beruflich sehr zufrieden - was erzählen Sie mir?" Nach zwei Sitzungen war das Bild klar. Und die Entscheidung gefallen: Der Klient kündigte seinen Job.

Keine einheitlichen Qualitätsstandards

Wer sich weiterentwickelt, macht sich nicht immer nur beliebt. Welche Auswirkungen hat meine Veränderung auf die Familie, die Freunde, die Arbeit? Was nach den Terminen passiert, ist entscheidend. Von der zweiten Sitzung an wird der Klient deshalb immer wieder gefragt: "Wie ist es Ihnen mit der Umsetzung Ihrer Arbeitsergebnisse bisher ergangen?"

Auf der Suche nach einem geeigneten Coach stößt man auf das große Problem der Branche: Jeder darf sich Coach nennen, der Begriff ist nicht geschützt. Und so überschwemmen mehr als 35.000 Anbieter den deutschen Markt, mehr als 20 Verbände kämpfen in Deutschland um die Vorherrschaft. Die meisten Coachs bieten Unterstützung für Probleme aus dem Arbeitsumfeld an. "Doch nur schätzungsweise 8000 von ihnen sind wirklich qualifizierte Business-Coachs", sagt Christopher Rauen. Versprochen wird Hilfe in allen erdenklichen Lebenslagen - und oft verschwimmen die Grenzen von Coaching, Training, Beratung, Supervision und Therapie. Einheitliche Qualitätsstandards? Fehlanzeige.

Zu mehr Transparenz will Harald Geißler beitragen, Professor für Berufs- und Betriebspädagogik an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Leiter der Forschungsstelle Coaching-Gutachten (www.coaching-gutachten.de). Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat er ein Verfahren entwickelt, in dem die Arbeit eines Coachs mit der Videokamera dokumentiert wird. Um die Privatsphäre der Klienten nicht zu verletzen, übernehmen Schauspieler deren Rolle. Der Haken an Geißlers Verfahren: Die Teilnahme ist freiwillig. Und bislang haben noch nicht allzu viele Anbieter das Bedürfnis verspürt, sich so in die Karten gucken zu lassen. Lediglich vier Probesitzungen sind bislang als Videoclip online verfügbar.

Wie Sie in vier Schritten den passenden Anbieter finden, lesen Sie hier.

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