Der Brauch wirkt archaisch, er ist verboten, aber im Westen Nepals noch immer üblich: Chaupadi heißt der Ritus, demzufolge menstruierende Mädchen und Frauen getrennt von ihrer Familie und der Dorfgemeinschaft übernachten müssen, meist in einem kleinen Verschlag oder einem Stall. Einer 19-Jährigen hat das laut einem Bericht von CNN nun das Leben gekostet. Denn während sie im Kuhstall ihres Onkels übernachtete, sei sie Donnerstagnacht zweimal von einer Giftschlange gebissen worden: einmal in den Kopf und einmal ins Bein, wie ein örtlicher Bürgermeister CNN sagte.
Ihre Familie habe anschließend die 19-Jährige aus dem westnepalesischen Distrikt Dailekh zunächst mit Hausmitteln zu behandeln versucht, bevor sie sie ins nächste Gesundheitszentrum gebracht hätten. Dort sei aber das richtige Gegengift nicht vorhanden gewesen, berichtet CNN. Weil in der bergigen Region Straßen durch den Monsun überflutet waren, sei der dreistündige Transport der jungen Frau ins Krankenhaus so gut wie unmöglich gewesen. Sieben Stunden nach den Bissen sei die 19-Jährige am Freitagmorgen verstorben.
Mehrere Tote durch Ritual in Nepal
Es ist nicht der erste Todesfall, der auf diesen Brauch zurückgeht. Im Dezember war eine 15-Jährige in ihrem Verschlag gestorben, nachdem ihre Familie sie während ihrer Menstruation weggeschickt hatte. Vermutlich erstickte die 15-Jährige an einem von ihr entfachten Feuer, mit dem sie sich warmhalten wollte, sagte der örtliche Polizeichef damals der Nachrichtenagentur AFP.
Tödlicher Aberglaube: Warum Frauen ins Menstruations-Exil geschickt werden
Ranga Hoshi (42, rechts) teilt ihre Unterkunft mit Minu, 14. Dem Fotografen erzählte sie: "Beim ersten Mal bekam ich Fieber. Ich fühlte mich sehr unwohl. Manchmal bekomme ich Essen, manchmal muss ich hungern. Männer verstehen nicht, was eine Menstruation ist. Wie auch? Mit ihren Körpern passiert das nicht." Abgeschnitten von jeder medizinischen Versorgung müssen die Frauen warten. Von ihren Mitmenschen werden sie gemieden.
Obwohl die nepalesische Regierung den Brauch im Jahr 2005 verboten hat, wird er nach Angaben von Menschenrechtlern in vielen Gebieten weiterhin praktiziert. Weder die Polizei noch örtliche Politiker setzten sich genügend für eine Umsetzung des Verbots ein, kritisierte Mohna Ansari von der nepalesischen Menschenrechtskommission Ende 2016. Dabei sei es wichtig, die "Haltung der Menschen zu ändern", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Auch der erneute Todesfall wird diesem Brauch vermutlich kein baldiges Ende bescheren.
