Sie sollen von Husten und Schnupfen befreien, die Nase frei machen oder Halsschmerzen lindern: In Apotheken gibt es zahlreiche rezeptfreie Arzneien, die gegen die lästigen Symptome einer Erkältung helfen sollen. Einige dieser Mittel werden von den Herstellern massiv beworben, zum Beispiel in TV-Spots oder Anzeigen.
Stiftung Warentest hat diese und andere rezeptfreie Arzneien geprüft und genau hingesehen: Stimmen die vollmundigen Werbeversprechen der Hersteller? Wie sieht es mit möglichen Nebenwirkungen aus? Und gibt es womöglich vergleichbare Arzneien, die weniger Risiken bergen? Das Ergebnis hat Stiftung Warentest online veröffentlicht und die Daten in einer Negativ-Liste zusammengefasst.
Mehrere Wirkstoffe, höheres Risiko
Auffällig dabei: Auf der Liste von Warentest sind sehr viele Kombi-Präparate gelandet, die mehrere Wirkstoffe enthalten. "Meist ergänzen sich die Inhaltsstoffe solcher Präparate nicht sinnvoll", schreibt Warentest dazu. "Hinzu kommt, dass die Kombination verschiedener Wirkstoffe im selben Medikament mit einem erhöhten Risiko von Nebenwirkungen einhergeht."
Eines der Produkte, das in die Kategorie "Kombi-Präparate" fällt, ist das bekannte Erkältungsmittel "Grippostad C Kapseln". Es enthält das Schmerzmittel Parazetamol, daneben Chlorphenamin, Koffein und Vitamin C. Laut Warentest ist diese Kombination "nicht sinnvoll". Das Antihistaminikum würde müde machen und verteile sich über das Blut im ganzen Körper. Dabei soll es nur lokal wirken, indem es die Nasenschleimhaut abschwellen soll. Sinnvoller sei es, Parazetamol allein einzunehmen, raten die Experten. Gegen eine verstopfte Nase würden abschwellende Nasensprays und -tropfen ebenso helfen. Sie seien zudem verträglicher.
Auch andere bekannte Erkältungsmittel konnten die Prüfer nicht überzeugen, darunter "WICK DayMed Kombi Erkältungsgetränk" oder "Aspirin Complex Granulat". Letzteres Mittel enthält Azetylsalizylsäure, das gegen Schmerzen wirken soll, sowie das Mittel Pseudoephedrin, das eine verstopfte Nase abschwellen lassen kann. Diese Kombination ist nach Meinung der Prüfer "nicht sinnvoll". Der Grund: "Gegen Schmerzen und Fieber reicht Azetylsalizylsäure allein. Bei Schnupfen ist die kurzzeitige Anwendung von abschwellenden Nasensprays oder -tropfen verträglicher."

Emser Pastillen gegen Halsentzündungen
Auch Kombi-Präparate gegen Halsentzündungen bewerten die Prüfer kritisch, darunter "Doritricin Lutschtabletten". Sie enthalten die Wirkstoffe Tyrothrizin, Benzalkoniumchlorid und Benzokain. Die Wirkstoffe sollen Viren oder Bakterien abtöten und Schmerzen lindern. "Das Antibiotikum Tyrothrizin wirkt nur oberflächlich und erreicht Bakterien in tieferen Gewebeschichten nicht", schreibt Warentest dazu. "Das schmerzstillende Benzokain kann leicht Allergien hervorrufen." Besser sei es, Emser Pastillen zu lutschen. Sie würden die Schleimhäute befeuchten und könnte Schluckbeschwerden lindern. Lutschen sei bei Halsschmerzen grundsätzlich sinnvoll. Am besten würden sich dafür zuckerfreie Bonbons eignen, so Warentest. Eine weitere Alternative können Lutschtabletten mit Lidokain oder Ambroxol sein. Sie wirken "örtlich betäubend und daher schmerzlindernd".
Auch diverse Schmerzmittel fallen bei den Prüfern durch. Die Mittel "Neuralgin" und "Thomapyrin" basieren auf den Wirkstoffen Azetylsalizylsäure, Parazetamol und Koffein. Der Wachmacher Koffein könne den Patienten dazu verleiten, die Mittel zu oft und zu lange einzunehmen, warnt Warentest. Die Kombination zweier Schmerzmittel biete zudem "keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen", berge aber das Risiko "unterschiedlicher unerwünschter Wirkungen". Stiftung Warentest empfiehlt Patienten, besser auf ein einzelnes Schmerzmittel zu setzen - wie Azetylsalizylsäure, Ibuprofen oder Parazetamol.
Die vollständige Liste mit allen "wenig geeigneten" Arzneimitteln finden Sie hier. Die Präparate sind nach Einsatzgebieten sortiert.
