Bis zu 1,6 Millionen Deutsche erkranken jedes Jahr neu an Arthrose. Heilen lässt sich Gelenkverschleiß nicht. Oft ist es aber möglich, schlimmere Schäden am Knorpel zu verhindern und Symptome wie Knieschmerzen gut in den Griff zu bekommen. stern.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.
Wie kann ich einer Arthrose vorbeugen?
Gelenkverschleiß ist eine Alterskrankheit, die etwa ab 50 Jahren gehäuft vorkommt. Frauen trifft es öfter als Männer, möglicherweise aus hormonellen Gründen. Manche Menschen sind zudem genetisch anfälliger für Knorpelschäden als andere. Auch X- und O-Beine oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse begünstigen Gelenkbeschwerden. Wer häufig in hockender oder kniender Stellung arbeitet (Bergleute, Bodenverleger), hat ein höheres Risiko für Kniearthrose.
Um Knorpelschäden vorzubeugen, sollte man sich viel und nicht zu einseitig bewegen und versuchen, starkes Übergewicht ebenso zu vermeiden wie Rauchen und Alkohol. Ob Nahrungsergänzungsmittel, etwa mit Glucosamin, vor Arthrose schützen, ist dagegen nicht überzeugend belegt.
Wie bereite ich mich auf den Arztbesuch vor?
Notieren Sie sich vorher genau, was Sie den Arzt fragen wollen. Machen Sie sich klar, wie stark Ihre Schmerzen sind (zum Beispiel mit Hilfe einer Skala von 0 = keine Schmerzen bis 10 = extreme Schmerzen). Rekonstruieren Sie, wann die Beschwerden auftreten: nur morgens beim Aufstehen oder bei jedem Schritt? Auch nachts, wenn Sie ruhig daliegen? In welchen Alltagssituationen fühlen Sie sich eingeschränkt? Haben Sie schon auf eigene Faust Schmerzmittel genommen und mit welchem Erfolg?
Zwei fertige Checkliste zum Ausdrucken für den nächsten Arztbesuch finden Sie auf der Seite des "Faktenchecks Gesundheit Knieoperationen" der Bertelsmann Stiftung.
Woran erkennt man Arthrose?
Schmerzen im Gelenk können viele Ursachen haben und sollten vom Arzt abgeklärt werden. Das Problem bei Arthrose: Die ersten Schäden am Knorpel spürt man meist nicht. Beschwerden treten erst auf, wenn der Verschleiß schon auf Knochen und Bänder übergegriffen hat. Dann fühlt sich das Knie morgens steif an oder schmerzt, wenn man sich nach längerem Sitzen wieder in Bewegung setzt. Typisch für Arthrose sind außerdem knirschende Reibgeräusche, wenn das Knie bewegt wird.
Bei der Untersuchung tastet der Arzt das Knie ab und belastet es in verschiedenen Positionen, um herauszufinden, wann Schmerzen auftreten und die Beweglichkeit an Grenzen kommt. Zusätzlich werden oft Röntgenbilder von vorn und von der Seite aufgenommen, auf denen zum Beispiel ein verengter Gelenkspalt oder Unebenheiten auf der Knochenoberfläche zu sehen sind.
Wie wird behandelt?
Arthrose ist nicht heilbar. Man kann aber Symptome wie Schmerzen und steife Gelenke bekämpfen und oft auch verhindern, dass der Verschleiß fortschreitet. Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Krankheit. Anfangs verordnet der Arzt oft Physiotherapie und schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente. Bei akuten Entzündungen spritzt er manchmal auch Kortison direkt ins Gelenk.
Was kann ich selbst tun?
Früher glaubte man, Gelenkpatienten müssten sich schonen. Heute ist klar, dass Ruhe das wahre Gift für die Knie ist, weil sich der Knorpel nur in Bewegung ausreichende mit Nährstoffen versorgen kann. Daher dürfen und sollen Arthrosepatienten aktiv sein.
Wer bei der Arbeit viel sitzt oder kniet, sollte seine Gelenke zwischendurch immer wieder strecken und lockern oder in der Pause einen Spaziergang machen. Allerdings ist mit angegriffenen Knien nicht jede Sportart zu empfehlen: Ruckartige Bewegungen des Knies wie beim Tennis, Squash oder anderen Ballsportarten belasten die Gelenke ebenso wie extremer Druck, etwa beim Stemmen schwerer Gewichte. Skiabfahrt ist weniger empfehlenswert als Langlauf. Als gelenkschonende Sportarten gelten dagegen Schwimmen, Radfahren und Nordic Walking.
Vor allem sollte man starkes Übergewicht vermeiden oder versuchen abzunehmen: Jedes Kilo weniger entlastet die Gelenke. Und wer weniger Fett mit sich herumschleppt, senkt damit auch sein Risiko für Diabetes Typ 2 und Gicht - beides Krankheiten, die eine Arthrose begünstigen. Frauen mit Gelenkverschleiß sollten hohe Absätze meiden.
Für wen kommt eine Operation infrage?
Plagt man sich schon Monate lang mit Schmerzen und steifen Knien herum und liefert das Röntgenbild eindeutige Hinweise auf Arthrose, sollte man mit dem Arzt eine Bestandsaufnahme machen: Was haben Medikamente, Physiotherapie und andere Maßnahmen bisher gebracht? Kommen Arzt und Patient zu dem Schluss, dass die "konservativen" Therapien ausgeschöpft sind, zieht der Arzt eine Operation in Betracht.
Eine therapeutische Arthroskopie (Gelenkspiegelung) mit Absaugen von Geweberesten und Glätten der Knorpel verschafft eher kurzfristig Linderung.
Für Patienten mit stark angegriffenen Knorpel- und Knochenoberflächen und starken Schmerzen kann eine Knieprothese das Leben erheblich verbessern. Eine Garantie für ein Ende aller Schmerzen ist sie allerdings nicht. Und wie jede größere Operation birgt sie immer die Gefahr von Komplikationen wie Infektionen und Entzündungen, wenn Keime ins Gelenk gelangen. Vor einer solchen Operation sollte man daher mit dem Arzt ausführlich über Vor- und Nachteile sprechen und dabei auch klären, wie lange man wegen des Eingriffs und der anschließenden Reha ungefähr ausfallen wird.
Wie häufig werden in Ihrem Landkreis künstliche Knie-Gelenke eingesetzt? Und wie steht Ihr Landkreis im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt da? Mehr dazu erfahren Sie in dieser interaktiven Karte.