Sechseinhalb Jahre verkürzt eine Krebserkrankung im Durchschnitt das Leben eines Menschen in Deutschland. Patienten mit einem bösartigen Tumor starben 2009 im Mittel mit 73,6 Jahren - und damit 6,7 Jahre eher als der Bevölkerungsdurchschnitt. Das berichtete das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden zum heutigen Weltkrebstag. Die Ursachen der Krankheit sehen Gesundheitsorganisationen zunehmend in einem ungesunden Lebensstil.
216.128 Menschen starben 2009 bundesweit an einem bösartigen Tumor, 116.711 Männer und 99.417 Frauen. Damit war jeder vierte Todesfall auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Große Entwicklungen gibt es allerdings nicht, berichtet Destatis-Mitarbeiterin Silvia Schelo: Die Zahlen seien seit Jahren weitgehend konstant.
Lungen- und Bronchialkrebs sind weiterhin die häufigste Krebsart mit Todesfolge. Daran starben 42.221 Menschen. Ein Viertel aller Krebs-Toten war jünger als 65 Jahre. Bei den 45- bis 65-Jährigen war Krebs mit 41 Prozent aller Sterbefälle die bedeutendste Todesursache.
Brustkrebs bei Frauen häufigste Todesursache
Kleine Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern: Bei Männern war in 7,2 Prozent aller Sterbefälle ein bösartiger Tumor in Lunge oder Bronchien Todesursache, gefolgt von Prostata-Krebs mit drei Prozent. Frauen starben am häufigsten an Brustkrebs (3,8 Prozent) und am zweithäufigsten an Lungen- und Bronchialkrebs (2,9).
Hauptursache für bösartige Tumore sind nach Ansicht der Weltkrebsorganisation (UICC) Tabakkonsum, zu viel Alkohol, hohe Sonnenbelastung und Fettleibigkeit. Sie schätzt, dass etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen durch eine gesunde Lebensweise vermieden werden könnte - allein in Deutschland wären das etwa 150.000 Krebsdiagnosen pro Jahr. "Wir müssen die Menschen zu mehr Verantwortung im eigenen Leben bewegen", mahnt Werner Hohenberger, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft.
Ältere Bevölkerung, mehr Krebsfälle
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft im Kampf gegen Krebs zu einem gesünderen Lebensstil auf. "Physische Bewegung spielt bei der Verringerung des Auftretens gewisser Krebsarten eine starke Rolle", erklärte WHO-Gesundheitsexpertin Ala Awan in Genf. Nach Angaben der Organisation gehen 21 bis 25 Prozent der weltweiten Brustkrebs- und Dickdarmfälle auf Bewegungsmangel zurück.
Wie die Situation der Erkrankungen weltweit aussieht, hat die amerikanische Krebsgesellschaft untersucht. In ihrem Bericht, in dem zwei Studien zusammengefasst wurden, wird geschätzt, dass sich die Zahl der Krebsfälle bis 2030 fast verdoppeln wird. Die Ursache hierfür sehen die Forscher vor allem in demografischen Veränderungen - also der wachsenden und alternden Weltbevölkerung.
Der diesjährige Weltkrebstag steht unter dem Motto "be sunsmart - Kinder und Jugendliche lernen UV-Strahlung zu meiden". Damit soll die notwendige Vorbeugung gegen Hautkrebs stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Schätzungen zufolge erkrankten im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als 16.000 Menschen neu an bösartigem "schwarzem" Hautkrebs.