Gesunde und kräftige Zähne ohne Karies: Kinder können dafür nicht früh genug mit dem Zähneputzen anfangen - am besten, sobald sich die ersten Milchzähne zeigen, schreibt Öko-Test in einem aktuellen Testbericht. Die Prüfer haben 66 Zahnpasten für Kinder unter die Lupe genommen - 47 Pasten für Milchzähne und 19 Pasten für die ersten Jahre nach dem Zahnwechsel. Grundsätzlich spreche dann auch nichts gegen Erwachsenenzahncreme, schreibt Öko-Test. Die Junior-Variante seien im Vergleich etwas milder, die Fluoridgehalte ähneln sich.
Das Ergebnis: 38 Pasten schneiden "sehr gut" oder "gut" ab. Das Ergebnis hätte noch besser ausfallen können, bilanziert Öko-Test. Viele Hersteller hätten es jedoch versäumt, Anwendungshinweise auf die Packungen zu drucken, "die für Eltern wichtig sind, um ihre Kinder altersgerecht vor Karies zu schützen und mit ausreichend Fluorid zu versorgen."
Getestet wurden Kinderzahncremes mit und ohne Fluorid. Fluorid beuge Karies vor und sei deshalb unverzichtbar, schreibt Öko-Test. Strittig sei jedoch, wie das Fluorid an die Milchzähne gelangen soll. Zahnärzte würden fluoridhaltige Kinderzahnpasten empfehlen, während Kinderärzte davon eher abrieten. Sie würden stattdessen Fluorid in Tablettenform favorisieren: 0,25 Milligramm pro Tag in den ersten beiden Lebensjahren und 0,5 Milligramm pro Tage im Alter von zwei bis vier Jahren. Vorab sollte jedoch mit dem Arzt oder Zahnarzt gesprochen werden, da Fluorid auch in anderen Lebensmitteln enthalten sein kann. Zu viel Fluorid im Milchzahnalter kann zu einer Fluorose führen, warnen die Tester. Dabei bilden sich auf den bleibenden Zähnen unansehliche weiße Flecken.
Im aktuellen Test können auch fluoriddfreie Zahnpasten "sehr gut" abschneiden. Damit fährt Öko-Test eine andere Linie als etwa die Stiftung Warentest, die diese Zahnpasten wegen des fehlenden Kariesschutzes abstraft.
Öko-Test nimmt dagegen die Hersteller in Verantwortung: Stellen sie fluoridfreie Zahnpasten her, müssen sie darauf hinweisen, dass Fluorid dem Kind auf anderem Weg zugeführt werden muss. Anbieter fluoridhaltiger Zahnpasten müssen im Umkehrschluss darauf hinweisen, zusätzliches Fluorid nicht ohne ärztlichen Rat zu geben. Das soll verhindern, dass die Kinder zu wenig beziehungsweise zu viel Fluorid aufnehmen. Die Angaben fehlen auf rund der Hälfte aller Kinderzahncremes im Test.
Viele Testsieger - wenige Schlusslichter
Zu den besten Kinderzahncremes zählen die Produkte großer Marken wie Lidl oder Aldi Nord und Süd. Testsieger im Bereich zertifizierte Naturkosmetik sind zwei Logodent-Pasten. Sie enthalten kein Fluorid.
Elf Kinder- und drei Juniorzahncremes fallen bei den Testern mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Häufigste Kritikpunkte sind PEG/PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können, oder Natriumlaurylsulfat, das als hautreizend gilt.
Drei Pasten fallen mit Schadstoffen auf: Die Kinderzahncreme von Bio-Spectra (Attitude Little Ones Toothpaste, Fluoride-Free, Strawberry) enthält Cadmium, das als krebserzeugend gilt. Die zwei Zahnpasten für Milchzähne von Pure-Beginnings enthalten Blei und Aluminium. Die "Pure Beginnings Berry Toothpaste Fluoride Free" enthält zusätzlich Antomin. Die gefundenen Schadstoffe liegen allerdings nur leicht über den Werten, die als technisch unvermeidbare Spuren gelten. Lediglich der Aluminium-Wert ist so erhöht, dass die wöchentlich tolerierbare Menge weit überschritten ist.
Zahncreme für Kinder richtig dosieren - so geht's
Die Leitlinie "Fluoridisierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe" aus dem Jahr 2013 empfiehlt 500 ppm (Milligramm pro Kilogramm) Fluorid für Kinderzahncremes, wenn gleichzeitig fluoridisiertes Salz beim Kochen verwendet wird. Die meisten Hersteller richten sich laut Öko-Test nach dieser Vorgabe. "Bis zum zweiten Geburtstag sollen Kinder einmal täglich einen dünnen Film auf die Zahnbürste bekommen und nach dem Zahnwechsel zweimal täglich eine erbsengroße Menge", rät Öko-Test.
Diese Angaben gelten in Fachkreisen mittlerweile als veraltet. Vermutlich frühestens Ende 2019 könnte eine neue Leitlinie erscheinen, die neue Fluoridmengen und auch eine häufigere Anwendung empfiehlt: 1000 ppm statt der bisher üblichen 500 ppm Fluorid und für Kinder bis zum zweiten Geburtstag zweimal täglich eine reiskorngroße Menge. Die Vorgaben aus 2013 sind bislang jedoch gültig.
Den vollständigen Test können Sie gegen Gebühr hier nachlesen. Hier geht es zum Zahnpasta Test von STERN.de.