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Pseudonym in Hollywood Alan Smithee hat bei Dutzenden Filmen Regie geführt – dabei existiert er gar nicht

Eric Idle als Alan Smithee
Eric Idle spielte 1997 in der Satire "Fahr zur Hölle Hollywood" den Regisseur Alan Smithee – bezeichnenderweise ein extrem schlechter Film
© Allstar / Imago Images
Wenn sich der Name Alan Smithee im Abspann eines Films findet, ist meist etwas gründlich schiefgelaufen. Er wird immer verwendet, wenn ein Regisseur nichts mehr mit seinem Produkt zu tun haben will. Auch ein paar prominente Fälle gab es.

Quizfrage für die nächste Party: Was haben Filme wie "Dark Moments – Im Angesicht des Todes", "Dune – Der Wüstenplanet" oder "I Just Want Peace" sowie das Musikvideo zu Whitney Houstons Hit "I Will Always Love You" gemeinsam? Auf die Antwort dürften wahrscheinlich selbst eingefleischte Cineasten nicht kommen: Sie stammen alle vom gleichen Regisseur. Zumindest ... offiziell.

Alan Smithee ist der Name, der bei all diesen Filmen im Abspann steht – und bei Dutzenden weiteren. In der Internet Movie Database werden ihm 138 Filme, Kurzfilme, Serienfolgen usw. zugeschrieben. Ein gefragter Regisseur, sollte man meinen, und ein fleißiger noch dazu. Das Problem: Alan Smithee existiert gar nicht. Und wenn ein Film seinen Namen trägt, ist meist etwas gehörig schiefgelaufen.

1969 tauchte Alan Smithee erstmals auf

Smithee ist ein Pseudonym, das immer dann verwendet wird, wenn der eigentliche Regisseur seinen Namen lieber nicht mit dem Endprodukt in Verbindung gebracht sehen will. Das kann verschiedene Gründe haben. Mal wurde der Film zu stark bearbeitet, mal musste der Regisseur Vorgaben umsetzen, die er selbst eigentlich ablehnte. Manche wollen ihre Anonymität wahren, weil sie Unannehmlichkeiten befürchten, andere sind einfach mit ihrer eigenen Arbeit im Nachhinein unzufrieden und wollen ihren Ruf wahren.

1969 erschien erstmals ein Film unter diesem Namen, es war der Western "Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt". Damals musste Robert Totten nach einem Zerwürfnis mit seinem Hauptdarsteller mitten in der Produktion den Regiestuhl räumen. Weder sein Nachfolger, der den Film fertigstellte, noch Totten selbst wollten am Ende als Regisseur genannt werden. So wählte die Director's Guild of America (DGA), die Gewerkschaft der US-Regisseure, das Pseudonym "Alan Smithee" – was die Kritiker zunächst nachhaltig verwirrte.

Regisseure kämpfen um ihre künstlerische Freiheit

Mittlerweile weiß jeder, der sich mit Film beschäftigt, was hinter dem Namen steckt. Aber die genauen Umstände, wie es zu der Namenswahl gekommen ist, geben in nahezu jedem konkreten Fall Fragen auf. Einige prominente Fälle gibt es. Der bekannteste Regisseur, der sich hinter dem Pseudonym versteckte, ist wahrscheinlich David Lynch. Er war mit der stark veränderten Fernsehfassung seines ansonsten gelungenen Films "Dune – Der Wüstenplanet" so unzufrieden, dass er damit nichts mehr zu tun haben wollte.  

Kontrolliert wird die Verwendung des Pseudonyms in Hollywood von der DGA. Wer einen Film Alan Smithee zuschreiben will, der muss zuerst bei der Gewerkschaft einen Antrag stellen. Über diesen wird dann zeitnah entschieden. Die DGA setzt sich für die Belange der Regisseure ein, historisch ist es ihr Verdienst, dass die Namen der Filmemacher überhaupt genannt werden. Mit der Zeit forderten die Regisseure immer mehr künstlerische Freiheiten gegenüber den Produzenten ein – und wenn ihnen diese nicht gewährt werden, weigern sie sich mitunter, ihren Namen dafür herzugeben.

Eine wichtige Bedingung dafür: Die Regisseure dürfen nicht öffentlich über die Angelegenheit sprechen und dürfen auch keine öffentliche Kritik an dem Film üben. Daran scheiterte beispielsweise Tony Kaye, der das Pseudonym 1998 bei seinem Film "American History X" nicht nutzen durfte. Er hatte sich zuvor eine öffentliche Schlammschlacht mit Hauptdarsteller Edward Norton, der ihm angeblich zu stark ins Handwerk pfuschte, geliefert.

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Ein schlechter Film lüftete das Geheimnis

Erst fast 30 Jahre nach dem ersten Auftauchen von Alan Smithee erfuhr die Öffentlichkeit von seiner wahren (Nicht-)Existenz – passenderweise durch einen Film. Der Streifen "Fahr zur Hölle Hollywood" von Arthur Hiller nahm die Praktiken in Hollywood auf die Schippe: Ein Regisseur möchte gern das Pseudonym Alan Smithee nutzen, nur leider heißt er selbst Alan Smithee. Damit war das Geheimnis gelüftet, und in den USA erlaubte die GDA nur noch in wenigen Ausnahmefällen die Verwendung.

Dennoch taucht der Name immer mal wieder in einem Abspann auf. Erst kürzlich auch in Deutschland, beim Drama "Barfuß durch Australien", welches die ARD Anfang des Jahres ausstrahlte. Der Film bekam durchaus ansprechende Kritiken, Regisseurin Yasemin Samdereli wollte trotzdem lieber anonym bleiben. Als Grund nannte die ARD-Tochter Degeto "unterschiedlichen Vorstellungen in der Postproduktion".

Quellen:  International Movie Data Base"Vice" / "The Ringer" / "No Film School""Frankfurter Rundschau"

Sehen Sie in der Fotostrecke: Auf Instagram schlüpfen Robin und Judith Lachhein in große Rollen. Das deutsche Paar reist an Drehorte in der ganzen Welt und spielt dort berühmte Szenen aus Filmen und Serien nach.

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