Cleopatra ist wohl eine der bekanntesten und mächtigsten Herrscherinnen aller Zeiten. Im Rahmen seiner "African Queens"-Reihe greift Netflix nun die Geschichte der Regentin auf und zeigt eine Schwarze Frau als Cleopatra. Die von Jada Pinkett Smith produzierte Doku-Serie erzählt in vier Teilen das Leben und Wirken der Königin und geht auch auf ihr Erbe und ihre kulturelle Herkunft ein.
Das gefällt – speziell in Ägypten – vielen gar nicht. Der Vorwurf lautet Blackwashing. Eine eigentlich weiße Person wird dabei von einer Schwarzen Person gespielt. Die ägyptische Schauspielerin und Sängerin Somaya Elkhashab twitterte beispielsweise: "Königin Cleopatra als Schwarz zu identifizieren, um moderne afroamerikanische Fantasien zu erfüllen, ist purer Diebstahl ägyptischer Geschichte ..." und findet, eine griechische Königin als Schwarz zu porträtieren, würde in keinster Weise helfen, Rassismus abzubauen.
Unterschiedliche Ansichten zu Cleopatra
Selbst der ehemalige für antike Belange zuständige Minister Ägyptens, Zahi Hawass, äußerte sich via "Daily Mail" dazu und findet: "Das ist komplett fake!" Cleopatra sei griechisch gewesen, also sei auch ihre Haut heller und nicht schwarz gewesen. Die einzigen schwarzen Könige Ägyptens seien laut ihm die Könige des Reichs der Kusch – mehrere hundert Jahre vor Cleopatra – gewesen.
Die durch die Serie führenden Historiker:innen sehen das anders. "Ich erinnere mich noch daran, wie meine Großmutter zu mir gesagt hat: 'Es ist mir egal, was sie dir in der Schule erzählen, Cleopatra war Schwarz'", erinnert sich beispielsweise eine von ihnen. Sie halten die Entscheidung, Cleopatra von einer Schwarzen Frau spielen zu lassen, für richtig und meinen, es sei mitnichten klar bewiesen, dass Cleopatra weiß war.
Auf der Film-Bewertungsplattform Rotten Tomatoes scheint sich die kontroverse Entscheidung der Macher:innen direkt in den Bewertungen niederzuschlagen. Nach nur vier Tagen lag die Publikumsbewertung bei gerade einmal einem Prozent – eine historisch schlechte Bewertung. Laut "Forbes" gar die schlechteste Bewertung, die jemals für einen Film abgegeben wurde. Dabei würde das Publikum sogar oft noch bessere Bewertungen abgeben als die Kritiker:innen dies im Allgemeinen machten.
Regisseurin steht zu ihrer Entscheidung
Die Regisseurin Tina Gharavi steht zu ihrer Entscheidung und hält an ihr, trotz der Kritik, weiterhin fest. Sie hinterfragt, warum die Regentin bisher meist von eindeutig weißen Darstellerinnen, wie Elizabeth Taylor, verkörpert worden sei. Eine Entscheidung die für die Regisseurin wenig verständlich ist – sei über Cleopatras Abstammung doch bekannt, dass ihre griechisch-mazedonische Familie bereits seit 300 Jahren in Ägypten lebte, als Cleopatra geboren wurde. Die Chance, dass die Königin weiß gewesen sei, halte sie daher für "etwas unwahrscheinlich".
Gharavi ist deshalb überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, eine nicht-weiße Darstellerin für die Rolle auszuwählen und findet, mit Adele James haben sie die ideale Besetzung gefunden. Sie sei die perfekte Darstellerin, um Cleopatras Schönheit, ebenso wie ihre Stärke, angemessen zu portraitieren.

"Also, war Cleopatra Schwarz?", fragt Gharavi in ihrem Gastbeitrag für "Variety". Die Antwort, die sie sich selbst gibt: "Wir wissen es nicht sicher, aber wir können sicher sein, dass sie nicht weiß war wie Elizabeth Taylor. Wir müssen über Kolorismus sprechen und über die internalisierte weiße Vorherrschaft, die Hollywood uns indoktriniert hat."
Quellen: "Daily Mail", "Variety", "Spiegel"