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"Wer wird Millionär?"-Jubiläum Evelyn Burdecki stellt seine Geduld auf die Probe: Zur 1500. Folge muss Günther Jauch leiden

"Wer wird Millionär?"
Evelyn Burdecki war zu Gast bei der 1500. Folge von "Wer wird Millionär?"
© Stefan Gregorowius / RTL+
Günther Jauch begrüßte die Zuschauer am Donnerstagabend zum 1500. Mal bei "Wer wird Millionär?". Zum Jubiläum machte ihm die Redaktion das Leben besonders schwer - umso heller erstrahlte der Moderator.
Von Sylvie-Sophie Schindler

Ach, so, tja, haha, wir haben da mal Evelyn Burdecki eingeladen. Sie freuen sich doch, Herr Jauch, oder? Klar freuen Sie sich. Weil Sie müssen. Sie wollen halt kein Spielverderber sein. Ihre Redaktion wird sich schon was dabei gedacht haben. Aber was eigentlich? Die Nummer mit dem dummen Blondchen ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Burdecki hat ohnehin ein ganz anderes Selbstbild von sich. "Sagen Sie, ich bin eine clevere und intelligente Frau", fordert sie Jauch auf.

Doch der verweigert sich. "Sagen Sie ich bin eine clevere und intelligente Frau", wiederholt der Reality-Star und schraubt die Stimme noch höher. Erneut geht der Moderator nicht darauf ein. Ja, man sieht es Ihnen an, Herr Jauch, Sie sind schon längst genervt. Und als Burdecki mit einer Gewinnsumme von 15.555 Euro – für den Bau von Brunnen im Senegal – den Ratestuhl verlässt, entlädt sich die gesamte Jauch'sche Erleichterung in dem Satz: "Noch nie war der Jubel größer."

Evelyn Burdecki ist am Donnerstagabend einer der vielen Gäste in der Jubiläumsshow von "Wer wird Millionär?". "Ich habe keine Ahnung was heute passiert", erklärte der Moderator am Anfang das Konzept; die Redaktion hätte alles geplant, er lasse sich überraschen.

"Wer wird Millionär?": Eine Erfolgsgeschichte des Fernsehens

1500 Folgen in 22 Jahren: Es ist eine der schönsten Erfolgsgeschichten des deutschen Fernsehens. Das erste Mal lief das beliebte RTL-Quiz am 3. September 1999 über den Bildschirm. In den damaligen Umfragen hieß es, viele deutsche Mütter hätten gerne einen Schwiegersohn wie ihn, Günther Jauch. Das Grau und Blau und Braun seiner Anzüge macht einen seriösen Eindruck. Dass er selbst darüber witzelt, dass er lange ein Brustbeutelträger war, macht ihn sympathisch. Und auch, dass er irgendwie mit jedem kann. "Meine Schwiegermutter hat mal gesagt, das ist ja Gottes großer Zoo, der da aufläuft. Und genau so ist es", sagt Jauch. Hier, in seiner Fragen-Arena, bekommen die Deutschen, die es wollen und die sich durchsetzen, ihre mehr oder weniger 15 Minuten Ruhm.

Doch man möge sich nicht täuschen lassen. Jauch wahrt zwar immer die Contenance, aber "zwischen den Zeilen" macht er keinen Hehl daraus, ob er einen Kandidaten mag oder nicht. Dann hat er beispielsweise weniger Geduld oder gibt sich ungewohnt einsilbig. Er selbst gab in Interviews zu, dass ihn Menschen, die mit ihrem Geldgewinn ihr Eigenheim abbezahlen wollen, langweilen. Besonders liegen ihm die schrägen Vögel und solche, die einfach frei von der Leber weg losreden - solange sie keine Quasselstrippen sind.

Und natürlich die, die wissensmäßig wirklich was auf dem Kasten haben. Wie beispielsweise den ersten Millionengewinner – damals noch in D-Mark – Professor Eckhard Freise. Am 2. Dezember 2000 beantwortete der die entscheidende Frage richtig. "Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?" Antwort: Tenzing Norgay. Seither haben weitere zwölf Kandidaten die Million abgeräumt.

Drei prominente Millionengewinner

Mit der Einführung der WWM-Prominenten-Specials im November 2000 kamen noch drei prominente Millionengewinner – für den guten Zweck – dazu: Barbara Schöneberger, Oliver Pocher, Thomas Gottschalk. Alle drei gratulierten ebenfalls zum großen Jubiläum, allerdings nur per Einspieler. Auch Gregor Gysi schickte einen Video-Gruß. Er würde in sieben Jahren als Gast in die Sendung kommen, mit 80 Jahren: "Weil man mir dann alles verzeiht." Vorher habe er Angst, dass er sich blamieren würde. "Ich finde gut, dass er wenigstens zugibt, dass er Schiss hat, das machen andere nicht", so Jauch. Chris Tall fragte via Bildschirm, ob Jauch für einen Cheeseburger verführbar sei. "Ich ernähre mich gerne ungesund", antwortete der.

Apropos Ernährung. Und nochmal zurück zu Evelyn Burdecki. Wie schmeckt eigentlich eine Kebekus? "Das kann man doch essen, oder?", fragt eine völlig ahnungslose Burdecki. "Ja, das ist die männliche Variante der Kokosnuss", witzelt Jauch. "Es kommt mir vor als hätte eine Kebekus etwas mit dem Körperbau, mit Skelett zu tun", geht es weiter. Grund ist die 5-Euro-Frage – nicht wundern, für die Jubiläumssendung wurden die Gewinnstufen geändert: "Steht die Kebekus auf das männliche Geschlecht, gefallen der... A) Piek Könige, B) Hertz Damen, C) Caro Buben und D) Kroiz Asse."

Erst der Publikumsjoker bringt die Erhellung: Antwort C ist richtig. Schließlich handelt es sich um eine Anspielung auf die Komikerin Carolin Kebekus. Ihrem Vater, der unter den Zuschauern saß, ruft Burdecki voller Stolz zu: "Ich habe fünf Euro gewonnen." Konstant aufgedreht und kichernd geht es weiter.

Günther Jauch alles andere als "amused"

Wollte die Redaktion Günther Jauch zu seinem Jubiläum auf die Probe stellen? Auch die anderen zwei Frauen, die auf dem Ratestuhl Platz nehmen – einmal die Zwillingsschwester einer früheren Kandidatin und dann eine Rentnerin, die sich 160 Mal beworben hatte – haben nicht gerade besonderen Unterhaltungswert. Wo Burdecki zu schrill aufdreht, kommt mit den beiden Damen eben die Langeweile auf, über die Jauch alles andere als "amused" sein dürfte. 

Günther Jauch moderiert die beliebte Quizshow "Wer wird Millionär?" seit 1999.

Einziger Lichtblick ist der überaus sympathische Kandidat Janos Pigerl, der zu den WWM-Pechvögeln gehörte. Im Januar fiel er beim "Zocker-Special" von 750.000 Euro auf 1000 Euro runter. Im Grunde wäre es das gewesen. Denn wer es einmal auf den Stuhl geschafft hat, kriegt eigentlich keine zweite Chance mehr. Doch nun durfte er nochmal ran, und ist jetzt um 133.333 Euro reicher.

In ihrem Einspieler führt Barbara Schöneberger durch Günther Jauchs Garderobenraum. Und hält schließlich einen Kalender von 2043 in die Kamera. Dann wäre die 3000. Sendung. Und, kurz von heute weg nachgerechnet, Jauch 86 Jahre alt. Wie lange er's noch macht? "Es ist noch nicht zu Ende", verkündet er. "Mitte Juli sehen wir uns wieder." Ob die Deutschen durch das Erfolgs-Quiz schlauer geworden sind, ist nicht untersucht. Aber geht es wirklich darum? Jede lieb gewordene Sendung ist ein bisschen Zuhause in einer Welt, die voller Erschütterungen ist. Heute mehr denn je. Und Günther Jauch ist der Gastgeber, zu dem man immer wieder gerne kommt.

Die Jubiläumsfolge von "Wer wird Millionär?" ist bei TV Now abrufbar

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