- 4 von 5 Punkten
- Glaubwürdig und emotional inszeniertes Drama um ein verschwundenes Kind
Worum geht's?
Es gibt ein Taschenmesser, eine Angel und ein Fahrrad: Ronny feiert seinen zehnten Geburtstag – allerdings nicht zu Hause, sondern im Kinderheim. Seit er drei Jahre alt ist, lebt der Junge in verschiedenen Einrichtungen. Sein Vater ist tot, seine Mutter Sabine (Ceci Chuh) war drogenabhängig, weshalb das Jugendamt eingriff. Zum Geburtstag darf Ronny seine Mutter und deren neuen Lebensgefährten Rene (Oskar Bökelmann) besuchen. Im Haus kommt es zum Streit, Rene verprügelt den Jungen. Statt ihrem Sohn zu helfen, sieht Sabine nur apathisch zu. Ronny macht sich mit seinem neuen Fahrrad auf den Weg zurück zum Kinderheim, doch dort kommt er nie an. Für Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer hat etwas mit dem Verschwinden des Jungen zu tun? Nicht nur seine Mutter und deren Lebensgefährte gehören dabei zum Kreis der Verdächtigen, sondern auch der Erzieher Matthias (Thomas Schubert) aus dem Kinderheim sowie Gordon (Valentin Oppermann), der Sohn der Heimleiterin, den eine Mitschülerin als "Freak" bezeichnet.
Warum lohnt sich der Fall "Ronny"?
Der Film trägt den Titel des vermissten Jungen, aber es sind vor allem die Mutter-Sohn-Beziehungen, die ihn so intensiv machen. Da ist Ronnys Mutter Sabine, die ihre Drogensucht in den Griff bekommen will, damit ihr Sohn wieder bei ihr leben kann statt im Heim. Sie liebt Ronny und hofft, dass er gefunden wird, auch wenn sie mit der Erziehung überfordert scheint. Gaby Kleinschmidt (Maja Schöne) kümmert sich als Leiterin des Heims um zahlreiche Kinder, doch ausgerechnet zu ihrem eigenen Sohn Gordon dringt sie gar nicht mehr durch. Zwischen den beiden herrscht eine seltsame Distanz. Dafür scheint Kommissarin Brasch einen Zugang zu dem Teeanger zu finden. Denn auch sie ist Mutter eines erwachsenen Sohnes, der den Kontakt zu ihr aber abgebrochen hat. So treffen hier drei dysfunktionale Beziehungen aufeinander. Drehbuchautor Jan Braren und Regisseurin Barbara Ott schufen eine bewegende Geschichte, die auch von einem brillanten Schauspielensemble profitiert.
Was stört?
Als Zuschauer wünscht man sich mehr darüber zu erfahren, warum die Leiterin des Kinderheims und ihr Sohn so ein zerrüttetes Verhältnis haben. Da liefert der Film keine Erklärungen. Zudem spielen mehrere Szenen nachts, bei Regen oder im Wald und sind deshalb sehr düster inszeniert – zusätzlich zu dem ohnehin schon schweren Thema.
"Tatort": Die Höhepunkte aus 1000 Folgen

Der Erste:
Mit ihm fing alles an: Am 29. November 1970 fuhr Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter, r.) mit dem Taxi nach Leipzig - und legte den Grundstein für den anhaltenden "Tatort"-Erfolg. Der erste von bislang 900 Fällen - und bei weitem nicht der schlechteste.
Die Kommissarin?
Für Doreen Brasch werden die Ermittlungen in doppelter Hinsicht zur emotionalen Herausforderung. Zum einen wecken sie Erinnerungen an ihre eigene Kindheit, die sie im selben Heim verbracht hat wie der vermisste Ronny. Zum anderen gerät sie mit ihrem Kollegen Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler) aneinander, als sie über einen früheren Fall reden, bei dem ebenfalls ein kleiner Junge verschwand und nicht gerettet werden konnte. Das will Brasch dieses Mal mit aller Macht verhindern.
Ein- oder ausschalten?
Tolle Schauspieler und eine Geschichte, die nahe geht: Das Einschalten lohnt sich.
Kommissarin Doreen Brasch ermittelte zuletzt in diesen Fällen: