"Decken, decken, nicht Tisch decken, richtig Manndecken": Wim Thoelke muss sich wahnsinnig witzig vorgekommen sein, als er am 28. März 1970 im "Aktuellen Sportstudio" ein Frauen-Fußballspiel kommentierte.
Offiziell war die Sportart in Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch für Frauen verboten. Sie sei "der Natur des Weibes im wesentlichen fremd", so die Begründung des DFB, im Kampf um den Ball schwinde die weibliche Anmut, Körper und Seele erlitten unweigerlich Schaden.
Diese Bevormundung wollten sich die Frauen in Deutschland nicht mehr länger bieten lassen. 1970 spielten bereits mehr als 50.000 Frauen in organisierten Teams, es gab sogar eine inoffizielle Frauen-Fußballnationalmannschaft.
Wim Thoelke sieht "zarte Rempelei"
Am 28. März zeigte das ZDF Ausschnitte aus einem Spiel eben dieser Mannschaft. Moderator Wim Thoelke nahm die knappe Minute zum Anlass für ein Feuerwerk an chauvinistischen Sprüchen. Er sieht eine "sehr zarte Rempelei" und schwärmt gönnerhaft: "Da hat Mutter eine wunderbare Flanke nach halblinks gegeben." Als eine Torfrau im Matsch landet, spottet er: "Die brauchen sich gar nicht aufzuregen, die Zuschauer. Die Frauen waschen doch ihre Trikots selber." An anderer Stelle sagt er: "Frei von allen kleinlichen Sorgen um Haushalt, Mann und Kinder spielt der Libero da hinten."
Zwar kamen im Anschluss daran immerhin einige Spielerinnen dieser inoffiziellen Fußball-Nationalmannschaft im ZDF zu Wort. Doch die wurden wie Exoten angekündigt: "Nun fragt man sich natürlich: Was sind denn das für Mädchen, die das betreiben", so Thoelke, "und aus welchen Gründen tun sie das." Sätze, die sich ein männlicher Fußballer niemals anhören musste.
"Weltrekord in der Disziplin Chauvi-Sprüche"
Für Empörung sorgten die Herablassungen Thoelkes damals übrigens nicht. Das macht dieses Zeitdokument aus heutiger Sicht umso wertvoller. Der Moderator halte seit dieser Sendung "den unangefochtenen Weltrekord in der Disziplin möglichst viele Chauvi-Sprüche innerhalb einer Minute", kommentierte der WDR-Journalist Arnd Zeigler diesen Beitrag, als er ihn vor einigen Jahren in seiner Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" präsentierte.
Für den Frauenfußball mag es eine Genugtuung sein, dass die Nationalmannschaft der Damen die Herren in puncto Erfolg längst überrundet hat: Acht Europameister-, zwei Weltmeister-Titel sowie einen Olympiasieg haben sie seit 1989 erreicht - davon können die Männer nur träumen.