In dem holzgetäfelten Raum des Obersten Gerichtshofs in Washington D.C. läuft gerade die Anhörung von Richter Brett Kavanaugh. Im Saal gibt es Tumulte, Menschen sprechen sich offen gegen Kavanaugh aus, werden von Ordnern nach draußen befördert. Vor der Tür stehen etwa 15 Frauen in langen roten Roben und weißen Kappen und beobachten das Geschehen. Es ist ein stiller Protest, der doch ein lauter Aufschrei ist.
Das ist Brett Kavanaugh
Von Anfang: Brett Kavanaugh ist Donald Trumps Wunschkandidat für einen Sitz im höchsten Gericht. Kein Wunder, immerhin ist er ein konservativer, republikanischer, in die Jahre gekommener, weißer, heterosexueller Mann – das passt in die Weltanschauung des US-Präsidenten. Dies sind seiner Meinung nach die Menschen, die in den Vereinigten Staaten von Amerika für Recht und Ordnung sorgen sollen.

Ein Punkt, in dem sich Kavanaugh und Trump beispielsweise einig zu sein scheinen: Abtreibung. Zwar habe der Richter eingestanden, dass das Recht auf Terminierung der Schwangerschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraumes – das 1973 im amerikanischen Gesetz festgehalten wurde – im Gesetz verankert sei, und doch fürchten seine Kritiker, dass er dafür sorgen könnte, dass das über 40 Jahre alte Gesetz überarbeitet werden würde.
Sollte das Gesetz außer Kraft gesetzt werden, könnte wieder jeder Staat für sich entscheiden, ob und in welchem Rahmen Abtreibungen erlaubt sind – etwas, das Donald Trump, der Kavanaugh für einen Sitz im obersten Gerichtshof nominierte, sich wünscht.
Die Frauen, die still vor der Tür ausharren, sind Mägde – Romanfiguren aus Margaret Atwoods "Der Report der Magd", einem der bekanntesten dystopischen Romane der Neuzeit.
"Der Report der Magd" – irgendwie realistischer, als einem lieb ist
Die Handlung schickt uns kalte Schauer den Rücken runter: Nachdem nukleare Katastrophen zu Chaos in den Vereinigten Staaten von Amerika geführt haben, überwirft eine Gruppe christlicher Fundamentalisten die Regierung, setzt die Verfassung außer Kraft und gründet die "Republik Gilead". Hier haben Frauen keinerlei Rechte, müssen sich den Männern unterordnen und ihr sämtliches Eigentum an die nächsten männlichen Verwandten abgeben.
Diejenigen von ihnen, die trotz der nuklearen Angriffe noch fruchtbar sind, werden in die Häuser hoher Regierungsangestellter gesandt, wo sie diesen und ihren Frauen zu Nachwuchs verhelfen müssen. Kurzum: Frauen haben keinerlei Entscheidungsgewalt über ihren Körper.

Sollte Donald Trump seinen Willen bekommen, könnte die Nominierung Brett Kavanaughs also dazu führen, dass Politiker über die Körper der amerikanischen Frauen entscheiden. Das wollen die Mägde mit ihrem Protest verhindern. Lori Lodes, Sprecherin der Gruppe "Demand Justice", die die Demonstration organisiert hatte, sagte "ABC News America", dass Brett Kavanaugh die "größte Bedrohung für das Recht auf legale Abtreibung" sei. Sie würden gegen die Nominierung des Richters demonstrieren, "weil das Recht auf Abtreibung in den USA so oder so unter Beschuss steht und es schon jetzt für einige Frauen schwieriger ist, eine legale Abtreibung vornehmen zu können. Brett Kavanaugh würde unsere momentane Realität nehmen und sie noch schlimmer machen – viel schlimmer."
Vor wenigen Monaten hatten bereits als Mägde gekleidete Frauen in New York gegen Donald Trump und seinen Vize Mike Pence demonstriert.