Insgesamt hatten sich 14 Kandidaten, darunter zwei Frauen, um die Nachfolge des 76-jährigen Nicos Anastasiades von der konservativen Regierungspartei Disy beworben. Der Präsident ist in Zypern Staatsoberhaupt und Regierungschef in einem.
"Heute hat Zypern gesprochen", sagte der 49-jährige Christodoulides am Sonntagabend. Er sei bereit, "diese große Verantwortung" zu übernehmen und rief das Land zur "Einheit" auf. Christodoulides war von 2018 bis 2022 Außenminister.
Der 66-jährige Mavroyiannis sagte vor Anhängern in Nikosia: "Wir haben unser Ziel erreicht." Mit Blick auf die Stichwahl sagte er: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der von der kommunistischen Partei Akel unterstützte Diplomat war bei den Gesprächen über eine Wiedervereinigung der geteilten Mittelmeerinsel Chefunterhändler.
Averof Neofytou, Chef der konservativen Regierungspartei, kam mit 26 Prozent nur auf den dritten Platz. Damit dürfte der 61-Jährige vor einer Ablösung als Parteichef stehen. Auf Platz vier kam der Kandidat der rechtsextremen Partei Elam, Christos Christou. Er erhielt sechs Prozent der Stimmen.
Für die mehr als 500.000 Wahlberechtigten in dem EU-Land dürften die gestiegenen Lebenshaltungskosten und der Kampf gegen die Korruption im Land darüber entschieden haben, wem sie ihre Stimme gaben. Weiteres wichtiges Wahlkampfthema waren die hohen Kosten durch die irreguläre Migration. Die Mittelmeerinsel verzeichnet nach eigenen Angaben gemessen an der Bevölkerung die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Demnach sind aktuell sechs Prozent der 915.000 Einwohner der Insel Schutzsuchende.
Die jahrzehntelange Teilung der Mittelmeerinsel spielt Experten zufolge bei der Wahl eine untergeordnete Rolle. "Korruption steht im Mittelpunkt der Diskussion, die Wirtschaft und der Alltag. Das Zypern-Problem ist zweitrangig", sagte Giorgos Kentas, Professor für internationale Politik und Staatsführung an der Universität von Nikosia.
Zypern ist seit 1974 geteilt. Damals hatte die türkische Armee nach einem Militärputsch der griechischen Zyprer den Norden besetzt. Die Türkei ist der einzige Staat, der die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern anerkennt. Die griechischsprachige Republik Zypern trat 2004 der EU bei.
In den Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts gibt es seit 2017 kaum Bewegung. Im April 2021 scheiterte ein Versuch unter UN-Vermittlung, die Gespräche wieder aufzunehmen.