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Razzia bei Deutsch-Argentinier in Berlin wegen Verbrechen während Militärdiktatur

Blick über Berlin
Blick über Berlin
© AFP
In Berlin haben das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag die Wohnung eines Deutsch-Argentiniers durchsuchen lassen, der während der argentinischen Militärdiktatur in den 70er Jahren als Offizier gearbeitet haben soll. Ihm würden die Entführung, Folterung und Ermordung von 15 jungen Menschen vorgeworfen, erklärten die Ermittler. Der inzwischen 75-Jährige soll von 1976 bis Anfang 1977 auf einem Marinestützpunkt als zweiter Kommandant eine Einheit von taktischen Tauchern befehligt haben.

Diese hätten vermeintliche und tatsächliche Oppositionelle verfolgt, hieß es. Während der argentinischen Militärdiktatur zwischen 1976 und 1983 wurden viele tausend Oppositionelle, darunter linke Gewerkschaftsführer und Studierende, verhaftet, gefoltert und getötet. Viele verschwanden auch einfach spurlos.

Der Marinestützpunkt Mar del Plata sei eines von etwa 360 geheimen Haftlagern gewesen, erklärten die Ermittler weiter. In diesen Haftlagern seien Oppositionelle gefoltert und danach oft getötet worden: So sei ihnen ein angebliches Mittel gegen Reisekrankheit verabreicht worden, bei dem es sich in Wirklichkeit um ein Betäubungsmittel handelte. Dann seien sie aus großer Höhe aus Flugzeugen lebend ins Meer oder eine Flussmündung geworfen worden.

Gegen den Beschuldigten werde seit Jahren in Argentinien und Deutschland ermittelt, hieß es weiter. Er habe sich offenbar wegen des argentinischen Verfahrens nach Deutschland abgesetzt und sei wegen seiner doppelten Staatsangehörigkeit nicht ausgeliefert worden. Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft habe dann ein gesondertes Verfahren gegen ihn eingeleitet.

Bislang seien viele Zeugen vernommen und Akten aus Argentinien ausgewertet worden. Die Wohnung sei durchsucht worden, um Unterlagen oder Datenträger zu finden, die Aufschluss über die Rolle des 75-Jährigen beim Verschwinden oder der Tötung von Oppositionellen geben könnten.

AFP

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