VG-Wort Pixel

Rechtsextremer israelischer Minister Ben Gvir provoziert mit Tempelberg-Besuch

Blick auf Jerusalem
Blick auf Jerusalem
© AFP
Mit seinem Besuch auf dem für Juden wie Muslime heiligen Tempelberg in Jerusalem hat Israels neuer rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir die Angst vor einer erneuten Gewalteskalation zwischen Israelis und Palästinensern geschürt. Mehrere arabische Staaten verurteilten den Besuch als "Rücksichtslosigkeit". Der Hisbollah-Chef im Libanon, Hassan Nasrallah, warnte vor einer "explosiven Lage". 

Die neue ultrarechte Regierung Israels werde "einer niederträchtigen und mörderischen Organisation nicht nachgeben", begründete Ben Gvir am Dienstag seinen zuvor angekündigten Besuch der heiligen Stätte. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hatte die Besuchspläne zuvor als "Auftakt zu einer Eskalation in der Region" bezeichnet.

Ben Gvir wurde dem Wachpersonal der jordanischen Wakf zufolge von israelischen Sicherheitskräften begleitet, eine Drohne habe zudem den Tempelberg überflogen. Die Wakf ist die jordanische Stiftung, die das Gelände des Tempelbergs verwaltet.

Ein Hamas-Sprecher bezeichnete Ben Gvirs Besuch am Dienstag als "Verbrechen". Er erklärte, das palästinensische Volk werde "weiterhin seine heiligen Stätten und die Al-Aksa-Moschee verteidigen". Das palästinensische Außenministerium nannte den Besuch eine "nie dagewesene Provokation". 

Die USA zeigten sich besorgt angesichts des Besuches, zahlreiche arabische Staaten sowie der Iran verurteilten ihn scharf. Jegliche Änderung am Status Quo der heiligen Stätten in Jerusalem sei "unannehmbar", erklärte das Weiße Haus. 

Jordanien bestellte den israelischen Botschafter in Amman ein, um "eine Protestnote über die Rücksichtslosigkeit" des Ministers zu übermitteln. Ägypten, das als wichtiger Vermittler im Gazastreifen fungiert, warnte vor den "negativen Folgen solcher Aktionen für die Sicherheit und Stabilität" in den palästinensischen Gebieten und in der gesamten Region.

Auch Saudi-Arabien verurteilte die "provokativen Praktiken" von Ben Gvir. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Marokko, die 2020 diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen hatten, sprachen sich gegen den Besuch aus. Kritik kam zudem von der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit.

Der Iran warnte Israel vor einer Reaktion der "muslimischen Nationen". Der Chef der vom Iran unterstützten schiitischen radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon, Hassan Nasrallah, sagte am Dienstagabend, Israels "Angriff" auf die heiligen Stätten in Jerusalem werde "nicht nur die Situation innerhalb Palästinas explodieren lassen, sondern könnte die gesamte Region in die Luft sprengen".

Das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu teilte derweil mit, er sei "entschlossen, den Status Quo an der heiligen Stätte strikt und unverändert beizubehalten".

Der Status Quo habe "lange dazu beigetragen, den fragilen Frieden und die Sicherheit rund um die heiligen Stätten zu erhalten", schrieb der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, im Onlinedienst Twitter. Deutschland fordere "alle auf, Handlungen zu vermeiden, die die Spannungen erhöhen könnten".

Das Judentum verehrt den Tempelberg als seinen heiligsten Ort. Für Muslime ist der Hügel mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee die drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung. Um Provokationen zu vermeiden, dürfen nicht-muslimische Besucher ihn zwar zu bestimmten Zeiten besuchen, aber dort nicht beten. 

Im Jahr 2000 folgten auf den Tempelberg-Besuch des rechtsgerichteten Politikers Ariel Scharon gewaltsame Auseinandersetzungen, in deren Folge die sogenannte zweite Intifada begann, ein Palästinenseraufstand, der bis 2005 andauerte. Im Mai 2021 markierten gewaltsame Auseinandersetzungen in Ostjerusalem, insbesondere auf dem Tempelberg, den Auftakt zu einem elftägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel.

Die Hamas möge "begreifen, dass eine andere Zeit angebrochen ist", erklärte Ben Gvir nun bei Twitter. Der 46-Jährige ist eines der radikalsten Mitglieder der neuen rechtsgerichteten Regierung unter Netanjahu. Ihm wurde wiederholt vorgeworfen, Spannungen mit den Palästinensern absichtlich anzuheizen. 

AFP

Mehr zum Thema

Das könnte sie auch interessieren

Newsticker