Stoltenberg gratulierte Finnland zum baldigen Beitritt zur Militärallianz. "Ich freue mich, in den kommenden Tagen die finnische Flagge im Nato-Hauptquartier zu hissen", erklärte Stoltenberg am Freitag auf Twitter. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass auch die Aufnahme Schwedens "so bald wie möglich" erfolgen werde.
Die Bundesregierung begrüßte die Aufnahme Finnlands, betonte jedoch ebenfalls, es sei wichtig, dass auch Schweden "in absehbarer Zeit diesen Schritt gehen kann". Deutschland werbe intensiv dafür, dass Schweden zeitnah alle Ratifizierungsurkunden erhalte, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin.
Der finnische Regierungschefin Sanna Marin schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter nach dem Votum in Ankara: "Wir werden uns gegenseitig verteidigen." Staatspräsident Sauli Niinistö erklärte, er wolle allen Nato-Staaten "für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung" danken. Finnland werde ein "starker, fähiger und der Sicherheit der Allianz verpflichteter Bündnispartner" sein.
Ein Ja im türkischen Parlament hatte als sicher gegolten, nachdem Präsident Recep Tayyip Erdogan vor einer Woche nach monatelangem Zögern grünes Licht gegeben hatte. "Heute Abend halten wir die Versprechen, die wir Finnland gegeben haben", sagte der Abgeordnete Akif Cagatay Kilic von der Regierungspartei AKP am Donnerstag nach der Ratifizierung. Am Montag hatte bereits Ungarn ebenfalls nach monatelangem Zögern den Beitritt des nordischen Landes ratifiziert.
Nun muss Finnland, das sich eine rund 1300 Kilometer lange Grenze mit Russland teilt, nur noch wenige Formalitäten absolvieren, bis es der Militärallianz beitreten kann. Sobald die finnischen Ratifizierungsurkunden in die US-Hauptstadt Washington geschickt worden sind, ist der Beitritt besiegelt.
Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten Schweden und Finnland im vergangenen Mai gemeinsam Anträge auf einen Nato-Beitritt gestellt und damit mit ihrer langen Tradition militärischer Bündnisfreiheit gebrochen.
Die Entscheidung über einen Beitritt Schwedens steht indes nach wie vor aus, da die Türkei und auch Ungarn noch nicht zugestimmt haben. Vor allem die Türkei blockiert eine Mitgliedschaft Schwedens bisher - und fordert von der Regierung in Stockholm ein härteres Vorgehen gegen kurdische Aktivisten im Land, die Ankara als "Terroristen" bezeichnet.
Am Sonntag wird in Finnland ein neues Parlament gewählt und dabei über den Fortbestand der Mitte-Links-Regierung von Ministerpräsidentin Marin entschieden. Die alleinerziehende Mutter, die 2019 mit 34 Jahren als jüngste Ministerpräsidentin der Welt ihr Amt antrat, ist laut Umfragen äußert beliebt.
Jüngste Umfragen sahen allerdings Marins Sozialdemokraten (SDP) in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit zwei rechten Parteien. Die SDP, die Mitte-Rechts-Partei Nationale Koalition, und die zuwanderungsfeindliche populistische Partei Die Finnen lagen demnach bei jeweils etwa 20 Prozent.
Die Zentrumspartei, derzeit einer von Marins Koalitionspartnern, hat signalisiert, nicht mehr unter Führung der Sozialdemokratin weiter regieren zu wollen. Marin könnte damit für eine Mehrheit auf die Unterstützung der Nationalen Koalition angewiesen sein. Die Nationale Koalition könnte aber auch eine Rechtsregierung mit der Partei Die Finnen bilden.
Marin fährt seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine eine harte Linie gegenüber Russland. Die nationale Sicherheit war zentrales Wahlkampfthema, dabei herrscht über den Nato-Beitritt allerdings breiter Konsens - 75 Prozent der Bevölkerung sprach sich dafür aus. Jahrzehntelang hatten nur 20 bis 30 Prozent der Finnen eine Nato-Mitgliedschaft des Landes befürwortet.