Es war das erste Mal, dass ein amtierender Papst die Predigt bei einer Trauerfeier für seinen Vorgänger hielt. An der Messe nahmen mehr als 4000 Kardinäle, Bischöfe und Priester teil. 50.000 Menschen versammelten sich auf dem Petersplatz, darunter Würdenträger aus der ganzen Welt.
Bevor Benedikts sterbliche Überreste in den Petersdom gebracht wurden, machte Franziskus, auf eine Gehhilfe gestützt, mit der Hand das Zeichen des Kreuzes vor dem Sarg und berührte diesen zum Abschied noch einmal.
Unter den Trauernden waren zahlreiche Deutsche, die dem ersten deutschen Papst seit 500 Jahren Anerkennung zollten. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahmen an der Trauerfeier teil.
Steinmeier würdigte Benedikt XVI. als "großen Theologen mit kräftigem Intellekt" und "Mann von großer Bescheidenheit". Scholz sagte nach seiner Rückkehr aus Rom, es sei "sehr berührend" gewesen zu sehen, "wie viel dieser Papst den Gläubigen weltweit bedeutet hat".
Der verstorbene Papst wurde nach der Trauerfeier in der ursprünglichen Grabstätte seines Vorgängers Johannes Paul II. in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt. Der Leichnam des polnischen Pontifex war nach seiner ungewöhnlich schnellen Seligsprechung im Jahr 2011 in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet worden.
Mit Blick auf die vereinzelten "santo subito"-Rufe bei der Trauerfeier für Benedikt sprach sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gegen eine sofortige Heiligsprechung des Verstorbenen aus. "Ich finde nicht, dass jetzt der Zeitpunkt ist", sagte der Limburger Bischof in Rom.
Die Kirche habe gute Regelungen. Dazu zähle, nun zunächst fünf Jahre Ruhe um den Verstorbenen einkehren zu lassen, bevor über eine vor einer Heiligsprechung stehende Seligsprechung gesprochen werden könne.
In Deutschland wurde des verstorbenen früheren Papstes mit Glockenläuten und Trauerbeflaggung gedacht. Benedikt, der 1927 als Joseph Ratzinger in Bayern geboren wurde, war an Silvester im Alter von 95 Jahren gestorben.
Kardinal Ratzinger hatte 2005 als Benedikt XVI. die Nachfolge von Papst Johannes Paul II. angetreten. Am 11. Februar 2013 erklärte er jedoch aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt. Er war damit der erste Papst seit 1415, der sein Amt als Oberhaupt der katholischen Kirche niederlegte.
Fast zehn Jahre lang lebten so zeitgleich zwei Päpste im Vatikan. Eine nicht nur für Franziskus höchst ungewöhnliche Situation, die immer wieder für Spekulationen über voneinander abweichende theologische Sichtweisen der beiden Geistlichen sorgte.
Doch mit seinem Rücktritt eröffnete Benedikt auch seinen Nachfolgern einen Weg aus dem Pontifikat, sollten deren Kräfte schwinden. Der 86-jährige Franziskus hat sich nach eigenen Angaben bereits bei seinem Amtsantritt auf einen möglichen Rücktritt vorbereitet. Er leidet unter Schmerzen im rechten Knie. Zur Trauerfeier am Donnerstag kam er in einem Rollstuhl. Später stützte er sich auf eine Gehhilfe.
Benedikts Pontifikat war nach einer anfänglichen Euphorie in Deutschland von Problemen und Skandalen überlagert. Er sorgte zwar für erkennbare Fortschritte in der Ökumene. Doch vor allem im Missbrauchsskandal agierte er vielen zu zögerlich.
Mit seiner Regensburger Rede sorgte er 2006 bei seinem Deutschlandbesuch unter Muslimen für weltweite Proteste, weil er ein Zitat aus dem 14. Jahrhundert wiedergab, wonach der Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe.
Später hob Benedikt die Exkommunikation des zur Pius-Bruderschaft gehörenden Holocaust-Leugners Richard Williamson auf. 2012 gab es dann noch die "Vatileaks"-Affäre um aus dem Vatikan geschmuggelte geheime Dokumente.
Für Papst Franziskus beginnt mit dem Tod seines emeritierten Vorgängers ein neues Kapitel seines Pontifikats. Wie die Kräfte zwischen Unterstützern und Gegnern von Franziskus verteilt sind, wird sich auch bei der Synode für die Weltkirche zeigen, in deren Rahmen es im Oktober dieses Jahres und im Oktober 2024 zwei große Treffen in Rom geben soll.