Bei Bundeswehr-Übung Herrmann: Schuss auf Soldat war Reaktion auf Platzpatronen

Bei der Übung "Marshal Power" hatten Bundeswehr und Polizei eigentlich zusammen trainieren sollen. (Archivbild) Foto: Karl-Josef
Bei der Übung "Marshal Power" hatten Bundeswehr und Polizei eigentlich zusammen trainieren sollen. (Archivbild) Foto
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Wie konnte es passieren, dass Polizisten einen Soldaten bei einer Übung anschießen? Bayerns Innenminister nennt neue Details - die auch für die Staatsanwaltschaft eine Rolle spielen dürften.

Die Schüsse auf Bundeswehrsoldaten bei einer Übung im oberbayerischen Erding waren laut Bayerns Innenminister eine Reaktion der Polizei auf Feuer mit Platzpatronen. Nach dem Notruf einer Anwohnerin wegen der Sichtung eines bewaffneten Mannes hätten die Beamten zunächst Warnschüsse abgegeben und die Männer in Tarnkleidung aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, sagte Joachim Herrmann (CSU) im Innenausschuss des bayerischen Landtags. Darauf hätten die Soldaten zunächst auch reagiert.

"Nach dem aktuellen Stand der Untersuchung eröffnete dann aber eine der Personen das Feuer mit Manövermunition, also sogenannten Platzpatronen", sagte Herrmann. "Hierauf kam es dann zur Schussabgabe durch Polizeibeamte mit den bekannten Folgen." Ein Teil der Soldaten vor Ort sei wohl davon ausgegangen, "dass sie sich in einem Übungsszenario befinden".

Schuss traf Soldat im Gesicht

Bei dem Schusswechsel war am 22. Oktober ein Bundeswehr-Soldat durch eine Kugel aus einer Polizeiwaffe im Gesicht angeschossen und leicht verletzt worden. Laut Herrmann hatte die Bundeswehr der Polizei zuvor nicht mitgeteilt, dass dort zu diesem Zeitpunkt schon bewaffnete Soldaten unterwegs sein könnten. Die Beamten gingen demnach von einem Übungsbeginn in der Region am Folgetag aus. Die über mehrere Tage angelegte Übung in Bayern wurde nach dem Zwischenfall kurzzeitig unterbrochen. 

Die Anwälte des Soldaten stellten im Nachgang Strafanzeige gegen drei beteiligte Polizisten, die Staatsanwaltschaft Landshut geht unter anderem dem Vorwurf des versuchten Totschlags nach. In einer Mitteilung schrieben die Juristen, es gebe Hinweise, dass die Soldaten zum Zeitpunkt der Polizeischüsse "als solche erkennbar waren und sich Teile bereits ergaben oder am Boden befanden, als weiter geschossen wurde". 

Herrmann: Polizisten gingen von "Echtlage" aus

Herrmann sagte im Innenausschuss, die Polizei wisse aus Erfahrung, "dass auch Täter von Gewaltstraftaten Tarnkleidung und Langwaffen nutzen". Die Beamten seien deshalb "zunächst von einer Echtlage" ausgegangen.

Was genau am 22. Oktober in Erding passiert sei, ermittelten aber weiter Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt, sagte Herrmann. "Wir müssen die richtigen Schlüsse aus dem Vorfall ziehen. Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Polizei sowie den übrigen bayerischen Behörden muss noch enger werden."

dpa

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