Vor zwei Wochen wurden Auszüge aus Michael Schumachers Krankenakte verschiedenen Medien illegal zum Kauf angeboten. Nun sind die Behörden den Tätern auf der Spur: Die Unterlagen wurden offenbar von einem Schweizer Flugunternehmen aus gesendet. Die IP-Adresse gehöre zu einem Rechner in der Zentrale des Helikopter-Unternehmens, berichtet die französische Regionalzeitung "Dauphiné Libéré". Die Staatsanwaltschaft in Grenoble bestätigte, dass die Rechneradresse im Kanton Zürich lokalisiert wurde. Die Ermittlungen seien von den Schweizer Behörden übernommen worden.
Das Unternehmen soll laut "Dauphiné Libéré" wegen des Transports Schumachers von Grenoble nach Lausanne im Gespräch gewesen sein. Der Arztbrief-Entwurf sei einem Mediziner zur Verfügung gestellt worden, der mit dem Flugunternehmen zusammenarbeitet. Die elf oder zwölf Seiten fassen die medizinische Entwicklung Schumachers während der Behandlung in der Universitätsklinik von Grenoble zusammen. Auf Grundlage dieser Daten sollte der mögliche Flug vorbereitet werden. Schumacher war schließlich jedoch mit einem Krankenwagen nach Lausanne transportiert worden.
Akte mit mehreren Pseudonymen gesichert
Die Daten über Schumacher waren kurz darauf verschiedenen Medien per Mail für 60.000 Franken (knapp 50.000 Euro) angeboten worden. Die Universitätsklinik in Grenoble hatte nach Bekanntwerden der Vorgänge Anzeige erstattet und die Datenspeicher mit den Krankenakten kontrolliert. Dabei waren keine unerlaubten Zugriffe auf die mit mehreren Pseudonymen gesicherte Akte festgestellt worden. Einsicht in die Daten hatte laut Klinik "nur eine begrenzte Anzahl von Personen".
Gleichzeitig hatte Schumachers Managerin Sabine Kehm nach Bekanntwerden der Angebote klargemacht, dass Ankauf und Veröffentlichung solcher Unterlagen verboten seien. "Daten aus der Krankenakte sind höchst vertraulich", hieß es in einer Mitteilung.
Der 45-jährige Schumacher war nach einem schweren Skiunfall Ende Dezember in Méribel fast sechs Monate lang in Grenoble behandelt worden. Im Juni war er in eine Reha-Klinik in Lausanne verlegt worden. Zuvor hatte seine Managerin bekanntgegeben, Schumacher befinde sich nicht mehr im Koma.