Marcel H. sitzt jetzt offiziell in Haft. Der Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Kindermörder von Herne wurde am Vormittag verkündet. Das teilte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen mit. Zunächst war Marcel H. in Bochum in Polizeigewahrsam, nun wurde Marcel H. in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Bei dem Haftbefehl gehe es bislang nur um die Tötung des neunjährigen Jaden. "Der Haftbefehl wird wahrscheinlich noch erweitert", sagte Jansen, ohne weitere Details zu nennen.Womöglich bezieht Jansen sich auf die zweite Leiche, der in Herne gefunden wurde. Der Verdächtige selbst hatte den Hinweis auf den zweiten Toten gegeben.
Marcel H. war am Donnerstagabend nach drei Tagen auf der Flucht festgenommen worden. Er wird verdächtigt, den neunjährigen Jaden in Herne erstochen zu haben. Das Kind war am Montagabend im Keller des Nachbarn Marcel H. gefunden worden.
Erste Pressekonferenz zum Fall Herne
Am Freitagnachmittag gibt die Polizei nun eine erste Pressekonferenz zum Mordfall in Herne. In der Aula des Polizeipräsidiums Dortmund wollen die Polizei Dortmund, die Polizei Bochum sowie die Bochumer Staatsanwaltschaft über den aktuellen Ermittlungsstand informieren. Dabei soll es vor allem um die Identität des zweiten Toten gehen. Der junge Mann aus Herne soll ebenfalls Opfer von Marcel H. sein. Es handelt sich offenbar um einen Freund des Verdächtigen.
Werden in der Pressekonferenz nun auch die vielen weiteren offenen Fragen geklärt? Hat Marcel H. Nordrhein-Westfalen während seiner dreitägigen Flucht überhaupt verlassen? Wo hielt er sich versteckt? Was hat es mit dem Hund auf sich, den die Polizei zwischenzeitlich suchte? Handelte es sich bei dem Chatter, der sich nach dem Mord an dem Jungen im Portal 4chan zu Wort meldete und als der flüchtige Täter ausgab, tatsächlich um Marcel H.?
Der stern bloggt an dieser Stelle live zur ersten Pressekonferenz im Mordfall Herne:
Die Pressekonferenz zum Mordfall von Herne
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Das war's: Die Pressekonferenz zu Marcel H. ist beendet.
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Dafür, dass es vor dem Mord an dem Nachbarsjungen mehrere Versuche gab, sich selbst umzubringen, haben die Ermittler in Marcel H.s Haus auch tatsächlich Hinweise gefunden.
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Marcel H. war "nach unserer Einschätzung ein Einzelgänger, hatte sehr wenige soziale Kontakte", sagt Lipphaus.
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Nach den Morden habe Marcel H. offenbar keine weiteren Versuche gegeben, sich selbst zu töten, sagt Lipphaus.
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Zum Mord an dem neunjährigen Jaden habe Marcel H. angegeben, dass er aus Verzweiflung darüber, dass seine diversen Suizidversuche nicht gelangen, zum Mörder geworden sei.
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Marcel H. habe sich den Vernehmern gleich geöffnet. "Er redet viel. Er diktiert quasi", sagt der Leiter der Mordkommission, Lipphaus.
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"Ich habe an wenigem, was er sagt, Zweifel", sagt Lipphaus zur Glaubwürdigkeit von Marcel H. während der Vernehmung.
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Nur wenige Stunden lang seien Marcel H. und dessen Bekannter in der Wohnung zusammen gewesen, abends hätten sie gegessen und sich schlafen gelegt. Schon am nächsten Morgen habe der Bekannte Marcel H. darauf aufmerksam gemacht, dass er gesucht werde.
"Das war für ihn das Todesurteil", sagt Lipphaus. -
Marcel H. habe, davon geht Lipphaus aus, in der Wohnung des getöteten bekannten im Internet die Fahndung nach ihm selbst verfolgt.
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Etwa, weshalb Marcel H. die Wohnung des getöteten Bekannten in Brand setzte "um Spuren zu vernichten", wie er sagt, obwohl er das Haus doch nur verlassen hatte, um sich selbst der Polizei zu stellen.
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Marcel H. sage zwar bereitwillig und viel aus mit sehr guten Erinnerungen an seine eigenen Taten. Jedoch seien seine Aussagen zum Teil auch widersprüchlich.
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Während der Befragung wirke Marcel H. "eiskalt", sagt der Leiter der Mordkommission Bochum.
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Bei dem getöteten Bekannten handelt es sich offensichtlich um das "120-Kilo-Biest", von dem Marcel H. später selbst schrieb. Es sei aber eben keine Frau, wie die Polizei aufgrund des Wortes "Biest" bislang vermutete, so Lipphaus, sondern ein Mann.
Zwar habe Marcel H. laut eigener Aussage nichts selbst im Internetportal 4chan hochgeladen. Allerdings sehe es aus, als seien alle Nachrichten vom 7. März von Marcel H. - zumindest inhaltlich. Damit bezieht Lipphaus sich auf die Fotos des Leichnams von einem erwachsenen Menschen, auch mit selbst gezeichnetem Zeitstempel, und den Schilderungen dazu, die auf 4chan zu lesen waren.
Hier nachzulesen: http://www.stern.de/panorama/stern-crime/herne--hat-der-kindermoerder-einen-weiteren-menschen-getoetet--7359382.html
Das Foto mit dem Hund im Hintergrund, das ebenfalls kursierte, "scheint offensichtlich ein Fake zu sein", sagt Lipphaus. Überhaupt hätten Fakes die Arbeit der Ermittler sehr erschwert, sagt er. -
Von dem toten Jungen wie auch von der Leiche des Bekannten habe Marcel H. mehrere Fotos mit seinem Handy gemacht. Er habe diese Bilder jedoch nicht selbst ins Internet gestellt.
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Als der Bekannte Marcel H. darauf aufmerksam machte, tötete Marcel H. auch ihn - mit 68 Messerstichen. In dessen Wohnung habe Marcel H. sich seitdem und bis gestern Abend aufgehalten.