"Wenn du nicht rechtzeitig nach Hause kommst, holt dich die Bestie!" So werden Ende der 1950er Jahre im Kreis Baden manche Eltern zu ihren Kindern gesagt haben, wenn sie nicht pünktlich den Heimweg antraten. Falls die Kinder und jungen Frauen überhaupt noch vor die Tür durften. Und diese Sorge war berechtigt, denn 1959 jagte hier der Serienmörder und Gewaltverbrecher Heinrich Paul Max Pommerenke vier Monate lang Menschen Angst und Schrecken ein.
Pommerenke wurde 1937 in einem Dorf in der Nähe von Rostock geboren, wuchs dort auf und war schon als Schüler kein unbeschriebenes Blatt, was Straftaten betraf. Er wurde bereits als Schüler zum Vergewaltiger – und nach seiner Malerlehre zum Wiederholungstäter. Bevor er für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden konnte, floh er aus der DDR in die BRD. Von West-Berlin aus schickte man ihn in die Schweiz zu seiner dort lebenden Mutter.
Eine Filmaufführung sei Auslöser gewesen
Am 27. Februar soll sich Pommerenke im Karlsruher Kino eine Filmaufführung von "Die 10 Gebote" angeschaut haben, welche nicht emotionslos an ihm vorüber ging. Zornig über – nach seinem Empfinden – viel zu leicht bekleidete Frauen, wurde sein unsagbarer Hass auf das weibliche Geschlecht nun unbezähmbar. Der damals 21-Jährige begann seine Mordreihe noch am selben Tag: Er nahm seinem ersten Opfer das Leben. Der 49-jährigen Hilde Conther lauerte er auf, schnitt ihr die Kehle durch und missbrauchte sie anschließend. Im März vergewaltigte Pommerenke die 18-jährige Karin Wälde und erschlug sie mit einem Stein. Es folgte der Mord an der 21-jährigen Dagmar Klimek, die er in einem D-Zug mit einem Messer erstach. Er warf sie aus der nach Basel fahrenden Bahn, zog die Notbremse und ging zu ihrem leblosen Körper zurück. Er zerrte ihn bis zu einem Waldweg und verging sich an der Leiche. Im Juni 1959 vergewaltigte er die 16-jährige Rita Walterspacher und erwürgte sie anschließend – es sollte seine letzte Tat gewesen sein.
48 Jahre im Gefängnis
Am 19. Juni 1959 ging Heinrich Pommerenke in ein Geschäft, um einen Anzug abzuholen. Dort vergaß er eine Tüte mit einer Waffe. Die Polizei wurde vom Personal des Ladens informiert – und es begann die fieberhafte Suche nach dem Mordverdächtigen. Schließlich wurde er in Hornberg auf einem Bahnhofsvorplatz erkannt und von der Polizei festgenommen. Die Bevölkerung der Region konnte endlich aufatmen, denn "die Bestie in Menschengestalt" oder das "Ungeheuer vom Schwarzwald", wie ihn die Presse damals betitelte, war endlich gefasst.
Pommerenke wurde am 22. Oktober 1960 vom Freiburger Schwurgericht wegen Mordes in vier Fällen, wegen Mordversuchs in zwölf Fällen, Unzucht mit einem Kind, Vergewaltigung, Diebstahl, schweren Raubes und räuberischer Erpressung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Bis zu seinem Tod am 27. Dezember 2008, saß der Serienmörder über 48 Jahre im Gefängnis.