Santo Sabatino verließ an einem sehr frühen Morgen sein Haus in Mülheim an der Ruhr und tauchte nie wieder auf. Der Fall ist bis heute ein Rätsel, im Rheinland und im Ruhrgebiet berichten Medien seit knapp zwei Jahren immer wieder über das seltsame Verschwinden des Wirts, der zwei italienische Restaurants in Düsseldorf und Köln und eine Bar auf der Düsseldorfer Nobelmeile Königsallee betrieb.
Auch der ARD-"Kriminalreport" versuchte schon, über Zuschauerreaktionen einer Lösung des Falles näher zu kommen. Vergeblich. Sabatinos Familie, seine Freunde, Gäste und Geschäftspartner fragen sich seit dem Sommer 2017: Was geschah mit dem Gastronomen? Tauchte er unter? Fiel er einem Verbrechen zum Opfer? Oder nahm er sich das Leben?
Fall Santo Sabatino am Abend bei "Aktenzeichen XY...ungelöst"
In der neuen Folge von "Aktenzeichen XY…ungelöst" an diesem Mittwochabend (20.15 Uhr, ZDF) unternimmt Moderator Rudi Cerne einen weiteren Anlauf: Vielleicht wissen die TV-Zuschauer etwas, das die Polizei weiterbringt.
Der Fall Santo Sabatino begann recht unspektakulär am 20. Juli 2017 gegen 4.30 Uhr am frühen Morgen: Der damals 54-Jährige verließ sein Haus, so viel ist sicher. Seit diesem Zeitpunkt aber ist sein Aufenthaltsort unbekannt. Der ARD-"Kriminalreport" beispielsweise weiß, dass Sabatino (1,70 Meter groß, 85 Kilo) eine Uhr der Marke "A. Lange & Söhne" mit Mondphasenanzeige trug. Warum er so früh am Morgen aus dem Haus ging und wo er hinwollte, ist unklar.
Handy und Portemonnaie soll er nicht mitgenommen haben, berichtet "RP Online". In jenem Artikel ist auch von einer Stalkerin die Rede: Sabatino habe etwa einen Monat vor seinem Verschwinden Anzeige erstattet, weil er sich von einer Frau bedroht fühlte, die er bei einer Flugreise kennen gelernt habe. Sie habe ihm ständig SMS geschickt. Ob diese Information etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat, ist völlig unklar.
Ungewöhnlich ist so ziemlich alles an diesem Fall – auch, dass er erst neun Tage nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet wurde. Wie die "WAZ" schreibt, erstattete Sabatinos Frau "im Beisein eines Anwalts" eine Vermisstenanzeige bei der Polizei. Den späten Zeitpunkt hätten Sabatinos Angehörige damit erklärt, dass der Wirt früher schon häufiger und auch über einen längeren Zeitraum sein Zuhause verlassen habe. Seine Abwesenheit erschien der Familie offenbar zunächst als ganz normal – bis sie den Verdacht schöpfte, dass hier etwas nicht stimmen kann.
Die Polizei dagegen beurteilte das Verschwinden des Mannes von Anfang an als alles andere als normal, behandelte es nicht als Vermisstenfall, sondern gründete eine Ermittlungskommission. Zu dieser, so heißt es in den Medienberichten zu dem Fall, gehörten bis zu 20 Beamte aus verschiedenen Abteilungen.
Trotz dieser Manpower: Brauchbare Ergebnisse förderten die Ermittler bislang offenbar nicht zu Tage. Sabatinos Familie setzte eine Belohnung von 10.000 Euro aus, um Hinweise zu bekommen, erntete aber offenbar ebenfalls nur Schweigen.
Polizei ging bislang nicht unbedingt von einem Verbrechen aus
Gegenüber der "WAZ" gab sich ein Sprecher der Essener Polizei im vergangenen Sommer desillusioniert. Obwohl der Vermisste ein großes Netzwerk an Bekannten gehabt habe, seien von dort keine brauchbaren Hinweise gekommen – dabei hätten die Ermittler einen "immensen" Aufwand betrieben und sowohl die Familie als auch Geschäftspartner unter die Lupe genommen. Ermittelt worden sei auch außerhalb Deutschlands – in Europa und in einigen afrikanischen Ländern. Sabatino soll vor seinem Verschwinden gleich mehrere Reisen ins Ausland unternommen haben: nach Schweden und Belgien sowie nach Marokko, Benin, Sierra Leone und nach Südafrika.
Der Polizeisprecher ging damals, ein Jahr nach dem Verschwinden Sabatinos, nicht unbedingt davon aus, dass der 54-Jährige Opfer eines Verbrechens wurde. "Wir haben bisher keinen konkreten Hinweis auf eine mögliche Gewalttat", ließ sich der Sprecher in der "WAZ" zitieren.
Lokale wechselten Besitzer oder sind geschlossen
Merkwürdig auch: Der Vermisste soll vor jenem schicksalhaften 20. Juli Vorkehrungen getroffen haben. Schon kurz nach seinem Verschwinden, so die "TZ" habe seine damals 21-jährige Tochter seine drei Lokale übernommen, von denen derzeit nur noch "Tino’s Bar" auf der noblen "Kö" geöffnet hat, laut Impressum aber offenbar nicht mehr im Besitz der Sabatinos ist. Die Restaurants "Rosati" in Köln und "Bocconcino" in Düsseldorf sind inzwischen geschlossen, letzteres soll unter einem neuen Besitzer demnächst wieder eröffnet werden.
In seiner Zeit als erfolgreicher Gastronom kannte Santo Sabatino unzählige Menschen. Rudi Cerne hofft, am Mittwochabend bei "Aktenzeichen XY" dass diese Bekanntschaften oder auch andere Zeugen helfen, das mysteriöse Verschwinden des prominenten Wirts aufzuklären.

Quellen: "Aktenzeichen XY..ungelöst", "RP-Online", "TZ", "WAZ"