In Dresdens berühmte Schatzkammer, das Grüne Gewölbe, ist am frühen Montagmorgen eingebrochen worden. Der Einbruch betrifft den historischen Teil der wertvollen Staatlichen Kunstsammlungen. Die Schadenshöhe ist noch unklar. Auch was genau aus dem Museum gestohlen wurde, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Räume des Museums sind eigentlich streng gesichert. Über Details will die Polizei im Tagesverlauf informieren.
Täter setzten womöglich Stromkasten in Brand
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wurden historische Schmuckstücke, Diamanten und Edelsteine im Millionenwert gestohlen. Am Montagmorgen gegen fünf Uhr früh soll demnach ein Stromkasten unter der Augustusbrücke in Brand gesetzt worden sein, um die Stromzufuhr der Kunstsammlungen lahmzulegen. Eine Sprecherin des Energieversorgers Drewag bestätigte den Brand: "Die Drewag musste den Schaltkasten außer Betrieb setzen." Im Anschluss sollen die unbekannten Täter laut "Bild" durch ein Eckfenster in das Residenzschloss eingestiegen sein, in dem sich große Teile des Wettinerschatzes befinden.

In acht Kabinetten sind dort etwa 3000 Kunstwerke aus Gold, Silber, Edelsteinen, Elfenbein und Bernstein vor reich verzierten Schauwänden und Prunktischen zu sehen. So gibt es unter anderem ein Bernsteinkabinett, ein Elfenbeinzimmer, ein Weißsilberzimmer und das Silbervergoldete Zimmer.
Die Kabinette sind nur durch eine Schleuse begehbar, die den Besucher von Staub und Schmutz befreit. Aus konservatorischen Gründen ist die Zahl der täglichen Besucher in diesem "begehbaren Tresor" begrenzt.
Die meisten Kunstwerke sind nicht in Vitrinen verschlossen, sondern stehen frei auf Konsolen und Tischen. Nur im Juwelenzimmer, dem Highlight der Schatzkammer, liegen die Schmuckstücke unter Glas. Hier steht auch der berühmte "Mohr mit Smaragdstufe" mit 16 Edelsteinen von Balthasar Permoser und dem Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger.
Eines der wertvollsten Stücke des Grünen Gewölbes wird derzeit im Metropolitan Museum of Art in New York ausstellt – der Grüne Diamant. Das Hut-Schmuckstück mit dem einzigartigen Stein von 41 Karat und natürlicher Färbung gilt als spektakulärste Leihgabe der Ausstellung "Making Marvels: Science and Splendor at the Courts of Europe" des Metropolitan Museum of Art.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer reagierte bestürzt auf den Einbruch: "Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen", sagte der CDU-Politiker. Die Werte, die im Grünen Gewölbe und im Dresdner Residenzschloss zu finden sind, seien "von den Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden". "Man kann die Geschichte unseres Landes, unseres Freistaats nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens."
Das Grüne Gewölbe, das seinen Namen durch die teils malachitgrüne Bemalung erhielt, gilt als einmalige Schatzkammer Europas. Sachsens Kurfürst August der Starke (1670-1733) hatte die prachtvollen Räume zwischen 1723 und 1730 anlegen lassen. Im Zweiten Weltkrieg wurden das Residenzschloss und mit ihm Teile des Grünen Gewölbes weitgehend zerstört. Die Kunstgegenstände waren zuvor ausgelagert worden und wurden nach Kriegsende von der Roten Armee beschlagnahmt und in die Sowjetunion gebracht. Erst 1958 erhielten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die komplette Sammlung wieder zurück.
Heute wird die Schatzkammer in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räumen der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke.