Am Freitag zerstörte David S. in München das sichere Lebensgefühl einer ganzen Stadt. Im McDonalds an der Hanauer Straße in München eröffnete er das Feuer auf andere Jugendliche, dort und bei der folgenden Flucht tötete er neun Menschen, verletzte weitere. Dann richtete er sich vor den Augen von Polizisten selbst. Genau an diesem Tag jährte sich das mörderische Attentat von Anders Behring Breivik, der in Norwegen 77 Menschen getötet hatte. Wohl kein zufälliger Zusammenhang.
Denn nach allem, was man mittlerweile über David S. weiß, scheint er fasziniert von Amokläufern gewesen zu sein. Die Polizei fand in der Wohnung seiner Eltern jede Menge Artikel zu diesem Thema sowie das Buch "Amok im Kopf - Warum Schüler töten". S. diente es wohl als eine Art Anleitung. Der Autor reagierte bestürzt darauf. Doch vor allem zu einem Fall weist die Tat des 18-Jährigen eine ganze Reihe von Parallelen auf - zu dem von Breivik.
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S. verehrte Breivik
Den norwegischen Rechtsradikalen scheint der deutsch-iraner S. besonders verehrt zu haben, hatte sein Foto sogar als Profilbild beim Smartphone-Messenger Whatsapp. Es dürfte kein Zufall sein, dass seine Schreckenstat auf den fünften Jahrestag von Breiviks Massaker auf der Insel Utøya fällt.
S. hatte seine Tat genau geplant, sie war keine spontane Aktion. Mit einem gefälschten Facebook-Profil hatte er seine Opfer zu McDonalds zu locken versucht, der später zum Tatort wurde. Er hatte sich die gleiche Waffe besorgt, die Breivik benutzt hatte, eine Glock 17. Die Pistole ist auch für Anfänger leicht zu bedienen, schießt enorm schnell und gilt als extrem zuverlässig. Dazu mehr als 300 Schuss Munition. Offenbar wollte er eine ähnlich hohe Opferzahl erreichen wie der Norweger.
Das Ziel: Jugendliche mit Migrationshintergrund
Der hatte bei seiner Wahnsinnstat 77 Menschen getötet, die meisten aus nächster Nähe erschossen. S. tat es ihm gleich. Beide hatten es vor allem auf Jugendliche mit Migrationshintergrund abgesehen - wenn auch aus völlig anderen Gründen. Breivik wählte das Jugendlager der sozialistischen Partei auf Utøya, weil er die multikulturelle Gesellschaft und ihre Toleranz gegenüber dem Islam hasste. S. wollte sich wohl an seinen Peinigern rächen.
Der junge Mann scheint immer wieder von Mitschülern gemobbt worden zu sein, vor allem von arabisch- und türkischstämmigen. Ein echtes fremdenfeindliches Weltbild dürfte er wegen seiner eigenen, iranischen Wurzeln wohl nicht gehabt haben. In einem Video, das ihn nach der Tat auf einem Garagendach zeigt, wird er als Kanacke beschimpft - und betont, dass er sich als Deutscher sieht. Trotzdem fällt auf, dass seine Opfer nahezu ausschließlich sehr junge Menschen mit südeuropäischen und orientalischen Wurzeln waren.
Am Ende steht der Tod
Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Amokläufen ist wohl der Ausgang. Breivik hatte seine Verhaftung von Anfang eingeplant. Er wollte als Symbol für einen Kreuzzug der Europäer gegen den Islam im Gefängnis landen. S. hatte einen solchen Plan allem Anschein nach nicht. Er beendete seinen mörderischen Rachefeldzug, indem er sich selbst richtete.
