Nah am Wasser campierten Umweltschützer in der Nacht zu Mittwoch auf der Marschallbrücke im Regierungsviertel in Berlin. Kein vielbefahrener Verkehrsknotenpunkt, dafür aber ein symbolträchtiger Ort. Direkt vor dem Bundestag will die Umweltgruppe Extinction Rebellion auf die Auswüchse des menschengemachten Klimawandels und die Verschmutzung der Erde aufmerksam machen. Nach kurzer Schlafenszeit sollen über den Tag hinweg Aktionen durchgeführt werden. Pressesprecherin Clara Thompson: "Wir haben ein Floß dabei, wir haben ein Plastikmeer dabei, um zu zeigen, wie die Meere gerade verschmutzt werden. Und wir wollen auf die Ergebnisse des letzten Weltklimarat-Berichts aufmerksam machen." Der Weltklimarat hatte in seinem Bericht Ende September vor einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels gewarnt. Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch reduziert werde, drohten Küsten und Inseln unterzugehen. Die Bundesregierung tut in den Augen der Aktivisten, mehrerer Umweltverbände und Wissenschaftler aber zu wenig. Inken Behrmann von der Nichtregierungsorganisation Campact: "Die Regierung mit Vizekanzler Olaf Scholz hat den großen Wurf in der Klimapolitik versprochen. Und bekommen haben wir allenfalls ein Klima-Häppchen. Und so lassen wir uns nicht abspeisen. Und deswegen protestieren wir heute dafür, dass die Regierung ein neues Klimapaket verabschiedet mit wirksamen Maßnahmen oder Konsequenzen daraus zieht." Das Kabinett hat den von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) vorgelegten Gesetzentwurf am Mittwoch gebilligt. Das Klimaschutzgesetz enthält keine konkreten Maßnahmen zur CO2-Minderung, sondern nur den Kontrollmechanismus, mit dem die zuständigen Bundesministerien in die Pflicht genommen werden. Die Bewegung tut alles, was in ihrer Macht steht. Auch am Großen Stern an der Siegessäule, einer Kreuzung, an der fünf mehrspurige Straßen aufeinandertreffen, verharrten Teilnehmer in der Nacht. Die Umweltaktivisten nennen es friedlichen zivilen Ungehorsam. Ein Teilnehmer: "Es ist ja natürlich Teil der Strategie, dass irgendwo geräumt wird, vielleicht auch In-Gewahrsam-Nahmen eintreten. Ich hoffe natürlich, dass es so lange wie möglich weitergeht." Mit ihren Blockaden gehen die Klimaschützer weiter als die von Greta Thunberg ins Rollen gebrachte Bewegung "Fridays for Future": Extinction Rebellion ist nach eigenen Angaben bereit, Gesetze zu brechen, um eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Protest soll der Umweltgruppe zufolge so lange fortgesetzt werden, bis die Regierungen angemessen reagieren.
Video: Trotz Klimapaket: Umweltschützer blockieren Berlin
In der Hauptstadt haben Umweltgruppen und NGOs für mehr Klimaschutz demonstriert. Das Klimaschutzpaket der Bundesregierung ist in ihren Augen nicht effektiv genug.
