Fred Shapiro ist stellvertretender Bibliotheksdirektor und Jura-Dozent an der berühmten Yale-Universität – und er liebt Zitate. Der 68-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zitate zu untersuchen und sicherzustellen, dass sie korrekt sind. Seine Erkenntnisse teilt er mit der Öffentlichkeit im "Yale Book of Quotations", das seit 2006 von der Yale Universitiy Press herausgegeben wird und seit dem vergangenen Jahr in überarbeiteter Form als "New Yale Book of Quotations" erscheint. Das Sammelwerk enthält mehr als zwölftausend berühmte Zitate aus Politik, Geschichte, Kultur, Wissenschaft, Sport und allen anderen Bereichen menschlichen Handelns. Und für jede neue Ausgabe stellt Shapiro die Top-Ten der denkwürdigsten Zitate des Jahres zusammen.
Die meisten Top-Ten-Zitate stammen von Politikern
Im Jahr 2007 stand zum Beispiel der Satz "Don't tase me, bro!" ("Taser mich nicht, Bro!") an der Spitze der Liste. Gerufen hatte ihn der Student Andrew Meyer, als Sicherheitskräfte ihn nach kritischen Fragen an den damaligen demokratischen US-Senator John Kerry aus einem Veranstaltungssaal der Universität von Florida zerrten, und dabei einen Elektroschocker einsetzten. Der mit einer Kamera festgehaltene Vorfall wurde zu einem der ersten viralen Videomomente in der Geschichte des Internets. Innerhalb von zwei Tagen war "Don't tase me, bro!" eine der populärsten Phrasen bei Google und eines der meistgesehenen Videos. Der Satz tauchte auch als Klingelton und auf T-Shirts auf und das New Oxford American Dictionary erklärte "tase" oder "taze" zum Wort des Jahres 2007.
Zehn Jahre später führte Kellyanne Conway, Wahlkampfmanagerin des damaligen Präsidenten Donald Trump die Rangliste mit ihrer Aussage an: "Sean Spicer, our press secretary, gave alternative facts" ("Sean Spicer, unser Pressesprecher, hat alternative Fakten genannt"). Spicer hatte zuvor fälschlicherweise behauptet, Trumps Amtseinführung habe so viele Zuschauer angelockt wie keine Präsidenten-Vereidigung jemals zuvor. Der Streit um die Größe des Publikums war der erste große öffentliche Disput um die Wahrheitstreue des Weißen Hauses – am ersten Arbeitstag der Regierung von Präsident Trump.
Im vergangenen Jahr kürte Shapiro das Zitat: "The voters, the courts, and the states have all spoken", ("Die Wähler, die Gerichte und die Staaten haben gesprochen") zum Sieger. Die bemerkenswertesten Worte des Jahres 2021 stammen vom Führer der republikanischen Minderheit im US-Senat, Mitch McConnell. Er sagte sie am 6. Januar – nur wenige Stunden bevor ein von Trump aufgehetzter Mob das Kapitol stürmte, um die Ratifizierung der Wahlergebnisse zu verhindern. "Dies war ein sehr wichtiges Zitat. Er ist ein bedeutender republikanischer Führer, aber selbst er räumte ein, dass die Wahl entschieden war", begründete Shapiro seine Auswahl.
Auch für die neueste Ausgabe des "New Yale Book of Quotations" hat Shapiro wieder die seiner Ansicht nach bemerkenswertesten Zitate des Jahres zusammengestellt. In der Fotostrecke finden Sie die Top Ten aus dem Jahr 2022.
Die bemerkenswertesten Zitate 2022

Quellen: Yale University Press, Associated Press, "Ceoworld Magazine", "Washington Examiner", "Gainesville Sun"