Die überwiegende Zahl der deutschen Großstädte (ab 100.000 Einwohner) verzichtet zum Jahreswechsel auf spezielle Böllerverbotszonen oder ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk. Das geht aus einer Erhebung des stern wenige Tage vor Silvester hervor.
Demnach geben nur 22 der insgesamt 81 Stadtverwaltungen an, den Gebrauch von privater Pyrotechnik zu Jahreswechsel einschränken zu wollen, darunter sind die Millionenmetropolen Berlin, Hamburg, München und Köln.
Dort und andernorts führen die Rathäuser zur Begründung zum Beispiel die Luftverschmutzung oder Lärmbelästigung durch die Böller an, aber auch Sicherheitsfragen.
Sprengstoffgesetz verbietet Feuerwerk vielerorts
Über die eigens eingerichteten Verbotszonen hinaus gelten nach dem Sprengstoffgesetz (und nach dem gesunden Menschenverstand) Einschränkungen in allen Kommunen bundesweit. So dürfen Böller und Raketen nicht in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen sowie an "besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen", zum Beispiel mit Reet gedeckte Gebäude, Fachwerkhäuser oder Tankstellen, abgefeuert werden.
Die Kommunen kündigen im Vorfeld des Jahreswechsels an, die bundesweit geltenden Regeln und die eingerichteten Verbotszonen strikt überwachen und Verstöße konsequent verfolgen zu wollen.
Großstadt | Verbotszonen | weitere Informationen |
Aachen | auf und innerhalb des Grabenrings | ... |
Augsburg | Maximilianstraße und angrenzende Straße und Plätze | ... |
Bergisch Gladbach | nein | – |
Berlin | nördlicher Alexanderplatz, Partymeile am Brandenburger Tor, Pallassstraße in Schöneberg | ... |
Bielefeld | nein | – |
Bochum | nein | – |
Bonn | nein | – |
Bottrop | nein | – |
Braunschweig | Bereich westlich des Bohlwegs | ... |
Bremen | rund ums Rathaus | ... |
Bremerhaven | rund um den Zoo am Meer | ... |
Chemnitz | nein | – |
Cottbus | nein | – |
Darmstadt | nein | – |
Dortmund | rund um den Hauptbahnhof, rund um den Platz von Leeds | ... |
Dresden | nein | – |
Duisburg | nein | – |
Düsseldorf | Altstadt | ... |
Erfurt | nein | – |
Erlangen | nein | – |
Essen | nein | – |
Frankfurt am Main | nein | – |
Freiburg im Breisgau | rund um das Münster | ... |
Fürth | nein | – |
Gelsenkirchen | nein | – |
Göttingen | Innenstadt | ... |
Gütersloh | nein | – |
Hagen | nein | – |
Halle (Saale) | nein | – |
Hamburg | rund um die Binnenalster | ... |
Hamm | nein | – |
Hannover | Teile der Innenstadt | ... |
Heidelberg | nein | – |
Heilbronn | nein | – |
Herne | nein | – |
Hildesheim | Kesslerstraße, Lappenberg, Brühl und Marktplatz | ... |
Ingolstadt | Altstadt | ... |
Jena | nein | – |
Karlsruhe | Schlossplatz | ... |
Kassel | nein | – |
Kiel | nein | – |
Koblenz | nein | – |
Köln | Umfeld des Doms | ... |
Krefeld | nein | – |
Leipzig | nein | – |
Leverkusen | nein | – |
Lübeck | nein | – |
Ludwigshafen | nein | – |
Magdeburg | nein | – |
Mainz | nein | – |
Mannheim | nein | – |
Moers | nein | – |
Mönchengladbach | nein | – |
Mülheim an der Ruhr | nein | – |
München | Marienplatz, Fußgängerzone bis einschließlich Stachus, Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings, um den Viktualienmarkt | ... |
Münster | nein | – |
Neuss | nein | – |
Nürnberg | rund um die Nürnberger Burg, Hauptmarkt, rund um die Lorenzkirche | ... |
Oberhausen | nein | – |
Offenbach am Main | nein | – |
Oldenburg (Oldb) | nein | – |
Osnabrück | nein | – |
Paderborn | nein | – |
Pforzheim | nein | – |
Potsdam | nein | – |
Recklinghausen | nein | – |
Regensburg | nein | – |
Remscheid | Lenneper Altstadt und Stadtkern von Lüttringhausen | ... |
Reutlingen | nein | – |
Rostock | nein | – |
Saarbrücken | nein | – |
Salzgitter | nein | – |
Siegen | nein | – |
Solingen | nein | – |
Stuttgart | rund um den Schlossplatz | ... |
Trier | nein | – |
Ulm | nein | – |
Wiesbaden | Bereich des "Bowling Green" | ... |
Wolfsburg | nein | – |
Wuppertal | nein | – |
Würzburg | rund um die Domstraße, Alte Mainbrücke | ... |
Quelle: stern/eigene Erhebung, Stand: 27. Dezember 2019, alle Angaben trotz sorgfältiger Recherche ohne Gewähr.
Wie teuer ist illegales Böllern?
Wer ohne Genehmigung oder mit verbotenen Knallern böllert, dem droht mitunter eine hohe Geld- oder sogar Freiheitsstrafe. Die Bußgeldkataloge variieren je nach Bundesland und Vergehen. Wer etwa in Niedersachsen nur zu Silvester zugelassene Feuerwerkskörper außerhalb der zugelassenen Zeiten abbrennt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro rechnen. Bei illegalen Knallkörpern oder einer Gefährdung von Leib und Seele droht ein vielfaches oder sogar mehrjährige Haftstrafen. In vielen Bundesländern sieht es ähnlich aus. Eine detaillierte Übersicht gibt es hier.
Umfrage: Viele Bürger gegen Silversterknaller
Die liberale Haltung der meisten Großstädte im Umgang mit der Silvesterknallerei steht im Widerspruch zu der Meinung einer Mehrheit der Bundesbürger. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des "Redaktionsnetzwerkes Deutschland" gaben zuletzt 57 Prozent der Befragten an, für ein Böllerverbot zu Silvester aus Umwelt- und Sicherheitsgründen zu sein. 36 Prozent waren dagegen.
Der Verein Deutsche Umwelthilfe hatte kürzlich für 98 Städte in Deutschland ein generelles Böllerverbot gefordert, vor allem mit Blick auf die hohe Feinstaubbelastung.
Deutschlandweit hat die Pyrotechnik-Branche im vergangenen Jahr rund 133 Millionen Euro Umsatz mit Böllern und Raketen gemacht. Sie geht von ähnlichen Werten auch in diesem Jahr aus.
Quellen: Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz, "Redaktionsnetzwerk Deutschland", Nachrichtenagentur DPA, "Bußgeldkatalog 2020"